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Arbeitsmarkt widersetzt sich der Krise - keine Entwarnung

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Arbeitsmarkt widersetzt sich der Krise. © dpa

Nürnberg - Der Arbeitsmarkt hat der Krise zum Jahresende noch einmal getrotzt, die Aussichten für 2010 sind aber deutlich düsterer. 3,276 Millionen Menschen sind im Dezember arbeitslos.

Im Dezember stieg die Arbeitslosenzahl um gerade einmal 60.000 auf 3,276 Millionen Menschen, wie die Bundesagentur für Arbeit am Dienstag bekanntgab. Dies sei vor allem der flexiblen Gestaltung der Arbeitszeit zu verdanken. Nach durchschnittlich 3,4 Millionen Arbeitslosen 2009 werde im Herbst aber wohl die 4-Millionen-Marke geknackt. Ähnliches erwarten die Experten des Instituts für Wirtschaftsforschung: Sie rechnen bis 2011 mit einem Rückgang der Erwerbstätigenzahl um eine Million. Im Jahresschnitt 2009 gab es laut Bundesagentur nur 155.000 Arbeitslose mehr als im Jahr zuvor - ursprünglich hatte die Behörde mit einem Anstieg um bis zu 430.000 gerechnet.

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“Die Bilanz für 2009 ist, dass sich die Krise vor allem im ersten Halbjahr bemerkbar gemacht hat, aber nicht die Auswirkungen hatte, wie wir befürchtet hatten“, erklärte BA-Vorstandschef Frank-Jürgen Weise. Massiven Einbrüchen in der Wirtschaftleistung hätten bislang nur moderat auf den Arbeitsmarkt durchgeschlagen. Der Dezember-Anstieg um 60.000 arbeitlose Menschen sei ausschließlich auf das Winterwetter zurückzuführen, betonte BA-Vorstandsmitglied Heinrich Alt. Die Konjunktur habe darauf so gut wie keinen Einfluss gehabt.

1,5 Milliarden Stunden weniger gearbeitet

Dass die Krise den Jobmarkt 2009 noch nicht mit voller Wucht traf, ist laut der Bundesagentur in erster Linie der flexiblen Gestaltung der Arbeitszeit geschuldet: Arbeitnehmer hätten durch den Abbau von Überstunden oder Arbeitszeitguthaben im Jahresdurchschnitt 1,5 Milliarden Stunden weniger gearbeitet, dies seien 50 Stunden für jeden Arbeitnehmer. Zudem sei die Kurzarbeit rege genutzt worden: Aktuellen Daten zufolge waren 2009 im Jahresdurchschnitt 1,06 Millionen Menschen in Kurzarbeit, 330.000 Vollzeitstellen seien so gerettet worden.

Dennoch habe sich die Krise natürlich bemerkbar gemacht - und dies vor allem in Form eines Trends weg von Vollzeitstellen im produzierenden Gewerbe und hin zu Teilzeitstellen im Dienstleistungsbereich, wie Weise sagte. Zu den Opfern der Wirtschaftskrise zählen demnach vor allem Männer. Allerdings ging 2009 die Langzeitarbeitslosigkeit zurück: Inmitten der Krise waren noch 933.000 Menschen länger als ein Jahr ohne Arbeit, und damit 148.000 weniger als 2008. Die Zahl der Hartz-IV-Empfänger nahm um 29.000 auf 2,2 Millionen ab.

Hohes Niveau der Kurzarbeit nicht mehr finanzierbar

Für 2010 hält die Behörde zwar an ihrer Prognose fest, wonach die Arbeitslosigkeit im Schnitt auf 4,1 Millionen steigen wird. Gleichzeitig erwartet Behördenchef Weise aber, dass die 4-Millionen-Marke erst im Herbst geknackt wird. Ziel der BA sei es ohnehin, die Prognose zu unterbieten. In jedem Fall werde es aber zu einem Anstieg der Arbeitslosigkeit kommen: Die derzeit noch immer rege Nutzung der Kurzarbeit - im Dezember gingen bis zu 140.000 neue Anzeigen für konjunkturelle Kurzarbeit ein - könne so nicht mehr längere Zeit finanziert werden.

Ein Teil gehe dann in Arbeitslosigkeit über. Finster sind die Erwartungen des Instituts für Wirtschaftsforschung: “Wir rechnen damit, dass die Zahl der Erwerbstätigen bis 2011 um knapp eine Million sinken wird“, sagte IWH-Konjunkturexperte Juri Holtemöller am Dienstag der DAPD und bestätigte damit einen Bericht der “Berliner Zeitung“. Danach sieht das Institut einen Rückgang der Beschäftigung um rund 700.000 in diesem und 250.000 im nächsten Jahr. Etwas besser als erwartet entwickelte sich 2009 auch der Haushalt der BA: Das Defizit beläuft sich nach vorläufigen Zahlen auf 13,79 Milliarden Euro, für 2010 einen Anstieg des Defizits auf 18 Milliarden.

AP

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