+++ 10.00 Uhr: In der vom Hochwasser besonders betroffenen Ortschaft Erftstadt westlich von Köln suchen zahlreiche Menschen nach ihren Angehörigen. Bisher wurden laut Angaben der Stadt bei der am Samstag eröffneten „Personenauskunftsstelle“ 59 Menschen gemeldet, deren Aufenthaltsort ungewiss ist. 16 davon kämen aus Erftstadt.
Unter den Gesuchten seien auch Bewohner einer Altenpflegeeinrichtung, die am Samstag evakuiert werden musste. Viele Menschen wüssten nicht, wo ihre Angehörigen sein könnten, weil etwa das Telefonnetz zusammengebrochen war, erklärte ein Sprecher des Rhein-Erft-Kreises am Sonntag (18.07.2021). Den Angaben der Stadt zufolge konnten Einsatzkräfte bislang 70 Fahrzeuge bergen, 25 stünden noch im Wasser.
+++ 08.00 Uhr: Nach der Hochwasserkatastrophe im Kreis Ahrweiler in Reinland-Pfalz hat sich die Zahl der Todesopfer bis Sonntagmorgen auf 110 erhöht. Ebenso wurden 670 Personen verletzt, wie die Polizei mitteilte. Die Zahl der Toten und Verletzten könnte sich aber weiter erhöhen. In einer Vielzahl der umliegenden Gemeinden gibt es auch weiterhin weder Strom noch Telefonempfang. Ebenso sind weiterhin eine Vielzahl der Straßen im Ahrtal gesperrt.
Update vom Sonntag, 18.07.2021, 07.00 Uhr: Die Zahl der Todesopfer durch die Unwetterkatastrophe in Deutschland ist nochmals deutlich gestiegen und liegt nun bei 156. Wie das Polizeipräsidium in Koblenz am frühen Sonntagmorgen mitteilte, erhöhte sich die Zahl der Todesopfer in Rheinland-Pfalz um weitere zwölf auf 110. Die Behörde äußerte die Befürchtung, „dass noch weitere Todesopfer hinzukommen“. Zahlreiche Menschen in Rheinland-Pfalz sowie in Nordrhein-Westfalen galten weiterhin als vermisst.
+++ 22.10 Uhr: Langsam ziehen sich die Wassermassen in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz zurück. Sie hinterlassen ein Bild der Zerstörung. Fieberhaft sind die Rettungskräfte auf der Suche nach Vermissten. Insgesamt 143 Todesopfer wurden bisher gezählt. Und immer noch werden zahlreiche Menschen vermisst.
In Nordrhein-Westfalen sprach die Polizei mit Blick auf den Rhein-Sieg-Kreis und Euskirchen von einer „Großschadenslage“. Mithilfe von Tauchern suchten die Einsatzkräfte dort nach Vermissten. Im Raum Bonn und dem Rhein-Sieg-Kreis bezifferten die Behörden die Zahl der Vermissten mit 300. Im Kreis Euskirchen sei zudem der Verbleib von mehr als 70 Menschen ungeklärt. Doch die Lage sei vor allem wegen der unterbrochenen Telefonnetze nur schwer zu überblicken.
+++ 19.00 Uhr: In Nordrhein-Westfalen ist die Zahl der Toten im Zusammenhang mit der Unwetterkatastrophe auf 45 gestiegen. Das teilte eine Sprecherin des NRW-Innenministeriums am Samstagabend mit. Damit hat sich die Zahl der Todesopfer gegenüber Freitag um zwei erhöht.
Keine Toten wurden bislang bei der Bergung der Fahrzeuge auf der überfluteten Bundesstraße 265 bei Erftstadt gefunden, wie ein Sprecher des Rhein-Erft-Kreises berichtete. Bei der Überprüfung der insgesamt 28 Autos und Lastwagen, die von den Wassermassen überspült worden waren, kamen auch Taucher der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) zum Einsatz.
+++ 17.20 Uhr: Bei den Hochwassereinsätzen in Nordrhein-Westfalen haben mindestens vier Feuerwehrleute ihr Leben verloren. Das teilte der Verband der Feuerwehren (VdF) am Samstag mit. Neben den beiden in Altena und Werdohl gestorbenen Männern seien zwei weitere Todesfälle gemeldet worden. In Nettersheim (Kreis Euskirchen) sei ein Feuerwehrangehöriger bei einem Rettungseinsatz ums Leben gekommen. Ein weiterer Feuerwehrangehöriger der Feuerwehr Rheinbach (Rhein-Sieg-Kreis) sei bei im Einsatz leblos aufgefunden worden und später im Krankenhaus gestorben.
