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Auslöser von Muskelsucht: Forschung entdeckt Zusammenhang zur Erziehung

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Von: Felina Wellner

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Eltern und ihre Erziehung beeinflussen die Entwicklung ihrer Kinder. Das kann auch unschöne Effekte mit sich ziehen: Neuen Forschungserkenntnissen zufolge zählt auch die Sucht nach Muskeln dazu.

Syke – Mehr ist mehr: Gemäß diesem Motto streben Menschen mit einem Adonis-Komplex ununterbrochen nach einem Muskelaufbau. Dabei handelt es sich überwiegend um Männer, die sich auch dann noch schmächtig fühlen, wenn der Körper für andere fast ausschließlich aus Muskelmasse zu bestehen scheint. Forschende haben kürzlich einen väterlichen Einfluss auf die Entstehung einer Muskelsucht (auch: Muskeldysmorphie) aufgedeckt.

Schlechte Vater-Sohn Beziehung: Deshalb kann sie zu einem Adonis-Komplex führen

Egal ob Alkohol-, Mager- oder auch Muskelsucht – derartige Verhaltensauffälligkeiten kommen nicht von ungefähr. Die Ursachen sind zumeist sehr individuell und vielschichtig. Ein internationales Team aus vier Sportwissenschaftlern und Psychologen haben den Adonis-Komplex anhand von über 500 männlichen Probanden genauer unter die Lupe genommen. Ihre Erkenntnisse veröffentlichten sie in der Fachzeitschrift Personality and Individual Differences: Eine schlechte Beziehung zum eigenen Vater kann mit vulnerablem Narzissmus einhergehen und eine Muskelsucht indirekt befeuern.

Vulnerabler Narzissmus

Ähnlich wie grandiose Narzissten, streben auch vulnerablen Narzissten nach Bewunderung und agieren sehr selbstbezogen. Das geht mit einem hohen Anspruch an sich selbst einher. Ein Unterschied zeigt sich allerdings in der Verletzlichkeit und dem eher introvertierten Auftreten vulnerabler Narzissten. Sie haben Angst vor Kritik und agieren aufbrausend oder defensiv, wenn das eigene Können infrage gestellt wird.
Quelle: WDR

Das ständige Pumpen für immer mehr Muskeln kann für Betroffene eine Strategie sein, um mit dem Gefühl umzugehen, nicht gut genug zu sein – das durch toxisches Verhalten väterlicherseits befördert werden kann. Anknüpfende Forschungen könnten die beobachteten Zusammenhänge bestätigen. Das Forschungsteam empfiehlt dabei ein Längsschnittdesign und somit das Verhalten und die Beweggründe der Probanden über einen längeren Zeitraum zu untersuchen.

Muskelsucht behandeln: Das bedeuten die Forschungs-Erkenntnisse für die Praxis

Um fit und gesund zu bleiben, ist es grundsätzlich wichtig, dass wir uns ausreichend bewegen, schon fünf Minuten können die Gesundheit verbessern. Auch gezieltes Krafttraining und Muskelaufbau ist für die Fitness wichtig. Ein Suchtverhalten kann allerdings negative Folgen haben. Oftmals ignorieren Betroffene ihre körperlichen Grenzen und nehmen Muskelaufbaupräparate zu sich. Laut Angaben des Bundesinstituts für Risikobewertung enthalten diese Präparate oftmals Anabolika mit gefährlichen Nebenwirkungen. Zu diesen zählen unter anderem Leberfunktionsstörungen und Aggressivität.

Ein Bodybuilder pausiert im Fitnessstudio.
Forschung bestätigt: Hinter dem Muskelwahn kann auch eine verletzliche Seite stecken. (Symbolfoto) © Imago

Die Ursachen für die Entstehung einer Sucht müssen aufgedeckt werden, um sie wirksam zu behandeln. Das Forschungsteam legt deshalb nahe, bei einer Diagnose auch die Gefühle und Wahrnehmungen der Betroffenen gegenüber ihrer Väter zu untersuchen. Wenn es sich um Menschen mit vulnerablen Narzissmus-Tendenzen handelt, ist es besonders wichtig, dass sie sich von ihren Ärzten und Therapeuten verstanden fühlen. (Felina Wellner)

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