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Dorf Negernbötel: Grünen-Jugend pocht auf Umbenennung - Bewohner wehren sich

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Müssen sich die knapp 1000 Dorfbewohner von Negernbötel bald an einen neuen Ortsnamen gewöhnen?
Müssen sich die knapp 1000 Dorfbewohner von Negernbötel bald an einen neuen Ortsnamen gewöhnen? © Daniel Reinhardt / dpa

Rassistische Ortsnamen werden oftmals umbenannt. Doch ein Dorf in Schleswig-Holstein wehrt sich - es will auch weiterhin „Negernbötel“ bleiben.

München - Negernbötel. Wie klingt das für Sie? Würden Sie gerne in einem Ort wohnen wollen, der so heißt?

Für den Kreisverband der Grünen Jugend in Segeberg (Schleswig Holstein) ist die Antwort glasklar: Nein. Kein Ort in Deutschland sollte ihrer Meinung nach das „N-Wort“ enthalten.

„Verletzend und rassistisch“ - Grünen-Jugend schimpft über Ortsnamen Negernbötel in Schleswig-Holstein

Die Sprecher des Kreisverbandes, Lennart Stahl und Marlene Jakob, erklärten bei Instagram: „Der Ortsname N***rnbötel enthält das sehr verletzende und rassistische N-Wort“. Die Forderung: Das Dorf soll umbenannt werden!

Ganz anders sehen dies jedoch Personen, die ebenfalls sehr involviert sind: Die knapp 1000 Dorfbewohner selbst. So sagt Bürgermeister Marco Timme: „Das Thema lenkt von den eigentlichen Aufgaben im Ort ab, die angepackt werden müssen. Wir bauen eine neue Feuerwehr und bei der Kita an“, so der Ortsvorsteher zur Bild. „Da ist die Diskussion über eine Namensgebung von 1306 nachrangig.“

„Negern“ steht für „nahe“ - weil das Dorf näher am Kloster lag als ein anderes

In diesem Jahr wurde der Ort getauft, als ein weiteres Dorf zum Kloster Segeberg kam. „Bötel“ bedeutet vermutlich „Wohnstätte“ und stammt vermutlich aus dem Niedersächsischen, wie auf der Dorf-Website nachzulesen ist. Man musste beide Dörfer unterscheiden, da es sonst zwei „Botele“ gegeben habe. Weil Negernbötel näher am Kloster lag, erhielt es den Zusatz „negern“ - für näher. Im Gegensatz dazu heißt die andere Siedlung Fehrenbötel - „fehren“ für fern.

Mit diesem Hintergrundwissen fällt es schon leichter zu verstehen, warum die Bürger keinen Anstoß an ihrem Dorfnamen finden.

Die Grünen wiederum stellen klar, dass sie um den Ursprung wissen: „Der Ortsname hat keinen rassistischen Ursprung“, schreiben sie. Dabei sei in der Frage „für uns nicht nur die Herkunft an sich wichtig, sondern auch das Anerkennen der plattdeutschen Sprache und der Kultur. Wir haben vollstes Verständnis dafür, dass Menschen die plattdeutsche Kultur und plattdeutsche Ortsnamen schützen wollen und an dieser Tradition hängen.“

Grüne: „Plattdeusch ist keine sehr weit verbreitete Sprache mehr“

Die Grünen weiter: „Gleichzeitig ist es aber wichtig anzuerkennen, dass Plattdeutsch eben keine sehr weit verbreitete Sprache mehr ist und, dass der Ortsname heute für die allermeisten Menschen keine Assoziation mit der plattdeutschen Sprache auslöst.
Wer heute den Namen liest, assoziiert den Ortsnamen mit dem rassistischen, Jahrhunderte zur Unterdrückung von Schwarzen Menschen genutzten, N-Wort.“

Die Vertreter der Grünen-Jugend werfen den Dorfbewohnern keinen Rassismus vor: „Natürlich bedeutet das nicht, dass die Einwohner*innen des Dorfes rassistisch sind, aber es bedeutet, dass wir ein Wort, welches für Rassismus, Unterdrückung und Mord an Black, Indigenous, People of Color steht, ehren und uns keine Gedanken darüber machen.“

Beide Seiten haben valide Argumente. Umbenennungen liegen im Trend: Auch die Zigeunersoße heißt ja nun anders.

Bleibt die Frage, ob sich für Sie die Antwort geändert hat: Wären Sie gerne ein „Negernbötler“, oder nicht? -*Merkur.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA.

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