+++ 16.45 Uhr: Die Zahl der Todesopfer bei der Unwetterkatastrophe in Rheinland-Pfalz und in Nordrhein-Westfalen hat sich auf 141 erhöht. Im rheinland-pfälzischen Kreis Ahrweiler seien 98 Tote bestätigt, teilte die Polizei Koblenz am Samstagnachmittag mit. Aus Nordrhein-Westfalen wurden bislang 43 Opfer gemeldet.
Die Anzahl der Verletzten in Ahrweiler liege bei 670, fügte die Polizei Koblenz hinzu. Zahlreiche Menschen werden noch vermisst.
+++ 16.00 Uhr: Im Hochwassergebiet in Nordrhein-Westfalen besteht für das Gebiet rund um die Steinbachtalsperre weiterhin Überflutungsgefahr. Die Bezirksregierung Köln teilte am frühen Samstagnachmittag mit, dass der Absperrdamm an der Steinbachtalsperre noch versagen könnte. Große Teile des Damms seien durch Überströmung weggebrochen, gleichzeitig laste ein enorm hoher Druck auf dem Damm. Vorsorglich seien weitere Evakuierungen im Bereich der Talsperre geplant.
Einsatzkräfte des Technischen Hilfswerks (THW) pumpten auch am Samstag Wasser aus dem Stausee ab; am Freitagabend schon hatte der durch Geröll verstopfte Grundablass geöffnet werden können. Eine Entwarnung könne nach Experteneinschätzung allerdings erst bei einer Zweidrittel-Entleerung gegeben werden, warnte die Bezirksregierung am Samstag. Dies könnte „nach vorsichtiger Schätzung“ Sonntagnachmittag gegen 15:00 Uhr erreicht sein. Bis dahin bestehe weiterhin akute Dammbruchgefahr.
+++ 15.25 Uhr: Die Polizei im nordrhein-westfälischen Euskirchen hat Neugierige davor gewarnt, in die Hochwassergebiete zu kommen. Zudem sollten Privatleute keine Drohnen über Einsatzgebieten von Polizei und Rettungsdienst fliegen lassen. „Sie behindern dadurch die Drohnen der Rettungskräfte!“, schrieb die Polizei, die unter anderem für das Gebiet an der bedrohten Steinbachtalsperre zuständig ist, auf Twitter. Zudem sei der Drohneneinsatz unzulässig und stelle eine Ordnungswidrigkeit dar.
+++ 14.30 Uhr: Die Polizei will in den besonders schwer zugänglichen Regionen im Raum Ahrweiler mit Hubschraubern nach weiteren Opfern der Flut suchen. Das Gebiet werde in Sektoren eingeteilt, und es würden Luftaufnahmen gemacht, teilte die Polizei in Koblenz am Samstag mit. Die Sektoren würden dann von Einsatzkräften systematisch abgesucht. Die Suche soll Sonntagabend bis zum Einbruch der Dunkelheit abgeschlossen sein. Über weitere Suchen werde dann entschieden.
+++ 13.20 Uhr: Die Polizei hat laut Berichten der Tagesschau den Stadtteil Blessem in Erfststadt südlich von Köln großräumig gesperrt. Die Rettungsaktionen in dem vom Unwetter stark verwüsteten Ort, in dem es zu Erdrutschen gekommen war, seien inzwischen offiziell abgeschlossen - es gebe aber weiterhin keine Entwarnung. Als die Erft hier am Freitag (16.07.2021) über die Ufer getreten war, waren Straßen und Häuser teilweise unterspült worden - Teile des Bodens in der Stadt seien laut ARD-Berichten eingedrückt worden. Nun befürchtet die Polizei, dass weitere Teile des sandigen Bodens zusammenbrechen könnten.
Im Stadtteil wurden nach Informationen des Rhein-Erft-Kreises 170 Menschen mit Rettungshubschraubern und durch Strömungsretter in Sicherheit gebracht. Bei der Bergung von zahlreichen Fahrzeugen auf der Bundesstraße 265 wurden bislang keine weiteren Opfer gefunden. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Armin Laschet besuchen aktuell das Krisengebiet. Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel hat einen Besuch der Krisenregionen in Rheinland-Pfalz am Sonntag inzwischen bestätigt.
