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Leistung von 200 AKW: Größtes Kraftwerk der Welt entsteht in der Nordsee

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Von: Helmi Krappitz

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Die Nordsee soll das „grüne Kraftwerk Europas“ werden. Bis 2050 soll die Windenergie 300 Gigawatt betragen – das beschlossen die Regierungschefs von neun Ländern.

Ostende – Windenergie aus der Nordsee soll zukünftig boomen. Beim zweiten Nordsee-Gipfel am Montag (24. April) haben Regierungschefs von neun Ländern eine Erklärung zum Ausbau von Windparks vor der Küste der Nordsee unterzeichnet– diese soll so zum grünsten Kraftwerk Europas werden. „Mit der Nordsee haben wir das Energie-Powerhouse quasi vor der Haustür“, sagte Bundeskanzler Olaf Scholz. Die Nordsee solle schon bald maßgeblich zur Energieversorgung Europas beitragen.

Offshore-Windparks in der Nordsee: 300 Gigawatt bis 2050 - das entspricht der Leistung von 200 AKWs

Der Bau der Offshore-Windkraftanlagen in der Nordsee soll vorangetrieben werden. Ziel ist eine Leistung von 120 Gigawatt bis 2030. Bis 2050 sollen sogar 300 Gigawatt in der Nordsee erzeugt werden. Zum Vergleich: Ein durchschnittliches AKW hat eine Nennleistung von etwa 1,4 Gigawatt - die Leistung des Nordsee-Windparks könnte nach dem Ausbau so viel Energie wie rund 200 AKWs erzeugen.

Man könne damit 300 Millionen Haushalte mit Energie versorgen, so Belgiens Regierungschef Alexander De Croo. Nun gehe es darum, diese Ziele umzusetzen. „Dies bedeutet, dass wir standardisieren müssen, dass wir besser zusammenarbeiten müssen, dass wir die Lieferketten synchronisieren müssen.“ Es gehe darum, Europa bei Energiefragen unabhängig zu machen und die Industrie zu halten. Insgesamt waren Regierungschefs von neun Ländern – vertreten neben Deutschland und Belgien auch die Niederlande, Frankreich, Norwegen, Dänemark, Irland, Luxemburg und Großbritannien. Auch Vertreter der Industrie waren vor Ort.

„Wir als Europäer nehmen unser Schicksal selbst in die Hand“, sagte De Croo. Der einzige Weg, echten Fortschritt bei dem Wandel hin zu einer grünen Wirtschaft zu erzielen, sei die Zusammenarbeit europäischer Länder. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen sagte, die Ostende-Erklärung werde „uns den nötigen Rückenwind geben, um den Weg zur Klimaneutralität einzuschlagen“.

Größtes Kraftwerk der Welt entsteht: Offshore-Windkraft in der Nordsee soll Europa versorgen.
Größtes Kraftwerk der Welt entsteht: Offshore-Windkraft in der Nordsee soll Europa versorgen. © agrarmotive/Imago

Windenergie: Bürokratie und Netzausbau müssen angepasst werden

Es sei noch einiges zu tun, betonte Scholz beim Treffen. „Wir müssen schneller werden“, sagte der SPD-Politiker. „Bei der Identifikation von Flächen, bei Genehmigungen, beim Bau von Anlagen und Netzen dürfen wir keine Zeit mehr verlieren.“ Viele Gesetze in der EU und in Deutschland müssen geändert werden, um den Ausbau erneuerbarer Energie anzukurbeln. Zudem sei es hilfreich, dass auch die Industrie bei dem Nordsee-Gipfel vertreten sei, denn in den Unternehmenszentralen müssten jetzt auch Entscheidungen getroffen werden.

Auch der Netzausbau müsse ebenso schnell vorangehen wie der Ausbau der Produktion, erklärte der Bundeskanzler. Denn die industriellen Zentren lägen oft nicht an der Küste. „Die Energieleitungen sind Lebensadern Europas. Wir produzieren Energie längst nicht mehr nur für uns selbst, sondern auch für unsere Nachbarn und umgekehrt“, sagte er.

Nordsee-Energie: Branchenvertreter drängen auf Finanzhilfen

Um das Ziel zu erreichen, müssen ausreichende Mittel mobilisiert werden, erklärte der Politikreferent des Verbands WindEurope, Pierre Tardieu vor dem Gipfel in Ostende. „Nicht wenige Mittel fließen in die Innovation, aber auch in existierende Produktionsstrukturen muss investiert werden, um die Kapazität zu verdoppeln oder zu verdreifachen“, betonte er. Zuletzt hatte die EU-Kommission die nötigen Finanzmittel für die Windkraft auf 800 Milliarden Euro gesetzt.

Der Ausbau der Offshore-Windenergie kam in Deutschland und der EU zuletzt nur langsam voran. Im vergangenen Jahr erzeugten die neun Staaten nach Angaben der belgischen Regierung rund 30 Gigawatt Offshore-Windenergie. Etwa 8 Gigawatt kamen aus Deutschland, davon der Großteil aus der Nordsee. Frankreich, Norwegen und Irland wiederum produzierten jeweils deutlich weniger als 1 Gigawatt. (hk/dpa/AFP)

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