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Corona-Lage in Nordkorea spitzt sich zu: Zahl der Infektionen steigt – Bevölkerung ungeimpft

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Von: Isabel Wetzel, Sophia Lother, Natascha Terjung

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Erstmals seit Beginn der Pandemie bestätigt Nordkorea einen Corona-Ausbruch. Die Lage verschärft sich offenbar rapide.

Update vom Mittwoch, 18. Mai, 11.45 Uhr: Angesichts des sich verschlimmernden Corona-Ausbruchs in Nordkorea hat Staatschef Kim Jong-un seine Beamten scharf kritisiert. Laut Angaben der Nachrichtenagentur Agence France-Presse (AFP) soll Kim Jong-un bei einer Sitzung des Politbüros der Regierungspartei am Dienstag (17. Mai) gesagt haben, dass die „nicht-positive Haltung, die Nachlässigkeit und die Untätigkeit führender Beamter des Staates“ dazu beitrage, dass der Staat die Krise nicht bewältigen könne.

Nordkorea habe vergangene Woche erstmals seit Beginn der Pandemie Corona-Fälle gemeldet. Daraufhin habe der koreanische Staatschef einen landesweiten Lockdown veranlasst und dem Militär befohlen, das marode Gesundheitssystem zu unterstützen. Deshalb sind laut Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur KCNA 3000 Militärsanitäter im Einsatz, um die Medikamentenversorgung sicherzustellen.

Corona-Ausbruch in Nordkorea: Weltgesundheitsorganisation ist „zutiefst besorgt“

Mittlerweile liegt die Zahl der bekannten Fälle bei mehr als 1,7 Millionen, die Zahl der Todesfälle gab KCNA mit 62 an. Kim Jong-un habe zudem angekündigt, „die gesamte Partei wie einen aktiven Vulkan zu erwecken“, um die Ausbreitung des Corona-Virus zu bekämpfen. Seine Familie habe zudem Medikamente gespendet, die in der südlichen Provinz Hwanghae verteilt worden sein sollen, heißt es bei AFP. So wolle der koreanische Staatschef seinen persönlichen Einsatz bei der Bekämpfung des Corona-Ausbruchs in Korea unterstreichen.

Nordkorea hat vor wenigen Tagen offiziell Corona-Fälle bestätigt. Das Land befindet sich im Lockdown. Das Bild zeigt Mitarbeiter einer Strickwarenfabrik, die den Arbeitsbereich desinfizieren.
Nordkorea hat vor wenigen Tagen offiziell Corona-Fälle bestätigt. Das Land befindet sich im Lockdown. Das Bild zeigt Mitarbeiter einer Strickwarenfabrik, die den Arbeitsbereich desinfizieren. © Jon Chol Jin/dpa

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) sei „zutiefst besorgt über das Risiko einer weiteren Ausbreitung von Covid-19 in dem Land“, wird WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus zitiert. Er habe darauf aufmerksam gemacht, dass „die Bevölkerung nicht geimpft ist und viele Grunderkrankungen haben, die sie dem Risiko einer schweren Erkrankung und des Todes aussetzen“. Südkorea hatte dem abgeschotteten Nachbarland Hilfe angeboten, bisher aber noch keine Antwort erhalten, erklärte eine Sprecherin des Verteidigungsministeriums am Mittwoch (18. Mai). Die humanitäre Hilfe in einer Notlage könnte der Start eines Dialogs zwischen den Nachbarstaaten sein.

Corona-Lage in Nordkorea spitzt sich zu: Mehr als 1,2 Millionen Infektionen und zahlreiche Todesfälle gemeldet

Update vom Montag, 16. Mai, 11.30 Uhr: Die Corona-Lage in Nordkorea spitzt sich dramatisch zu. Am Donnerstag (12. Mai) hatte das abgeschottete Land erstmals seit Beginn der Pandemie einen Ausbruch des Virus bestätigt. Seitdem starben laut Staatsmedien, die sich auf Informationen des nordkoreanischen Notfallzentrums zur Epidemie-Prävention beziehen, mindestens 50 Menschen und mehr als 1,2 Millionen erkrankten an dem „unbekannten Fieber“, wie es hieß. Machthaber Kim Jong-un sprach von einer „großen Katastrophe“ und „historischem Umbruch“ und rief zu einem entschlossenen Kampf gegen die Epidemie auf. Für alle Städte und Provinzen im Land wurde daraufhin ein „völliger Lockdown“ ausgerufen.

