1. Startseite
  2. Welt

Lebensmittelknappheit durch Ukraine-Krieg: „Ich würde jetzt Weizen anbauen”

Erstellt:

Von: Vincent Büssow

Kommentare

Der Ukraine-Krieg hat deutliche Auswirkungen auf die Weltwirtschaft. Bald könnte es an Weizen mangeln. Ein Experte macht Vorschläge, um dies zu vermeiden.

Kassel – Seit Beginn des Ukraine-Kriegs wird viel über die Abhängigkeit Deutschlands von Energie aus Russland diskutiert. Doch ein anderes Problem kündigt sich bereits an: Der Krieg und die Sanktionen könnten fatale Folgen für die weltweite Versorgung mit Weizen* haben. Ein Experte in dem Gebiet fordert deshalb jetzt von den Landwirten der Welt, den Anbau des Getreides auszubauen.

Erst vor Kurzem warnte UN-Generalsekretär António Guterres wegen des Ukraine-Konflikts* vor einem weltweiten „Wirbelsturm des Hungers“. Mehr als die Hälfte der Weizenlieferungen des Welternährungsprogramms kämen aus der Ukraine. Unterentwickelte Länder wie Ägypten, die Demokratische Republik Kongo, Libanon, Libyen, Somalia, Sudan und Jemen beziehen mindestens ein Drittel ihrer Weizenreserven aus Russland oder der Ukraine, wobei bereits jetzt Millionen von Menschen dort unter Hunger leiden. Während Wolodymyr Selenskyj, Präsident der Ukraine, erst vor Kurzem die Bauern seines Landes zur Aussaat ausrief, wird an anderer Stelle schon nach Ersatz für das Weizen aus dem Osten gesucht.

Ein palästinischer Verkäufer lädt Säcke mit Mehl auf einen Wagen.
Entwicklungsländer wie Palästina sind besonders auf Weizen aus Russland und der Ukraine angewiesen. Der Krieg bedroht die weltweite Nahrungsversorgung. © Ahmed Zakot/imago

Weizenknappheit durch den Ukraine-Krieg: Experte fordert Senkung der Biokraftstoff-Produktion

So fordert Hansjörg Küster, Professor für Pflanzenökologie an der Leibniz-Universität Hannover und Landschaftswissenschaftler, eine Ausweitung des weltweiten Weizenanbaus. „Wenn ich als Landwirt richtig spekulieren würde, würde ich jetzt sofort Weizen anbauen“, sagte Küster im Gespräch mit capital.de. Dies gelte für alle Orte, an denen jetzt die Aussaat ansteht. Neben Europa seien also auch Kanada und die USA, die Länder in Skandinavien und der Westteil von Eurasien gefragt. Um die weltweite Versorgung mit Weizen aufrechtzuerhalten, müssen wir auf andere Dinge verzichten, so Küster.

So wäre eine weltweite Nahrungsmittelversorgung wesentlich einfacher, wenn die Menschheit ihren Fleischkonsum senken würde. „Man kann mit einer allein getreidebasierten Nahrung dreimal so viel Nahrungsmittel erzeugen wie auf fleischlicher Basis“, sagte der Landschaftswissenschaftler im Capital-Interview. Außerdem forderte Küster die Senkung der Produktion von Biokraftstoffen, um die Flächen für Weizen freizugeben. Die Diskussion darum ist bereits in vollem Gange.

Streit um Weizen und Biokraftstoff: Wie sich der Ukraine-Krieg auf Deutschland auswirkt

Die Deutsche Umwelthilfe hat vor Kurzem die Bundesregierung aufgefordert, die staatliche Förderung für Biokraftstoffe auszusetzen. Darauf reagierte der Deutsche Bauernverband, indem dessen stellvertretender Generalsekretär die Forderung gegenüber der Taz als „völlig überzogen“ bezeichnete. Der Einsatz von Getreide für Biokraftstoffe sei mit etwa 900.00 Tonnen bei einer Getreideernte von circa 45 Millionen Tonnen als moderat anzusehen, so der Landwirte-Vertreter. Bei einem Treffen in Brüssel wollen die EU-Agrarminister unter anderem über dieses Thema beraten.

Bereits jetzt wirkt sich der Ukraine-Krieg auf die Energiepreise in Deutschland aus. Wer hat Anspruch auf den einmaligen Heizkostenzuschuss 2022? (vbu/afp/dpa) *fr.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA.

Auch interessant

Kommentare

Liebe Leserinnen und Leser,
wir bitten um Verständnis, dass es im Unterschied zu vielen anderen Artikeln auf unserem Portal unter diesem Artikel keine Kommentarfunktion gibt. Bei einzelnen Themen behält sich die Redaktion vor, die Kommentarmöglichkeiten einzuschränken.
Die Redaktion