Vorhersage
Wetter Deutschland: Gibt es einen Winter der Extreme? Experte redet Klartext
Wird das Wetter im Winter 2020/21 in Deutschland wirklich so extrem, wie einige Experten befürchten. Ein Meteorologe redet jetzt Klartext.
- Wetter in Deutschland: Gibt es einen Winter der Extreme?
- Schuld an diesem prognostizierten Phänomen soll zu wenig Eis in der Arktis sein.
- Ein Meteorologe findet deutliche Worte zu dieser Vorhersage.
Offenbach – Für viele Menschen in Deutschland ist der Winter eine spannende Jahreszeit: Sie hoffen auf Schnee an Heiligabend, wollen eine Schlittenfahrt mit den Kindern machen und sehen ihnen gern beim Schneemannbauen zu. Doch in den vergangenen Jahren war das Wetter für die kalte Jahreszeit viel zu mild. Jetzt prognostizieren einige Experten Wetter-Extreme im Winter 2020/21. Schuld daran soll die geringe Eisfläche in der Arktis sein. Doch was ist dran an der Vorhersage? Ein Meteorologe findet deutliche Worte.
Wetter in Deutschland: Sorge gestörte Polarwirbel für Extreme im Winter?
Die Arktis bekommt den Klimawandel jedenfalls aktuell heftig zu spüren. Dort gab es Ende Oktober 2020 so wenig Eis wie noch nie im Oktober seit Beginn der Wetterbeobachtung. In diesem Jahr sind es rund sechs Millionen Quadratkilometer, im Schnitt waren es zu dieser Jahreszeit immer acht Millionen Quadratkilometer. Nur einmal sah es schlechter aus: 2012 gab es dort so wenig Eis wie nie zuvor in jedem anderen Monat. Der Unterschied zur aktuellen Lage ist jedoch, dass das Eis im Oktober rasant zu wachsen begann und den aktuellen Tiefstwert deutlich überschritt.
Wetter im Winter in Deutschland: Rekorde im Überblick
Kälteste Winter | Durchschnittstemperatur im Vergleich zum Klimamittel |
---|---|
1963 | -5,5 Grad |
1940 | -5 Grad |
1929 | -4,9 Grad |
1947 | -4,5 Grad |
1942 | -3,9 Grad (Quelle: Kachelmannwetter) |
Wärmste Winter | Durchschnittstemperatur im Vergleich zum Klimamittel |
---|---|
2007 | 4,4 Grad |
2020 | 4,2 Grad |
1975 | 3,6 Grad |
1990 | 3,6 Grad |
2016 | 3,6 Grad (Quelle: Kachelmannwetter) |
Doch genau das ist in diesem Jahr das Problem. Während das Eis in der Arktis sonst immer ab Oktober stark wächst, gibt es 2020 fast kein neues Eis. Das liegt vor allem daran, dass es in diesem Jahr in der Arktis viel zu warm war und auch immer noch zu warm ist. Die Temperatur in den nördlichen Breiten liegt in diesem Jahr vier Grad Celsius über dem Klimamittel. Das ist ein enormer Wert und führt dazu, dass das Wasser nicht genug abkühlt.
Wetter im Winter in Deutschland: Eis in der Arktis hat Einfluss
Doch welche Auswirkungen hat dieses Szenario auf das Wetter im Winter in Deutschland? Die Experten von wetter.de prognostizieren, dass durch die geringe Ausbreitung des Meereseis die Aktivität des Polarwirbels gestört wird. Ein starker Polarwirbel steht in der Regel eher für einen milden Winter, ein geschwächter Polarwirbel kann für Wetter-Extreme sorgen.
„Welchen Einfluss das Eis in der Arktis auf unseren Winter hat, kann man nicht genau sagen. Man kann auch nicht sagen, ob es überhaupt einen Einfluss hat“, erklärt Diplom-Meteorologe Dominik Jung vom Wetterdienst Q.met gegenüber dem Wetterportal wetter.net. Er hatte schon getobt, als viele Experten einen Jahrhundertwinter wegen des Klimaphänomens La Niña vorhergesagt hatten.
Wetter in Deutschland: Rekordwinter droht – Experte hat Schockprognose
Das Wetter im Winter in Deutschland steuert nämlich eher auf einen Rekordwinter zu. Jung hatte in diesem Zusammenhang von einer „Schockprognose“ für alle Winterfreunde gesprochen, denn der Winter soll rekordverdächtig warm werden. Sowohl Dezember, Januar als auch Februar sollen wärmer werden als im Klimamittel. Der amerikanische Wetterdienst prognostiziert in seinem Langzeitmodell eine positive Abweichung für Dezember um 2 Grad Celsius, im Januar von 3 bis 4 Grad Celsius und im Februar 2 bis 3 Grad Celsius.
„Da kann ich auch nichts mehr schönreden. Das sind langfristige Wetterprognosen, die nach den neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen erstellt sind. Und da gibt es auch nichts hineinzuinterpretieren. Das ist so, wie es ist“, ordnet Jung ein. Einen Winter mit Wetter-Extremen oder sogar einen Jahrhundertwinter wird es nach aktuellen Vorhersagen nicht geben. (Christian Weihrauch)
Rubriklistenbild: © Ulf Mauder