Nordkorea hatte bereits Anfang 2020 seine Grenzen abgeriegelt, um sich vor der Pandemie zu schützen, und behauptete lange, coronafrei zu sein. Die Angaben stießen im Ausland allerdings auf Skepsis. Das abgeschottete und autoritär regierte Land vermeidet auch weiterhin, die Krankheit direkt beim Namen zu nennen. Stattdessen ist von der „Ausbreitung der Epidemie“ und „Fieber-Todesfällen“ die Rede.

Corona in Nordkorea: Machthaber Kim Jong-un kritisiert die Gesundheitsbehörden in seinem Land

Kim Jong-un übte laut der staatlichen Nachrichtenagentur KCNA nun „scharfe Kritik“ an der „unverantwortlichen Arbeitseinstellung“ der zuständigen Beamten im Kabinett und den Gesundheitsbehörden. Der Machthaber beanstandete demnach insbesondere, dass die Apotheken nicht rund um die Uhr geöffnet sind und überprüfte, welche fiebersenkenden und antibiotischen Mittel die Apotheken in Pjöngjang vorrätig hätten. Er habe daraufhin angeordnet, dass das Militär die Medikamenten-Versorgung in der Hauptstadt Pjöngjang „sofort stabilisiere“, berichtete KCNA am Montag. 

Wie viele der bislang gemeldeten „Fieber“-Todesfälle auf das Coronavirus zurückzuführen sind, blieb zunächst unklar. Das Land verfügt laut Experten über eines der schlechtesten Gesundheitssysteme der Welt. Die Krankenhäuser sind schlecht ausgestattet und verfügen nur über wenige Intensivstationen. Medikamente zur Behandlung von Covid-19 und Kapazitäten für Massentests sind demnach gar nicht vorhanden. Hinzu kommt, dass von den 25 Millionen Einwohnern Nordkoreas kaum jemand gegen das Coronavirus geimpft ist.

Kim Jong-un rügte die zuständigen Stellen in Nordkorea dafür, seit dem Corona-Ausbruch keine ausreichende Versorgung mit medizinischen Mitteln zu gewährleisten. (Das Bild wurde von Dritten zur Verfügung gestellt und Authentizität, Ort, Datum und Inhalt können nicht unabhängig überprüft werden)
Kim Jong-un rügte die zuständigen Stellen in Nordkorea dafür, seit dem Corona-Ausbruch keine ausreichende Versorgung mit medizinischen Mitteln zu gewährleisten. (Das Bild wurde von Dritten zur Verfügung gestellt und Authentizität, Ort, Datum und Inhalt können nicht unabhängig überprüft werden) © AFP Photo/KCNA via KNS

Südkorea hat seinem abgeschotteten Nachbarland jetzt erneut Hilfe im Kampf gegen die drohende Omikron-Welle angeboten und will Corona-Impfstoffe sowie andere medizinische Versorgungsgüter liefern. Es ist jedoch unklar, ob das Land die Lieferungen akzeptiert. Bisher lehnte Kim Jong-un die Angebote der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sowie Chinas und Russlands ab. Die erste offizielle Bestätigung des Ausbruchs könne internationalen Beobachtern zufolge aber ein Zeichen dafür sein, dass die Regierung bald Unterstützung annimmt.

Nordkorea meldet ersten Corona-Ausbruch: „Schwere Lebensmittelknappheit und Chaos“ befürchtet

Erstmeldung vom Donnerstag, 12. Mai: Seoul – Seit Beginn der Corona-Pandemie kämpfen Staaten weltweit gegen schier nicht enden wollende Infektionswellen. Laut Johns-Hopkins-University wurden bereits über 519 Millionen Ansteckungen mit dem Coronavirus verzeichnet. Doch während die Meldungen von Neuinfektionen vielerorts kein Ende zu nehmen schienen, blieb ein Land nach eigenen Angaben verschont: Nordkorea.

Nun scheint das jedoch vorbei zu sein. Das international isolierte Nordkorea hat den ersten Corona-Ausbruch seit Pandemie-Beginn vor über zwei Jahren vermeldet. Die staatliche Nachrichtenagentur KCNA erklärte am Donnerstag (12. Mai), es handle sich um einen „schweren nationalen Notfall“. Nordkoreas Staatschef Kim Jong Un kündigte landesweite Lockdowns an.

