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Tödliche Gefahr durch neue Zeckenarten steigt – Experten sprechen schon von Epidemie

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Von: Jan Knötzsch

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Niemand mag Zecken. Weil ihre Bisse gefährlich sind. Sie lösen Krankheiten wie die Hirnhautentzündung aus. Nun breiten sich Zecken immer weiter aus. Und das Risiko steigt.

Berlin – Der Sommer rückt näher und näher – und gibt im April, dem Monat, in dem das Wetter macht, was es will, schon einmal einen kleinen Vorgeschmack: Nachdem dieser sich zuletzt von seiner kalten Seite gezeigt hat, kommt nun das Italien-Wetter mit bis zu 24 Grad nach Deutschland. Das hat freilich nicht nur seine schönen Seiten: Für manchen Allergiker leuchtet die Warnkarte angesichts dessen tiefrot. Kein angenehmes Szenario. Tränende Augen, ständiges Niesen und weitere unschöne Begleitumstände lassen grüßen. Vergleichsweise „kleine“ Probleme im Vergleich zu dem, was Deutschland durch das sich verändernde Klima drohen könnte: die große Gefahr in Wäldern und Wiesen.

Die Rede ist von Zecken. Das Problem mit den kleinen Viechern, deren Biss bei Menschen eine Hirnhautentzündung auslösen kann, ist nicht neu. Allerdings: Der Klimawandel begünstigt die Ausbreitung neuer Zeckenarten, die zudem auch noch davon profitieren, dass der Winter mild war. Ergebnis: In ganz Deutschland gibt es nun ein Risiko für FSME-Hirnhautentzündungen.

Zeckenbisse lösen FSME-Hirnhautentzündung aus – inzwischen nicht mehr nur im Süden von Deutschland

Schon im Jahr 2021 hatte das Robert-Koch-Institut (RKI) aufgrund der Zecken-Gefahr in Deutschland die sogenannten FSME-Risikogebiete ausgeweitet. Im Jahr 2022 hatte sich in Deutschland die tropische Zecke ausgebreitet. Und erst jüngst wies das RKI auch anno 2023 schon wieder drei neue Gebiete aus, in denen die Gefahr einer Infektion mit der von Zecken übertragenen Krankheit FSME (Frühsommer-Meningoenzephalitis) besteht. In der Vergangenheit, so berichtet focus online, war die FSME-Hirnhautentzündung in Deutschland nur in Teilen von Süddeutschland verbreitet. Nun aber habe sich diese in ganz Deutschland ausgeweitet, wie Forscher bestätigen. Zudem haben nach Aussagen der Experten vier weitere Zeckenarten in Deutschland eine neue Heimat gefunden.

Ein Hinweisschild warnt auf einer Wiese vor Zecken und deren Gefahr. Im kleinen Bild rechts oben ist eine Zecke auf einem Blatt zu sehen.
Vorsicht, Zecken: Die Blutsauger gelten als gefährlich. Nun gibt es vier neue Zeckenarten in Deutschland und eine erhöhte Gefahr. © Chromeorange/Mario Plechaty Photography/imago

Laut des Robert-Koch-Instituts hat sich demnach in Deutschland neben Buntzecken, der Braunen Hundezecke und Hyalomma-Zecken auch die Reliktzecke, die ursprünglich aus Russland und Osteuropa kommt, breitgemacht. Die Reliktzecke, die eine Encephalitis (Gehirnentzündung) sowie bakterielle Infektionen übertragen kann, wurde bislang vor allem im Osten von Brandenburg gefunden. Buntzecken, Braunen Hundezecken und Hyalomma-Zecken übertragen unter anderem Fleckenfieber, Babesiose oder das Q-Fieber und machen den Aufenthalt in der Natur zusätzlich zum gemeinhin als Zecke bekannten Gemeinen Holzbock noch mehr zum Risiko. Der Gemeine Holzbock überträgt die Lyme-Borreliose und die FSME.

Die Angst vor Infektionen spaziert mit: Warum Zecken sich in Deutschland vermehrt ausbreiten

Es kreucht und fleucht also vermehrt in Deutschland, wenn es um Zecken geht – beispielsweise fernab von Süddeutschland in Nordrhein-Westfalen. Noch schlimmer: Die Gefahr, sich mit einer Hirnhautentzündung, die tödlich sein kann, oder einer anderen fiesen Krankheit durch einen Zeckenbiss zu infizieren, steigt nicht nur durch die zunehmende Zahl der verschiedenen Arten von Zecken. Nein: Die neuen Daten, die vorliegen, zeigen, dass vor allem die heimischen Zeckenarten inzwischen fast das gesamte Jahr hindurch aktiv sind. „Damit die Zecke im Winter nicht überlebt, braucht es richtig knackig tiefe Temperaturen, die auch einmal wochenlang andauern“, erklärt Ute Mackenstedt von der Universität Hohenheim via Focus.

In welchem Monaten treten Zecken auf?

Im Grunde sind Zecken mehrjährige Tiere, abhängig von Art und Stadium kann man Zecken in der Natur also das ganze Jahr über finden. Aktiv werden Zecken ab einer Temperatur von acht Grad Celsius. Die größte Aktivität findet laut des RKI im Frühling und Herbst statt. Die Hauptübertragungszeit von FSME (Frühsommer-Meningoenzephalitis) liegt laut der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) zwischen April und November, bei mildem Wetter kann die Krankheit allerdings auch im Winter übertragen werden.

Doch genau einen solchen Winter hat es in Deutschland zuletzt nicht gegeben. Heißt im Umkehrschluss: Beste Bedingungen für Zecken, sich quer über Deutschland zu verbreiten, was wiederum Experten zu dem Schluss kommen lässt, dass ganz Deutschland als FSME-Endemiegebiet gelten müsse. Laut RKI treten demnach inzwischen in fast allen 16 deutschen Bundesländern auf. Auffällig: In Süddeutschland haben sich viele verschiedene FSME-Stämme breitgemacht und inzwischen etabliert. Und die Gefahr, die von einem Zeckenbiss ausgehen kann, wird inzwischen bisweilen offenbar immer noch unterschätzt.

Neue Zeckenarten in Deutschland: FSME-Symptome werden untypischer – warum Experten eine Impfung empfehlen

Auch, weil sich die Infektionen mit der Frühsommer-Meningoenzephalitis, die durch Bisse von Zecken hervorgerufen wird, nicht mehr immer nur in den typischen Symptomen andeuten, sondern inzwischen auch eher untypische Symptome einer Sommergrippe – also zum Beispiel Kopfschmerzen, Fieber oder aber Erbrechen – auf eine FSME-Infektion hinweisen. Sogar Symptome im Darm eines Menschen können eine FSME-Infektion als Ursache haben. Mit der zunehmenden Zahl der Zeckenarten und der Tatsache, dass die unliebsamen Zecken nicht mehr nur phasenweise, sondern fast übers ganze Jahr aktiv sind, steigt auch noch etwas anderes.

Der Expertenrat nämlich, sich gegen FSME impfen zu lassen – vor allem dann, wenn man regelmäßig oder zumindest oft in der freien Natur unterwegs ist. Anders als bei der Borreliose, die von Zecken – diese neun Tipps helfen im Sommer gegen die kleinen Blutsauger – übertragen wird, und mit Antibiotika behandel werden kann, ist dies bei FSME nicht so. Hier ist daher eine Impfung sinnvoll. Die Impfung gegen FSME wird von den Krankenkassen bezahlt.

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