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US-amerikanische Kellnerin beschwert sich über Trinkgeld: „Ich hasse Europäer“ 

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Von: Carolin Gehrmann

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Eine New Yorker Kellnerin macht ihrem Ärger über 70 Dollar Trinkgeld bei Twitter Luft. Und löst damit eine riesige Debatte im Netz aus.

Kassel/New York – Sie sollen immer lächeln, immer freundlich und zuvorkommend zu ihren Gästen sein: Servicekräfte. Doch damit war für eine Kellnerin aus den USA eines Abends Schluss. „Ich hasse Europäer“, schrieb sie laut blick.ch kurzerhand auf Twitter und machte ihrem Ärger Luft. 70 Dollar hatten bei der New Yorkerin das Fass zum Überlaufen gebracht. Klingt eigentlich nach einem ordentlichen Trinkgeld – was war also passiert?

„Ich hasse Europäer“ – Kellnerin aus New York fassungslos über mageres Trinkgeld

Eine Gruppe aus Spanien hatte zuvor für rund 700 Dollar in dem Restaurant, in dem die Kellnerin arbeitet, gespeist. Und beim Bezahlen der Rechnung für ihre Dienste 70 Dollar „Tip“, also Trinkgeld, springen lassen. Das entspricht zwar den auch in Deutschland üblichen zehn Prozent der Rechnung. Für die Kellnerin Madison Tayt war dies aber anscheinend eine herbe Enttäuschung. Die sie offenbar nicht zum ersten Mal erlebt hat.

Ihrer Reaktion nach hatte sie an diesem Abend mit deutlich mehr gerechnet. Die Kellnerin war nach dem Trinkgeld-Fiasko geladen: Ihrer Meinung nach bräuchten viele Gäste aus Übersee ein paar Lektionen in Sachen Benimm. „Wir müssen Europäern verbieten, hierher zu reisen, bis sie lernen, wie man sich zu verhalten hat“, beschwerte sie sich dem Bericht zufolge auf Twitter.

Die Gäste waren mit dem Service sehr zufrieden und gaben zehn Prozent Trinkgeld

Dabei seien die Gäste durchaus zufrieden mit ihrem Service gewesen, wie sie erklärte. Ihr Chef wäre extra noch an den Tisch der spanischen Gruppe gegangen und habe nachgefragt. Sie seien „over the moon“ – also höchst begeistert gewesen. Dennoch ließen sie sich nicht dazu hinreißen, das Trinkgeld aufzustocken. Auch nicht, nachdem Madisons Boss sie darauf hingewiesen hatte, dass man in den USA normalerweise 20 Prozent des Rechnungspreises für den Service gibt. Die Spanier hätten dies demnach zur Kenntnis gnommen, seien aber dennoch einfach gegangen.

Kellnerin serviert Teller in einem sehr vollen Raum
Wie viel Trinkgeld man Servicekräften gibt, ist von Land zu Land unterschiedlich. Und hängt auch von ihrem Lohn ab. © Jean-Christophe Bott/dpa

Trinkgeld-Tweet einer Kellnerin aus New York löst hitzige Debatte aus

Der Zwischenfall beziehungsweise Madisons Reaktion darauf hat die Twitter-Gemeinde ordentlich in Aufruhr versetzt. Millionen Menschen sahen sich offenbar ihren Beitrag an. Und schnell entbrannte eine hitzige Debatte darüber, ob die Spanier zu geizig gewesen seien oder ob das Problem vielleicht an ganz anderer Stelle zu suchen sei: Bei den niedrigen Löhnen der Servicekräfte in den USA.

Einige rieten der Kellnerin deshalb auch, ihren Chef nach einer Gehaltserhöhung zu fragen. Andere beschimpften sie als „undankbar“. Auch einige Spanier meldeten sich zu Wort und sagten, dass man bei ihnen schon froh sein könne, wenn man einen Euro Trinkgeld erhalte. Üblich ist es Spanien nämlich nicht zwingend, Trinkgeld zu geben. Die Gepflogenheiten hierbei gehen also weit auseinander.

Warum es in den USA normal ist, viel Trinkgeld zu geben

Der Hinweis mit der Gehaltserhöhung könnte allerdings ein springender Punkt sein und auch den Wutausbruch der Kellnerin erklären. Der New York Times zufolge gehören Kellnerinnen und Kellner sowie Barkeeper nämlich zu den am schlechtesten bezahlten Arbeitskräften in den Vereinigten Staaten. Ihre Löhne fallen nämlich nicht unter den derzeit geltenden gesetzlichen Mindestlohn von (ebenfalls schmalen) 7,25 Dollar. Gerade angesichts der astronomischen Lebenshaltungskosten in der Metropole New York ist das ein großes Problem für die Servicekräfte, deren Lohn laut Spiegel.de bei knapp fünf Dollar die Stunde losgeht.

Auf großzügige Trinkgelder sind Kellnerinnen und Kellner in den USA also zum Leben angewiesen – was den Ärger der jungen New Yorkerin möglicherweise etwas verständlicher macht. Die empfand die Diskussion unter ihrem Tweet offensichtlich als unangenehm: Ihren Account hat sie inzwischen deaktiviert und den Post zuvor gelöscht. Eine Lektion in Sachen „Andere Länder, andere Sitten“ sollten bestenfalls alle Beteiligten aus der Debatte mitgenommen haben – und Madisons Boss vielleicht einen Anstoß für eine Lohnerhöhung.

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