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Zugunglück bei Bad Aibling: Fahrdienstleiter spielte am Handy

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Von: Kathrin Böhmer

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Zugunglück Bad Aibling
Bei dem Zugunglück nahe Bad Aibling sind am Faschingsdienstag 2016 elf Männer gestorben. Die Meridianzüge waren auf einer eingleisigen Strecke frontal zusammengestoßen. © dpa

Bad Aibling - Die Polizei hat den Fahrdienstleiter, der beim Zugunglück nahe Bad Aibling vor zwei Monaten Schicht hatte, festgenommen. Bei den Ermittlungen hat sich Gravierendes herausgestellt.

Die Tragödie von Bad Aibling nimmt mit den neuesten Erkenntnissen der Staatsanwaltschaft Traunstein noch unglaublichere Ausmaße an: Der Fahrdienstleiter, gegen den seit Wochen ermittelt wird, soll während seiner verhängnisvollen Schicht abgelenkt gewesen sein - von einem Online-Computerspiel auf seinem Handy. Damit wird dem 39-Jährigen nach dem Zugunglück bei Bad Aibling eine weitaus schwerwiegendere Pflichtverletzung zur Last gelegt als bisher angenommen.

Laut Staatsanwaltschaft hat der 39-Jährige am Morgen des Faschingsdienstages, an dem sich das schreckliche Zugunglück von Bad Aibling ereignet hat, sein Handy eingeschaltet und das Online-Computerspiel gestartet. Mit diesem soll er über einen längeren Zeitraum - bis kurz vor der Kollision der beiden Züge - beschäftigt gewesen sein. So teilt es die Staatsanwaltschaft am Dienstag mit.

Zugunglück bei Bad Aibling: Handy-Ablenkung soll zu Fehlentscheidungen geführt haben

Der Verdacht liege deshalb nahe, dass der Mann von seiner eigentlichen Aufgabe, nämlich den Zugverkehr auf der eingleisigen Strecke zu regeln, abgelenkt war - und fatale Fehler beging. Er schickte zwei falsche Signale an die beiden Zugführer heraus. Statt jeweils zu warten, bis die eingleisige Strecke wieder frei ist, starteten beide ihre Fahrt gleichzeitig. Die Tragödie von Bad Aibling nahm ihren Lauf. Die Meridianzüge stießen frontal zusammen, elf Männer starben, 85 Menschen wurden verletzt. Bad Aibling fiel in einen Schockzustand, ganz Deutschland trauerte mit.

Zugunglück bei Bad Aibling: Eine Sache hat der Fahrdienstleiter bereits zugegeben

Der 39-Jährige räumte bereits ein, während der Schicht gezockt zu haben. Er bestritt aber, hierdurch abgelenkt gewesen zu sein. 

Der Ermittlungsrichter hat den Vollzug des Haftbefehls angeordnet - wegen fahrlässiger Tötung, fahrlässiger Körperverletzung und gefährlichen Eingriffs in den Bahnverkehr. Der Fahrdienstleiter sitzt mittlerweile in Untersuchungshaft. 

Verkehrsminister Herrmann: 'Frage ist, ob Fahrdienstleiter abgelenkt war'  

Bayerns Verkehrsminister Joachim Herrmann äußerte sich am Dienstag zu den neuen Erkenntnissen bezüglich des Verhaltens des Fahrdienstleiters. „Daraus ergibt sich die Frage, ob der  Fahrdienstleiter durch dieses Computerspielen längere Zeit abgelenkt war, jedenfalls nicht seine volle Aufmerksamkeit dem eigentlichen Fahrdienst-Geschäft gewidmet hat“, sagte Joachim Herrmann (CSU) am Dienstagabend im Bayerischen Fernsehen. Nun gelte es, weiter sorgfältig zu ermitteln. Herrmann betonte, es sei für ihn „zunächst wichtig gewesen, dass klar im Raum steht, es gibt keine technischen Defizite an den beteiligten Zügen, es gibt keine technischen Defizite an der Ausstattung entlang der Strecke“. Dies sei für die Fahrgäste, die dort täglich unterwegs seien, „sehr wichtig“.

Die Ermittlungen zu den Ursachen des Zugunglücks dauern noch an. Allerdings gibt die Staatsanwaltschaft bekannt: "Bis heute haben sich keine Hinweise auf technische Störungen ergeben, die Ursache oder Mitursache der Katastrophe sein könnten." Technisches Versagen kam bei der Suche nach der Ursache für das Zugunglück bei Bad Aibling immer wieder zur Sprache.

kg

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