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Ukraine-Krieg: Mann trägt Schäferhund 15 Kilometer bis zur Grenze – und darf dann nicht ausreisen

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Von: Tanja Koch

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Auch viele vierbeinige Mitglieder ukrainischer Familien sind auf der Flucht vor dem Krieg. (Symbolbild)
Auch viele vierbeinige Mitglieder ukrainischer Familien sind auf der Flucht vor dem Krieg. (Symbolbild) © Sebastian Gollnow/dpa

Auf der Flucht vor dem Ukraine-Krieg lassen viele Menschen ihr gesamtes Leben zurück. Sie nehmen einiges auf sich, um auch ihre Haustiere zu retten.

Kiew – 2,5 Menschen sind nach Angaben der UN-Migrationsbüros bereits aus der Ukraine geflohen, teils unter schwersten Bedingungen*. Immer wieder zeigen Bilder: Vielen gelingt es, ihre Haustiere mit aus der Ukraine zu transportieren. Auch die 35-jährige Alisa, die für ein deutsches Unternehmen arbeitet, konnte ihren Hund nicht zurücklassen. In der Tageszeitung „The Guardian“ erzählt sie ihre Geschichte.

Nach einer 140 Kilometer weiten und 16 Stunden langen Autofahrt von Kiew aus in einem Peugeot 207 habe der Verkehr zu stocken begonnen. Alisa habe vorgeschlagen, dass ihre Familie – ihre Mutter, sie selbst, ihre Schwester, die beiden Ehemänner, vier Kinder und die beiden großen Hunde – die restlichen 17 Kilometer zu Fuß geht.

Flucht vor dem Ukraine-Krieg bei Minusgraden

„Wir sind um 4 Uhr morgens aufgebrochen. Es hatte -7 Grad Celsius. Es war ein harter Weg, über Berge und an Flüssen vorbei. Meine Kinder weinten, weil es so kalt war“, zitierte der Guardian Alisa. Auch ihr Schäferhund habe Schwierigkeiten gehabt. Etwa 15 Kilometer vor dem Ziel habe das etwa zwölf Jahre alte Tier keine Kraft mehr gehabt. Nach jedem Kilometer sei er hingefallen und habe nicht mehr aufstehen können.

Alisa habe Autos angehalten und um Hilfe gebeten. Doch viele Fahrer und Fahrerinnen hätten ihr geraten, den Hund zurückzulassen. Dies schloss sie jedoch aus. Die Hunde seien Teil der Familie. „Mein Hund hat alle glücklichen und traurigen Momente gemeinsam mit uns erlebt. Der Hund meiner Mutter ist alles, was ihr von ihrem früheren Leben geblieben ist.“ Denn Alisas Vater war nur einen Tag vor Russlands Militäroffensive auf die Ukraine verstorben. Kurzum entschied sich Alisas Ehemann, den Hund auf seinen Schultern bis zur Grenze zu tragen.

Männer im wehrfähigen Alter dürfen nicht vor dem Ukraine-Krieg fliehen

Doch besonders große Erleichterung stellte sich dort auch nicht ein. „Mein Ehemann durfte die Grenze nicht überqueren, wegen seines Alters und des Mobilmachungsbefehls“, erklärte Alisa. Er reiste zurück, um seine Mutter und Großmutter zu pflegen. Nur noch sieben Menschen befänden sich in dem Dorf, die meisten älter als 60 Jahre. Durch den anhaltenden Ukraine-Konflikt* gibt es dort kein Wasser, keine Geschäfte, keine Apotheke.

Wie es nun für Alisas Familie weitergeht, ist noch unklar, wie sie sagte: „Mein Plan ist, ... ich weiß es nicht. Ich will, dass mein Ehemann hier ist. Jetzt werde ich erstmal entscheiden, ob meine Kinder und ich hier in Polen bleiben wollen oder ob ich weiter nach Deutschland reise, wie die meisten meiner Kollegen.“

Nach ihrer endgültigen Ankunft wird sich dann ein neues Problem ergeben: In Unterkünften für Geflüchtete dürfen Haustiere oft nicht einziehen. In Hamburg wurde deshalb kürzlich ein Patenschaftsprogramm gegründet, um auch Tiere aus der Ukraine* zu vermitteln. (Tanja Koch) *hna.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA.

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