1. Startseite
  2. Welt

Die Folgen von Sturm Friederike: Zugausfälle, Verkehrschaos und zerstörte Waldflächen

Erstellt: Aktualisiert:

Von: Matthias Lohr, Rebekka Knoll, Sebastian Lammel

Kommentare

Hann.Münden/Göttingen/Kassel. In Hann.Münden fällt die Schule aus, in Südniedersachsen holpert der Bahnverkehr, die A7 war bis Freitagnachmittag gesperrt. Das sind die Folgen des Tiefs Friederike in der Region.

Aktualisiert um 18.01 Uhr - Nachdem am Donnerstag Orkantief Friederike in Südniedersachsen und Nordhessen gewütet hat, sind die Folgen deutlich spürbar. Unter anderen sorgte der Sturm für Komplikationen bei der Zeitungsproduktion der HNA

Ein Blick auf die Region:

Zugausfälle in Südniedersachsen

In Niedersachsen ist der Bahnverkehr weiter stark eingeschränkt. Wichtige Strecken waren am Freitag noch gesperrt. Auch der Nahverkehr könne nur langsam wieder aufgenommen werden, sagte ein Sprecher der Deutschen Bahn. Die Eisenbahnunternehmen Erixx und Metronom meldeten noch vereinzelte gesperrte Strecken.

Für Polizei und Feuerwehr ging am Morgen nach dem Sturm das Aufräumen weiter. Vor allem im südlichen Niedersachsen, wo der Sturm besonders kräftig blies, waren noch viele kleinere Straßen von Bäumen blockiert. 

Wegen der Auswirkungen des Sturms hatte die Deutsche Bahn am Donnerstag erstmals seit dem Orkan "Kyrill" im Jahr 2007 den Betrieb auf ihrem gesamten Fernverkehrsnetz eingestellt. 

Schulausfälle in Südniedersachsen und Bad Hersfeld

Alle Schulen in Hann. Münden blieben am Freitag aufgrund der Aufräumarbeiten und des Schneefalls geschlossen

Auch in der Hermann-Gemeiner-Schule in Landwehrhagen fiel der Unterricht aus. 

Das gleiche galt für die Modellschule Obersberg in Bad Hersfeld.

Auswirkungen auf den Landkreis Göttingen

Insgesamt musste die Göttinger Feuerwehr zu 79 Einsätzen ausrücken. Am Donnerstagabend waren an der Kommunalen Leitstelle 1200 Anrufe eingegangen. Am Tag nach Friederike waren die Aufräumarbeiten noch voll im Gange. Hier halten wir Sie dazu auf dem Laufenden.

Autofahrer ignorierten Sperrung bei Hann. Münden

Die Bahnstrecke zwischen Eichenberg und Kassel war am Freitag nach Auskunft des Nordhessischen Verkehrsverbundes noch gesperrt. Auch am Freitagabend waren noch zahlreiche Straßen dicht. Hier sammeln wir alle Informationen aus Hann.Münden.

In Bonaforth, einem Orteils von Hann. Münden ist am Donnerstag außerdem ein großer Strommast umgeknickt. Er kappte die Stromversorgung in Hann. Münden und Reinhardshagen. Am Freitagmorgen hatten 99 Prozent der Betroffenen wieder Strom, das meldete der kaufmännische Leiter der Versorgungsbetriebe Hann. Münden, Marc Pfütz.

An mehreren Stellen im Umland von Hann. Münden haben leichtsinnige Autofahrer die Straßensperren einfach weggeräumt und sind weitergefahren. Mehrere fuhren sich dann auf den gesperrten Strecken fest

Sturm bei Northeim teilweise schlimmer als Kyrill

Friederike hat im Kreis Northeim erhebliche Schäden angerichtet und teilweise schlimmer gewütet als Orkan Kyrill im Jahr 2007. Unser Drohnenvideo zeigt das Ausmaß der Verwüstung.

Sperrung der A7 bis Freitagnachmittag

Die Autobahn 7 zwischen den Anschlussstellen Hann. Münden-Hedemünden in Niedersachsen und Kassel-Nord war bis Freitagnachmtitag gesperrt

Auf der Fahrbahn liegende Baumstämme wurden dort zersägt und abtransportiert. Die örtlichen Umleitungsstrecken waren überlastet, ab Göttingen staute es sich zwischenzeitlich auf 13 Kilometern.

