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Klima-Forscher in Sorge: „Extreme Hitzewellen“ im Meer – El Niño könnte Lage verschärfen

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Von: Nina Brugger

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Der Klimawandel lässt die Temperaturen steigen – doch nicht nur an Land. Auch die Meere werden immer wärmer. Ein Wetterphänomen trägt dazu bei.

Bremen – Es ist seit Ende April ungewöhnlich heiß in Teilen Europas. Während es eigentlich erst im Sommer derartige Temperaturen haben sollte, herrschen in Andalusien oder auf Mallorca derzeit bis zu 35 Grad Celsius – Tendenz steigend. Auch in Frankreich herrscht Dürre und Wasserknappheit. Doch nicht nur das europäische Festland ist vom Klimawandel betroffen. Gerade die Meere leiden unter den Hitzewellen. Das führte jetzt zu neuen Rekord-Temperaturen in den Gewässern, auch durch den Einfluss des Wetterphänomens El Niño.

Seit 2016: Neue Rekord-Temperaturen in den Meeren

Die Meere leiden – nicht nur unter der Verschmutzung durch Plastik, sondern auch unter dem Klimawandel: Seit Beginn der Satellitenaufzeichnung lag die Oberflächentemperatur der Ozeane mit 21,1 Grad Celsius noch nie so hoch wie jetzt. Was offenbar viele Klimaforscher erstaunt ist, dass der Rekord nun schon mehrere Wochen anhält. Wie Forscherin Moninya Roughan im The Conversation schreibt, wird sogar noch ein weiteres Ansteigen der Temperaturen erwartet. Der bisherige Höchstwert von 2016 lag bei 21 Grad Celsius – der neue Wert ist also um 0,1 Grad höher.

Was nach wenig klingt, hat bedeutsame Auswirkungen. Während 2016 die Temperatur wieder kontinuierlich absank, ist sie in diesem Jahr gleichbleibend. „Das ist besorgniserregend“, befand Anders Levermann, Professor für die Dynamik des Klimasystems und Leiter der Abteilung Komplexitätsforschung am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK), laut Süddeutscher Zeitung: „Wir verlassen den Klimabereich, den wir kennen und kommen immer mehr in unbekanntes Terrain.“ Dem Experten zufolge ist das Ökosystem eher gleichbleibende Bedingungen gewohnt und kann mit Schwankungen weniger gut umgehen.

Sonnenaufgang über dem Meer
So warm wie noch nie: Rekord-Temperaturen in den Meeren  © Lane Oatey/imago

Einfluss durch El Niño? Forscher prognostizieren hohe Temperaturen für 2023

Dazu kommt El Niño, der weltweit das Wetter und die Ozeane beeinflusst. Dieses Wetterphänomen tritt alle zwei bis sieben Jahre auf. Dabei erwärmen sich die Wassertemperatur im zentralen und östlichen Pazifik. Außerdem verändern sich die Meeresströmungen und die Winde wechseln ihre Richtung. El Niño hat dabei Einfluss auf das globale Klima –mit Dürren, Überschwemmungen und Stürme als eventuelle Folge. In Kombination mit dem Klimawandel könnten 2023 neue Hitzerekorde erreicht werden.

Ein Indiz für das Auftreten von El Niño ist eine plötzlich auftretende Erwärmung des pazifischen Meeres. Weist der zentrale oder östliche Pazifik kurzfristig einen deutlichen Temperaturanstieg auf, wie er aktuell vor der Küste Südamerikas auftritt, spricht dies für das bevorstehende Wetterphänomen. „Wir erwarten einen El Niño, daher passt das sehr gut“, meinte PIK-Forscher Levermann zur SZ. Klimaforscher Alex Sen Gupta von der University of New South Wales erklärte dem Guardian: „Es ist ungewöhnlich, dass so viele extreme marine Hitzewellen zur gleichen Zeit auftreten.“

Laut spektrum.de könnte El Niño nach Meinung verschiedener Wetterexperten das Mittel der globalen Temperatur um 0,2 Grad Celsius erhöhen. Trifft dies ein, wäre die Erde im Jahr 2023 um 1,5 Grad Celsius wärmer sein könnte als vor dem Zeitalter der Industrialisierung.

Hohe Meeres-Temperatur: Klimawandel hat starke Folgen

Dass die Ozeane einen starken Einfluss auf das globale Klima haben, zeigten die Ergebnisse einer aktuellen Studie von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus über 20 Institutionen. Die Meere konnten demnach bislang 89 Prozent der zusätzlichen Hitze, die durch den Klimawandel entsteht, verarbeiten. Doch auch wenn die Erwärmung zu Wasser langsamer als an Land vonstattengeht, leidet das Ökosystem auch hier unter der Hitze. Die höhere Temperatur erhöht das Wasservolumen und lässt den globalen Meeresspiegel steigen. Das hat Einfluss auf Meeresbewohner und Menschen an Land gleichermaßen.

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