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„Am nächsten Tag wären alle tot gewesen“: Heizungsbauer rettet Hausbewohner

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Von: Miriam Haberhauer

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Wegen erhöhter Kohlenmonoxidwerte alarmiert ein Heizungstechniker die Rettungskräfte. Auch zwei weitere Häuser müssen daraufhin evakuiert werden.

Trosdorf – Am Sonntagabend bemerkten Hausbewohner in Trosdorf (Landkreis Bamberg) einen seltsamen Geruch und riefen zunächst den Heizungsbauer. Eine erste Messung ergab einen CO-Wert von rund 250 ppm – der erlaubte Höchstwert liegt bei 30. Geistesgegenwärtig alarmierte der Handwerker daraufhin die Feuerwehr – und rettete damit womöglich zahlreiche Leben.

CO-Belastung durch Holzpellets: Hausbewohner evakuiert

Bereits vor dem Eintreffen der Rettungskräfte hatte der Heizungsbauer die fünf Hausbewohner evakuiert. Bei der Suche nach der Ursache des Geruchs stießen die Einsatzkräfte auf Holzpellets, welche für die erhöhte Kohlenmonoxid-Konzentration verantwortlich waren. Die gepressten Pellets waren zu früh ausgeliefert worden und produzierten deshalb das Gas.

Die Pellets wurden durch eine Fachfirma abgesaugt und abtransportiert, „um an der freien Luft auszugasen und eine Temperatursenkung herbeizuführen“, so Sebastian Pflaum, Sprecher der Kreisbrandinspektion Bamberg gegenüber Merkur.de. Um weitere Gefahrenquellen auszuschließen, ermittelten die Einsatzkräfte über die Pellets-Firma weitere Betroffene, welche mit den Pellets beliefert worden waren. Im Landkreis Bamberg betraf dies jeweils ein Haus in Trunstadt und in Oberhaid. 

Weitere Häuser betroffen: Polizeiinspektion nimmt Ermittlungen auf

Messungen durch die Feuerwehr ergaben kurze Zeit später im betroffenen Haus in Trunstadt Werte von 70 ppm. Zudem zeigte eine Kontrolle mit der Wärmebildkamera, dass die Temperatur in den Pellets, ausgelöst durch den Gärprozess, bereits bei über 60 Grad lag. Um einer möglichen Selbstentzündung der Pellets vorzubeugen, entfernten die Einsatzkräfte sie auch aus diesem Haus. Sechs Bewohner wurden evakuiert, nach Angaben der Feuerwehr hätten diese den nächsten Morgen womöglich nicht erlebt. „Am nächsten Tag wären alle tot gewesen“, sagt Pflaum gegenüber NEWS5.

Auch in Oberhaid zeigten die Messungen stark erhöhte CO-Werte von 150 ppm. Die sechs Hausbewohner wurden evakuiert und die Pellets mittels Schubkarren und Radlader abtransportiert. Die Polizeiinspektion Bamberg-Land nahm nach dem Vorfall die Ermittlungen auf.

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Kohlenstoffmonoxid-Vergiftung: „Lautloser Tod“

Kohlenstoffmonoxid ist ein „anorganisches farbloses, geschmackloses und geruchsloses Gas“, erklärt Pflaum. Eine gefährliche Kombination: Menschen können es weder riechen, schmecken, sehen noch hören. „CO bindet sich 300-mal besser als Sauerstoff an das sauerstoff-transportierende Hämoglobin, was zu einer Blockierung des Sauerstofftransports und damit zu einer Sauerstoffunterversorgung führt“, so Pflaum weiter.

Erste Symptome können Übelkeit, Erbrechen, Sehstörungen, Konzentrationsschwächen, Schwindel und Kopfschmerzen sein. Ist der Betroffene dem CO über eine längere Zeit ausgesetzt, können Verwirrtheit, Bewusstlosigkeit, Atem- und Herzrhythmusstörungen dazukommen. „Und das ist eben genau die Gefahr, das ist der lautlose Tod“, beschreibt Pflaum gegenüber NEWS5.

CO-Belastung regelmäßig kontrollieren – Keine gesetzliche Vorschrift

Eine weitere Gefahr: Kohlenmonoxid kann sich selbst in geschlossenen Räumen rasant ausbreiten. „Auch eine Ausbreitung durch Wände und Decken und über mehrere Ebenen ist möglich“, so der Kreisbrandmeister im Gespräch mit Merkur.de. Gesetzlich vorgeschrieben sind CO-Melder bislang nicht, Pflaum empfiehlt dennoch, sie in Wohnräumen mit Kamin, Heizungs- und Lagerräumen von Holzpellets zu installieren. Auch regelmäßige Kontrolle seien wichtig, um der Gefahr einer potenziellen CO-Vergiftung entgegenzuwirken.

Gas ist teuer, weil Lieferländer wie die USA und Katar horrende Summen dafür verlangen. Doch auch Holzpellets aus heimischer Produktion haben sich im Preis mehr als verdoppelt.

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