Vor Hann. Münden kommt es zu erheblichen Verkehrsbehinderungen - auf der A7 sowie auf den Umgehungsstraßen: Nebenstraßen müssen geräumt und einige gesperrt werden. Autofahrer, die in Richtung Süden unterwegs sind, sollten diesen Bereich großräumig umfahren. Es gilt eine Weiträumige Umleitungsempfehlung ab Hannover-Ost über die A2 und A33 zum Kreuz Wünnenberg-Haaren und von dort weiter über die A44 Richtung Kassel.

Auch auf der B80 ging zeitweise nichts mehr. Auf den Straßen rund um Hedemünden und bis zur Brücke bei Mengershausen staute es sich. Vor Dransfeld kam ein Lkw trotz Schneepflug nicht voran.

Um Mitternacht hob der Deutsche Wetterdienst (DWD) die letzten Unwetterwarnungen auf. Am Tag weht der Wind laut DWD anfangs an der See und in den Bergen noch stürmisch. Probleme drohen weiterhin durch glatte Straßen. Es sind immer wieder Regen-, Schnee- und Graupelschauer möglich.

null
Thomas Ehrenreich aus Hamburg will Verwandte in Kassel besuchen. Nun steht er vor Hann. Münden im Stau. © Schlenz

Aufräumarbeiten in Nordhessen

In der Nacht kam es zu keinen weiteren sturmbedingten Unfällen. Da jetzt die meisten Aufräum– und Reparaturarbeiten auf Straßen und Gleisen stattfinden, muss in Nordhessen allerdings weiterhin mit Einschränkungen und Ausfällen im öffentlichen Nahverkehr gerechnet werden. 

Hinzu kommt Eis- und Schneeglätte, die besonders in den Höhenlagen den Linienbussen erhebliche Probleme bereiten. Zurzeit sind noch verschiedene Eisenbahnstrecken in Nordhessen gesperrt, so dass dort der Zugverkehr gar nicht oder nur eingeschränkt bzw. ersatzweise mit Bussen möglich ist. Betroffen sind die Strecken: Kassel – Hofgeismar, Kassel – Eichenberg, Kassel – Göttingen, Bebra-Göttingen, Korbach – Frankenberg, Korbach – Brilon, Kassel – Altenbeken, Treysa – Marburg, Kassel – Halle. Nach Auskunft der DB wird damit gerechnet, dass dort der Betrieb im Laufe des Tages wieder aufgenommen werden kann. Allerdings hängt das von der Dauer der Aufräumungsarbeiten ab.

Insgesamt meldet die Deutsche Bahn Schäden an 200 Streckenabschnitten ihres Netzes. Im Laufe des Freitags kam es deutschlandweit noch zu großen Beeinträchtigungen des Bahnverkehrs kommen.

Aufgrund des Sturms waren einige Reisende an den Bahnhöfen gestrandet. 300 Fahrgäste nutzen die Aufenthaltszüge in Kassel, in Fulda waren es sogar mehr als 1000. 

Ausfälle im Kasseler Nahverkehr 

Die aktuellen Wetterverhältnisse beeinträchtigen auch den öffentlichen Nahverkehr in Kassel: 

Der Sturm in Stadt und Kreis Kassel:

Hier finden Sie eine Reportage vom Bahnhof Wilhelmshöhe am Tag des Sturms. Weitere Informationen zu den Auswirkungen des Sturms in Stadt und Kreis Kassel gibt es auf Kassel-Live.

Schwalm-Eder-Kreis

Im Schwalm-Eder-Kreis knickte der Sturm eine Laterne um und schleuderte sie auf ein Auto. Die 24-jährige Fahrerin aus Felsberg kam mit dem Schrecken davon. Außerdem stürzten Bäume auf ein Schulbus und ein Haus.