+++ 12.10 Uhr: In Kürze werden Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Armin Laschet im von der Flutkatastrophe besonders betroffenen Gebiet südwestlich von Köln erwartet. Sie wollen sich vor Ort ein Bild von der aktuellen Lage machen und mit Rettungskräften, etwa in der Feuerwehrleitzentrale, sprechen. Die Bürgermeisterin des vom Unwetter stark getroffenen Ortes Erftstadt in Nordrhein-Westfalen, Carolin Weitzel, hat das Ausmaß der Zerstörung als „verheerend“ bezeichnet. Sie sei „sehr froh“, dass bislang keine Todesopfer gefunden worden seien, sagte sie am Samstag im Deutschlandfunk. Viele Hundert Menschen seien aber unmittelbar betroffen; sie benötigten jetzt unbürokratische und einfache Hilfe.
Am Samstagvormittag konnten Einsatzkräfte der Rettungsorganisationen und Bundeswehr nach Berichten der Tagesschau dank sinkender Pegelstände ihre Bergungsarbeiten fortsetzen. So kamen etwa auf einer Bundesstraße unweit von Erftstadt wieder Fahrzeuge zum Vorschein. Ob sich noch Menschen in den Fahrzeugen befänden, sei noch unklar. Nordrhein-Westfalens Landesinnenminister Herbert Reul (CDU) befürchtet, dass der Region weitere schlechte Nachrichten bevorstehen könnten: „Wir gehen von mehreren Toten aus, wissen es aber nicht“, hatte er am Freitag in Düsseldorf gesagt. Trotz mehrerer eingestürzter Häuser gab es bis zum Samstagmittag aber keine bestätigten Todesopfer in dem extrem unter Wasser stehenden Stadtteil Blessem.
Skeptisch äußerte sich dort jedoch ein Kreissprecher: Da die Arbeiten der Rettungskräfte noch in vollem Gange seien, könne man nicht ausschließen, noch Todesopfer zu finden, sagte er am Samstagmorgen der Deutschen Presse-Agentur. Die Lage sei weiterhin angespannt. In Blessem südwestlich von Köln war es zu gewaltigen Erdrutschen gekommen, es bildeten sich Krater im Erdreich, drei Wohnhäuser und ein Teil der historischen Burg stürzten ein, es kam zu Gasaustritten.
Neben dem Westen Deutschlands sind auch die Regionen in den Nachbarländern schwer von den Überschwemmungen getroffen. Aus Belgien wurden bislang 27 Todesopfer gemeldet, auch in den Niederlanden wurden Teile der Grenzregion evakuiert.
+++ 10.01 Uhr: Immer wieder wird über die Kanäle der Polizei auf dem Kurznachrichtendienst Twitter dazu aufgerufen, die vom Hochwasser besonders betroffenen Gebiete weiträumig zu meiden. Die Straßen im Kreis Ahrweiler seien nach wie vor vielerorts gesperrt und teilweise unpassierbar, meldete die Polizei Koblenz. Menschen, die sich den Aufrufen der Polizei widersetzten, brächten damit nicht nur sich selbst in Gefahr, sondern könnten auch die Rettungseinsätze behindern, heißt es wiederholt vonseiten der Einsatzkräfte.
Auch die Polizei Köln beklagte, dass das Verhalten von Gaffern und Schaulustigen in den Hochwassergebieten immer wieder zu ernsthaften Problemen bei Polizei- und Rettungseinsätzen führe. Das Hochwasser habe in den vergangenen Tagen wiederholt Schaulustige an Brücken, Dämme und Wehre gelockt. Die Polizei ruft dringen dazu auf, abgesperrte Bereiche zu meiden und Zufahrtswege freizuhalten.
