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Tornados in Deutschland: Wetter-Experte fordert Umdenken – „Sonst wird es sehr gefährlich“

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Von: Sandra Kathe

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Zwei Tornados bilden sich bei einem Sturm am Horizont (Symbolbild).
In Bayern gilt die höchste Warnstufe: Der DWD warnt vor extremen Unwettern im Norden des Freistaats (Symbolbild). © Panthermedia / IMAGO

Das häufige Auftreten von Extremwetterlagen sorgt in Deutschland auch für wachsende Tornado-Gefahr. Um dieser entgegenzutreten, ist ein Umdenken nötig.

Offenbach/Paderborn – Umgeknickte Bäume und Straßenlaternen, abgedeckte Dächer, zerbrochene Fensterscheiben, Dutzende Verletzte, das sind die Folgen des Tornados, der am vergangenen Freitag über die nordrhein-westfälische Stadt Paderborn hinweggefegt ist. Gerade weil diese Form von Wirbelsturm bislang in Deutschland eher selten auftritt, durch Klimawandel und Extremwetterphänomene aber künftig weitaus regelmäßiger vorkommen könnte, fordern Fachleute ein Umdenken.

So etwa Wetterexperte Jörg Kachelmann, der in einem am Wochenende mit dem Spiegel geführten Interview erklärte, dass Deutschland auf das Auftreten von Tornados nicht vorbereitet sei. Das begründete der Meteorologe etwa mit der hohen Opferzahl in Paderborn, obwohl der dortige Tornado „nicht einmal besonders stark“ gewesen sei. Laut Behördenangaben wurden in Folge des Luftwirbels mehr als 40 Personen verletzt, 13 von ihnen schwer, ein Opfer sogar lebensgefährlich.

Tornado-Warnungen in Deutschland und den USA: Deutschland ist „nicht vorbereitet“

Den Grund dafür sieht Kachelmann darin, dass die Wahrnehmung von Tornados hierzulande eine ganz andere sei als etwa in den USA. Dort würden die Menschen an Tagen mit Wetterwarnungen „ständig in den Himmel gucken, einfach, um ihr Leben zu retten“, erklärt Kachelmann. Denn was Tornados so gefährlich mache, sei, dass sie bei entsprechendem Aufeinandertreffen von feuchter Gewitterluft mit Winden „aus stark unterschiedlichen Richtungen oder mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten“ mit relativ kurzer Vorwarnung auftreten können. Gerade einmal 15 bis 30 Minuten betrage üblicherweise die Vorwarnzeit.

Diese Zeit werde in den USA ganz anders genutzt als in Deutschland betont Kachelmann gegenüber dem Spiegel: „In den USA hätte man um 16.40 Uhr in Paderborn und anderen Orten auf der Zugbahn die Sirenen aktiviert und gleichzeitig in allen Medien Livestreams geschaltet“. Zu Verpassen sei die Gefahr eines Tornados bei dieser Art zu warnen kaum. Das müsse auch in Deutschland etabliert werden, „sonst wird es sehr gefährlich“.

Risiko für Tornados in Deutschland: „Schlimmstenfalls mit Tausenden Toten zu rechnen“

Gefährlich sei hingegen, dass man die Gefahr von Tornados hierzulande eher unterschätzt. Denn sie treten bislang viel häufiger in anderen Teilen der Erde auf und sind in Deutschland bisher eher selten. Dabei erinnert Kachelmann an einen Tornado, der im Jahr 1968 im badischen Pforzheim zwei Menschen tötete, 200 verletzte und über 1700 Häuser beschädigte. Würde sich diese Art Extremwetterlage über einer Großstadt wie Hamburg oder Berlin entwickeln, sei schlimmstenfalls mit Hunderten oder gar Tausenden Toten zu rechnen, erklärt er.

Auch für Montag (23. Mai) warnt der Deutsche Wetterdienst (DWD) erneut vor schweren Unwettern mit Starkregen Sturmböen und Hagel. Im Süden Hessens gebe es laut den Angaben der Meteorologinnen und Meteorologen ein „geringes Tornadorisiko“. (ska mit AFP/dpa)

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