Kreis Hersfeld-Rotenburg

Im Kreis Hersfeld-Rotenburg wurden 154 Feuerwehreinsätze und 370 Anrufe in der Zentralen Leitstelle des Kreises gezählt. 136 mal rückte die Feuerwehr wegen umgestürzter Bäume, zwei Mal wegen abgedeckter Dächer aus. Ein Keller im Landkreis ist vollgelaufen, 15 sonstige Einsätze sind gemeldet.

Außerdem hat der Orkan ein ein 14 Meter hohes Eichenkreuz in einem Bebraer Ortsteil zerstört

Wolfhager Land

Im Wolfhager Land waren am Freitag wegen umgestürzter Bäume weiterhin Straßen gesperrt: So die Landstraße zwischen Sand und Breitenbach, die Kreisstraßen bei Escheberg, zwischen Elbenberg und Riede, zwischen Merxhausen und Elbenberg und zwischen der Bundesstraße 450 und Elbenberg. Die Aufräumarbeiten der Straßenmeisterei werden sich vermutlich auch über das Wochenende ziehen.

Aufräumen in Waldeck-Frankenberg

Am Freitagmorgen waren die Helfer mit mehreren Teams bei Korbach und Usseln im Einsatz, um die Bahngleise von umgestürzten Bäumen und Ästen zu befreien. Die Strecken Korbach - Brilon Wald und Korbach - Frankenberg sind noch wegen der Aufräumarbeiten gesperrt

Am Edersee ist ein Baum auf den Zaun des Wildtierparks gestürzt. Er muss nun für ein bis zwei Wochen geschlossen bleiben. 

Gesperrte Straßen im Werra-Meißner-Kreis

Am Freitagvormittag sind im Werra-Meißner-Kreis noch mehrere Straßen gesperrt. Zudem gab es aufgrund der A7-Sperrung viel Umleitungsverkehr in diesem Gebiet. 

Witzenhausen ist zudem noch nicht wieder an die überregionalen 110-KV-Leitungen angeschlossen, die Stromnetze laufen noch im Mittelspannungsgebiet. Von allen Orten im Werra-Meißner-Kreis war die Stadt am Donnerstag am längsten ohne Strom.

Debatte über den Umgang der Schulen mit Friederike

Während im Lahn-Dill-Kreis und im Frankenberger Land der Unterricht vielerorts vorzeitig abgesagt wurde, entschieden andere Schulleiter erst im Lauf des Donnerstags - für manche Eltern war das zu spät. Eine Twitter-Userin formulierte die Anweisung eines Rektors so: "Bitte gehen Sie raus und holen Sie ihre Kinder während des Windmaximums aus der sicheren Schule ab, um anschließend auf dem Heimweg um das Überleben zu kämpfen." 

Viele fragten sich, warum die frühzeitigen Warnungen vor dem Sturm ignoriert wurden. Auch der ehemalige ARD-Wetterexperte Jörg Kachelmann kritisierte das Vorgehen der Behörden scharf. Bereits am Mittwochnachmittag hatte er gewittert: "In zivilisierten Ländern wäre heute den Kindern gesagt worden, dass morgen in den betroffenen Gebieten kein Schulunterricht ist." Arbeitgeber hätten ihren Mitarbeitern empfehlen sollen, von zu Hause zu arbeiten. 

Zudem warf Kachelmann öffentlich-rechtlichen Sendern wie der ARD vor, nicht ausreichend in ihrem Programm gewarnt zu haben: "In den USA gibt es auch Dutzende Apps, es wird trotzdem VOR Hurrikanen in den Medien gewarnt und nicht danach." Seiner Ansicht nach habe dies alles dazu beigetragen, dass sich viele Menschen unnötig in Gefahr begaben.

Zusammenfassungen der Sturmschäden

Das richtete das Tief in der Region an: Hier finden Sie alle Informationen rund um Sturm Friederike von Donnerstag, 18. Januar. Wie die Folgen in ganz Deutschland ausfallen, lesen Sie hier.

(mit dpa)

Auch interessant

Kommentare

Liebe Leserinnen und Leser,
wir bitten um Verständnis, dass es im Unterschied zu vielen anderen Artikeln auf unserem Portal unter diesem Artikel keine Kommentarfunktion gibt. Bei einzelnen Themen behält sich die Redaktion vor, die Kommentarmöglichkeiten einzuschränken.
Die Redaktion