1. Startseite
  2. Welt

Alarmierende Zahlen vor Legalisierung: Studie belegt Cannabis als häufigen Auslöser für Schizophrenie

Erstellt:

Von: Nadja Zinsmeister

Kommentare

Cannabis soll 2023 auch in Deutschland legalisiert werden. Nun fanden Forscher heraus, dass ein erhöhter Konsum die Gefahr einer Schizophrenie-Erkrankung erhöhen kann.

Cambridge - Junge Männer könnten bei einem übermäßigen Konsum von Cannabis besonders anfällig dafür sein, an Schizophrenie zu erkranken. Zu diesem Ergebnis kommt eine neue Studie, die am 4. Mai in der Wissenschaftszeitung Psychological Health veröffentlicht wurde.

Es wird angenommen, dass ein Fünftel der Schizophrenie-Erkrankungen in der Bevölkerung vermieden werden könnte, wenn zuvor eine Cannabisabhängigkeit verhindert wird. Die Erkenntnisse könnten vor allem in Deutschland von Bedeutung sein. Die Bundesregierung will den Konsum von Cannabis noch im Jahr 2023 legalisieren. Im Kreis Kassel haben Experten verschiedene Meinungen zur Cannabis-Legalisierung.

Studie zeigt, dass regelmäßiger Konsum von Cannabis Schizophrenie auslösen kann

Für die Studie arbeiteten neun Wissenschaftler aus Kopenhagen und den USA zusammen. Sie werteten insgesamt 6.907.859 dänische Gesundheitsakten aus, unter denen sich 45.327 Fälle von Schizophrenie befanden. Die Gesundheitsakten stammten ausschließlich von Personen im Alter von 16 und 49 Jahren. Aus den Gesundheitsregistern in Dänemark konnten die Forscher ebenfalls die Information entnehmen, ob bei Menschen neben einer Schizophreniererkankung auch eine Cannabisabhängigkeit bekannt ist oder war. Anschließend analysierten die Studienautoren, inwiefern eine Abhängigkeit von Cannabis je nach Geschlecht ein Risikofaktor für eine Erkrankung an Schizophrenie darstellt.

Marihuana-Produkte
Bald legal: Der Cannabis-Konsum in Deutschland. © picture alliance / Daniel Karmann/dpa

„Bei den 16- bis 20-Jährigen war das Inizidenzratenverhältnis für Männer mehr als doppelt so hoch wie für Frauen“, schreibt unter anderem Mitautor Carsten Hjorthøj, Leiter des Kopenhagener Forschungszentrum für psychische Gesundheit. Das Inzidenzratenverhältnis gibt allgemein an, wie hoch das Risiko für eine bestimmte Bevölkerungsgruppe (in dem Fall Männer) in einem bestimmten Zeitraum (16 bis 20 Jahre alt) für eine Erkrankung (an Schizophrenie) ist.

Cannabis kann Risiko für Schizophrenie erhöhen - besonders junge Männer betroffen

Aus den errechneten Daten gehen die Forscher davon aus, dass bei Männern bis 2021 etwa 15 Prozent der Schizophrenie-Erkrankungen verhindert werden hätten können, wenn die Männer nicht von Cannabis abhängig gewesen wären. Bei Frauen lag der Anteil hingegen bei vier Prozent. „Obwohl die Cannabisabhängigkeit nicht für die meisten Schizophreniefälle in Dänemark verantwortlich ist, scheint sie zu einem nicht zu vernachlässigenden und in den letzten fünf Jahrzehnten stetig wachsenden Anteil beizutragen“, schreiben die Autoren weiter. Die Studie wurde laut eigenen Angaben nicht von außenstehenden Firmen finanziert.

Cannabiskonsum
Bis zu 25 Gramm Cannabis sollen künftig erlaubt sein. © Hannes P. Albert/dpa

Ab wann ein Mensch als abhängig gilt, muss laut dem Psychiater Christian G. Schütz von der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Universität Bonn anhand des Verhaltens sowie den psychischen und körperlichen Merkmalen der Person diagnostiziert werden. Demnach können sich zum einen psychische Abhängigkeitssymptome entwickeln, wie zum Beispiel Schwierigkeiten den Konsum zu kontrollieren. Zum anderen seien auch körperliche Symptome wie eine Toleranzerhöhung möglich, sodass der Konsument immer höhere Mengen benötigt.

Regelmäßiger Cannabis-Konsum kann Schizophrenie auslösen - Legalisierung in Deutschland geplant

In einigen Ländern ist der Konsum von Cannabis auch aus nichtmedizinischen Gründen bereits legal. Darunter zählen zum Beispiel die Niederlande, Spanien und zahlreiche Staaten in den USA. Der Konsum sowie Anbau von Cannabis in bestimmten Mengen soll zukünftig auch hierzulande legalisiert werden. Informationen des Epidemiologischen Suchtsurvey zufolge haben im Jahr 2021 insgesamt 8,8 Prozent der Menschen in Deutschland Cannabis als Suchtmittel konsumiert. Das entspricht etwa 4,5 Millionen Menschen. Der Psychiater Prof. Dr. Martin Ohlmeier vom Klinikum Kassel sieht die Legalisierung von Cannabis kritisch und sieht verstärkte Gesundheitsrisiken.

Die Bundesregierung sieht unterdessen vor, durch die Legalisierung die Qualität zu kontrollieren und gleichzeitig den Gesundheitsschutz für Konsumenten und insbesondere den Jugendschutz zu gewährleisten. „Die Schwarzmarktware ist häufig verunreinigt und schafft zusätzliche Gesundheitsgefahren. Das können wir nicht länger hinnehmen. Deswegen wagen wir die kontrollierte Abgabe von Cannabis an Erwachsene in klaren Grenzen und drängen den Schwarzmarkt zurück, flankiert durch Präventionsmaßnahmen für Jugendliche“, sagte Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach in einer Pressekonferenz im April. Gemeinsam mit Agrarminister Cem Özdemir (Grüne) stellte er die Eckpunkte für die geplante Cannabis-Legalisierung vor. (nz)

Auch interessant

Kommentare

Liebe Leserinnen und Leser,
wir bitten um Verständnis, dass es im Unterschied zu vielen anderen Artikeln auf unserem Portal unter diesem Artikel keine Kommentarfunktion gibt. Bei einzelnen Themen behält sich die Redaktion vor, die Kommentarmöglichkeiten einzuschränken.
Die Redaktion