Corona in Nordkorea: Erster Ausbruch seit Pandemie-Beginn gemeldet – Lockdown verhängt

KCNA zufolge stimmten Proben von Patientinnen und Patienten, die am Sonntag (8. Mai) in der Hauptstadt Pjöngjang mit Fieber erkrankt waren, mit der hochansteckenden Omikron-Variante BA.2 überein. Kim erklärte daraufhin bei einer Dringlichkeitssitzung des Politbüros, das Land werde ein „maximales“ Quarantäneprotokoll einführen, um den Ausbruch einzudämmen. Ziel sei, die „Wurzel innerhalb kürzester Zeit zu beseitigen“. Kim fügte hinzu, dass Nordkorea „aufgrund des hohen politischen Bewusstseins des Volkes die Notlage sicher überwinden und das Notstandsquarantäneprojekt gewinnen“ werde.

Kim rief zu strengeren Grenzkontrollen und Abriegelungsmaßnahmen auf. KCNA zufolge forderte der Machthaber die Behörden auf, „die Ausbreitung des bösartigen Virus vollständig zu verhindern, indem sie ihre Gebiete in allen Städten und Bezirken des Landes gründlich abriegeln“. Alle wirtschaftlichen Tätigkeiten würden so organisiert, dass jede Produktionseinheit „isoliert“ sei, um die Ausbreitung der Krankheit zu verhindern.

Kim Jong Un bei einer Militärparade in Pjöngjang anlässlich des 90-jährigen Bestehens der Koreanischen Revolutionären Volksarmee. (Archivfoto)
Kim Jong Un bei einer Militärparade in Pjöngjang anlässlich des 90-jährigen Bestehens der Koreanischen Revolutionären Volksarmee. (Archivfoto) © KCNA/dpa

Die in Seoul ansässige Fachwebsite NK News berichtete, dass Gebiete in Pjöngjang bereits seit zwei Tagen abgeriegelt seien und es Berichte über Panikkäufe gebe.

Corona-Ausbruch in Nordkorea: Gesundheitssystem könnte mit Ausbruch nur schwer zurechtkommen

Das Land hatte sich Anfang 2020 selbst abgeschottet, um sich vor der Pandemie zu schützen. Bis Donnerstag hatte Nordkorea keinen einzigen Fall von Covid-19 bestätigt. Analysten zufolge würde Nordkoreas Gesundheitssystem mit einem größeren Virusausbruch nur schwer zurechtkommen.

Nordkorea ist von Ländern umgeben, die allesamt schwere Omikron-Ausbrüche hatten. In Südkorea ist die jüngste Infektionswelle seit März wieder stark zurückgegangen, Seoul hat vor kurzem fast alle Beschränkungen aufgehoben. China kämpft mit harten Lockdowns gegen Corona-Ausbrüche in mehreren Provinzen, die Wirtschaftsmetropole Shanghai ist seit Wochen abgeriegelt.

Experten über Corona-Ausbruch in Nordkorea: „Gesundheitssituation muss ernst sein“

„Damit Pjöngjang öffentlich Omikron-Fälle zugibt, muss die Gesundheitssituation ernst sein“, sagte Leif-Eric Easley, Professor an der Ewha-Universität in Seoul. „Pjöngjang wird wahrscheinlich die Abriegelungsmaßnahmen verstärken, obwohl das Scheitern der chinesischen Null-Covid-Strategie darauf hindeutet, dass dieser Ansatz gegen die Omikron-Variante nicht funktionieren wird.“

Nordkorea-Experte Cheong Seong Chang vom Sejong-Institut zufolge wird Nordkorea versuchen, so strenge Maßnahmen wie in Shanghai zu vermeiden, wo die Bürger „praktisch in ihren Wohnungen eingesperrt sind“. Doch selbst weniger strenge Maßnahmen würden zu einer „schweren Lebensmittelknappheit und dem gleichen Chaos führen, mit dem China jetzt konfrontiert ist“, sagte er.

Anders als die Nachbarländer ist in der nordkoreanischen Bevölkerung vermutlich kaum jemand gegen das Virus geimpft. Nordkorea hatte bislang Impfstoffangebote von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sowie China und Russland abgelehnt. Die Annahme von Corona-Impfstoffen im Rahmen des Covax-Programms der WHO „erfordert Transparenz darüber, wie die Impfstoffe verteilt werden“, erklärte Go Myong Hyun, Forscher am Asan Institute for Policy Studies. Deshalb habe Nordkorea abgelehnt, so der Experte. (slo/ter/AFP)

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