Die Deutsche Polizeigewerkschaft (DPolG) in NRW hat das Verhalten von Schaulustigen verurteilt, die während der Hochwasser-Katastrophe Rettungseinsätze und Zerstörungen filmen und fotografieren. „Das darf nicht sein und muss unterbunden und geächtet werden“, sagte Landesvorsitzender Erich Rettinghaus der „Rheinischen Post“ in Düsseldorf. Er vermute aber: „dass solches Verhalten in den nächsten Tagen aber leider noch öfters zu beobachten sein wird.“
Nach dem Bruch eines Damms der Rur sind in Wassenberg (Kreis Heinsberg) 700 Anwohner des Stadtteils Ophoven evakuiert worden. Die Lage war am frühen Morgen laut Mitteilung der Stadt weiter angespannt. Für zwei weitere Stadtteile - Effeld und Steinkirchen - gab es in der Nacht weiter eine Vorwarnung, dass es zur Evakuierung kommen könnte. „Insgesamt stagnieren die dortigen Wasserpegel derzeit“, teilte die Stadt Wassenberg am frühen Samstagmorgen mit.
Wie groß der Schaden durch den Dammbruch ist, ist derzeit noch nicht bekannt. Die Rur hat ihre Quelle in der Eifel und mündet bei Roermond in den Niederlanden in die Maas. Laut WDR sieht Wassenbergs Bürgermeister Marcel Maurer (CDU) einen möglichen Grund für den Dammbruch auf niederländischer Seite: Dort seien Schleusenklappen geschlossen worden, so dass es zum Rückstau der Wassermassen gekommen sei.
Erstmeldung von Samstag 17.07.2021, 06.45 Uhr: Köln - Die Zahlen sind verheerend. 107 Menschen sterben im Unwetter über Nordrhein-Westfalen (NRW) und Rheinland-Pfalz. Zahlreiche Menschen werden nach der Katastrophe weiterhin vermisst. Am Freitagabend musste Roger Lewentz, Innenminister der SPD in Rheinland-Pfalz, den Fund von zwei weiteren Leichen bestätigen. Damit erhöht sich die Zahl der Todesfälle in Rheinland-Pfalz auf 65. In NRW sind es bislang 43 Opfer.
Im Landkreis Heinsberg in NRW gab ein Damm an der Rur den Wassermassen nach. Hunderte Menschen mussten deshalb evakuiert werden. Das Unwetter sorgte auch dafür, dass die Bewohnerinnen und Bewohner der Ortschaft Ohe ihre Häuser fluchtartig verlassen mussten. Dort wurden insgesamt 700 Menschen evakuiert.
In Erfstadt, südlich von Köln gelegen, spielten sich während des Unwetters, ausgelöst durch Tief „Bernd“, dramatische Szenen ab. Die über die Ufer getretene Erft unterspülte zahlreiche Häuser und brachte diese ganz oder teilweise zum Einsturz. Es kam zu Erosion, wodurch größere Bodenbereiche wegbrachen.
Im ganzen Westen der Bundesrepublik sorgten die Schäden infolge des Unwetters für erhebliche Einschränkungen im Bahnverkehr. Die Deutsche Bahn (DB) meldete zahlreiche Zugausfälle und Verspätungen vor allem im Fernverkehr.
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier besucht an diesem Samstag gemeinsam mit NRW-Ministerpräsident Armin Laschet den Rhein-Erft-Kreis, der von den Wassermassen besonders heimgesucht wurde. Auch die Kanzlerkandidatin der Grünen*, Annalena Baerbock*, will sich ein Bild von der Lage machen. Bundeskanzlerin Angela Merkel*, die sich aktuell noch in den USA* befindet, plant nach Angaben aus dem Kanzleramt einen „baldigen Besuch im Katastrophengebiet“.
Unterdessen werden bereits die Forderungen nach raschen Hilfen für die betroffenen Menschen und Gebiete laut. Die Zerstörung von Eigentum und Infrastruktur in den heimgesuchten Gegenden ist immens. Der Wiederaufbau müsse von Bund und Ländern „schnell und unbürokratisch organisiert und finanziert“ werden, forderte der Hauptgeschäftsführer des Städte- und Gemeindebundes, Gerd Landsberg, laut dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND).
Nicht nur in Deutschland werden nach Tief „Bernd“ viele Todesopfer beklagt. Auch in Belgien starben bislang 20 Menschen infolge der Unwetter-Katastrophe. Belgiens Regierungschef Alexander de Croo rief für den kommenden Dienstag einen nationalen Trauertag aus. „Dies könnten die katastrophalsten Überschwemmungen sein, die unser Land je gesehen hat“, sagte De Croo. (dil/tu/ska/tba/ce/acg mit dpa/AFP) *hna.de und merkur.de sind ein Angebot von IPPEN.MEDIA.
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