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40 Erstklässler drohen sitzenzubleiben: Rektorin zeigt sich schockiert - Schulbehörde alarmiert

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Von: Momir Takac

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An einer Grundschule in Ludwigshafen werden wohl 40 Kinder die erste Klasse wiederholen müssen. Die Rektorin ist schockiert, die Schulaufsicht alarmiert.

Ludwigshafen - In einer Grundschule in Rheinland-Pfalz werden aller Voraussicht nach rund 40 Kinder das Schuljahr wiederholen müssen. Dabei geht es nicht um den Übertritt auf eine weiterführende Schule. Es sind alles Erstklässler, die an der Gräfenauschule in Ludwigshafen wohl sitzenbleiben werden.

„Die extrem hohe Zahl ist erschreckend. Im vergangenen Jahr waren es 23 oder 24“, sagt Barbara Mächtle. Die Rektorin ist schockiert. Zwar gebe es auch in anderen Klassenstufen Wiederholer, „aber bei weitem nicht so viele“. Die Schule befindet sich im Stadtteil Hemshof, wo viele Migranten leben.

40 Schüler müssen erste Klasse wiederholen - Rektorin ist schockiert

„Hier hatten schon immer etwa 98 Prozent der Kinder einen Migrationshintergrund“, sagt Mächtle, die seit 2004 an der Gräfenauschule ist. „Aber die Zusammensetzung der Bevölkerung im Stadtteil Hemshof hat sich in den vergangenen 20 Jahren stark verändert.“ Viele Kinder sprechen nur schlecht oder gar kein Deutsch, die meisten waren nur kurz oder gar nicht in einem deutschen Kindergarten. „Wer hier aufwächst, braucht nicht zwingend Deutsch zu lernen, aber in der Schule brauchen die Kinder es.“

Das bestätigt auch eine Familie, die aus den Niederlanden nach Ludwigshafen gezogen war, und ihren sechsjährigen Sohn in der Schule hat. „Die meisten können gar kein oder nur schlecht Deutsch.“ Und weiter: „Viele der Lehrer sind mehrsprachig, reden mit den Kids Türkisch oder Albanisch“, sagte die Mutter der Bild.

Barbara Mächtle, Rektorin der Gräfenauschule in Ludwigshafen, sitzt auf einer Schulbank.
Barbara Mächtle ist Rektorin der Gräfenauschule, wo 40 Kinder die erste Klasse wohl wiederholen müssen. © picture alliance/dpa | Uwe Anspach

40 Erstklässler drohen sitzenzubleiben - Schulbehörde ist alarmiert

„Viele sagen, die Eltern sollen mal machen, aber die geben meist ihr Bestes. Ich habe Kinder, die waren zwei Jahre auf der Flucht. Da war nicht viel mit Schule“, erklärt Mächtle. „Es fehlen die Vorläuferfähigkeiten. Es geht nicht nur darum, eine Schere richtig zu halten, sondern auch darum, sich in der Gruppe richtig zu verhalten.“

Die Behörden sind alarmiert. Der Schulaufsicht in Rheinland-Pfalz sei bisher kein Fall bekannt, bei dem eine Schule mit solch gravierendem Hinweis wie in Ludwigshafen an die Behörde herangetreten ist, sagt ein Sprecher des Landesbildungsministeriums. Dass ein so hoher Anteil eines Schuljahrs als gefährdet benannt werde, sei ungewöhnlich. Die Zahl 40 stehe aber noch nicht fest. Die Entscheidung falle im Laufe des Schuljahrs.

40 Kinder müssen erste Klasse wohl wiederholen - Rektorin will für Schule kämpfen

Mächtle räumt zwar ein, dass die Lage an ihrer Schule an der Substanz nagt, doch Resignation kommt für sie nicht infrage. „Ich möchte diese Menschen unterstützen und nicht den Kopf in den Sand stecken. Solange ich die Kraft habe, werde ich für diese Schule kämpfen“, sagt die Rektorin. In Hessen wurden Kinder einer Schule von bewaffneten Bundeswehr-Soldaten in Angst versetzt. In Wermelskirchen sollen Schüler vom Unterricht ausgeschlossen worden sein, weil sie Jogginghosen trugen. (mt/dpa)

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