Bank of America muss kräftig bluten

Washington - Die Finanzkrise ist allgegenwärtig. Noch immer werden in den USA Banken für ihre Fehler kräftig zur Kasse gebeten. Die Bank of America zahlt für fragwürdige Hypotheken-Deals 9,5 Milliarden Dollar.
Die Finanzkrise kostet die Bank of America noch einmal richtig Geld. Die US-Großbank zahlt nach eigenen Angaben wegen strittiger Hypothekengeschäfte aus den Jahren 2005 bis 2007 insgesamt 9,5 Milliarden Dollar (6,9 Mrd Euro) an die beiden staatlichen Immobilienfinanzierer Fannie Mae und Freddie Mac. Betrugsvorwürfe wegen der Übernahme der Investmentbank Merrill Lynch kosten den Finanzriesen und seinen damaligen Chef Kenneth Lewis noch einmal 25 Millionen Dollar.
Staatliche Stellen und die Bank verkündeten die beiden Vergleiche am Mittwoch (Ortszeit). Er wolle sicherstellen, dass „die Betrügereien, die in und um die Finanzkrise herum passiert sind, nicht vergessen werden“, erklärte der New Yorker Generalstaatsanwalt Eric Schneiderman.
Bankchef persönlich haftbar gemacht
Schneiderman hatte das Verfahren um den Kauf von Merrill Lynch noch von seinem Vorgänger geerbt. Es läuft seit 2010. Er wirft Lewis vor, steigende Verluste bei Merrill Lynch vor den Anteilseignern der Bank of America verheimlicht zu haben, damit diese den Zukauf damals billigten. Die Bank muss nun 15 Millionen Dollar zahlen und Lewis selbst 10 Millionen Dollar. Zudem wird der Ex-Chef für drei Jahre aus den Führungszirkeln börsennotierter Unternehmen verbannt.
Es ist einer der seltenen Fälle, in denen ein Bankchef persönlich für Verfehlungen aus den Zeiten der Finanzkrise zur Rechenschaft gezogen wird.
Wegen der Übernahme von Merrill Lynch war die Bank of America bereits in teure Rechtsstreitigkeiten mit Anlegern verwickelt und zahlte 2012 in einem Vergleich 2,4 Milliarden Dollar. Das Verfahren gegen den damaligen Finanzchef Joe Price läuft weiter.
Zukäufe entpuppten sich als Milliardengräber
Kenneth Lewis hatte aus der Bank mit Sitz im ländlichen North Carolina ein Institut auf Augenhöhe mit den Rivalen von der Wall Street schaffen wollen. Dazu übernahm er in der Finanzkrise nicht nur die namhafte Investmentbank Merrill Lynch, sondern auch den größten US-Immobilienfinanzierer Countrywide. Beide Zukäufe entpuppten sich als Milliardengräber. Der Staat musste die Bank of America schließlich mit Steuergeldern unter die Arme greifen und Lewis musste seinen Stuhl räumen.
Seine Entscheidungen verfolgen die Bank aber bis heute. So muss der Konzern auch für die Fehltritte der beiden zugekauften Finanzfirmen geradestehen. Im Falle von Fannie Mae und Freddie Mac musste bislang kein anderes Geldhaus mehr berappen. 6,3 Milliarden Dollar gehen als Wiedergutmachung an die beiden staatlich kontrollieren Finanzierer. Zusätzlich kauft die Bank of America ihnen Hypothekenpapiere im Zeitwert von 3,2 Milliarden Dollar (2,3 Mrd Euro) wieder ab.
Sieben Klagen stehen noch aus
Die Aufsichtsbehörde FHFA hatte 2011 insgesamt 18 Finanzkonzerne verklagt, die Fannie Mae und Freddie Mac Hypothekenpapiere verkauft hatten. Der Vorwurf: Die Banken hätten die darin enthaltenen Hauskredite zu rosig dargestellt. In der ab 2007 hereinbrechenden Finanzkrise verloren die Papiere massiv an Wert und der Staat musste bei den Immobilienfinanzierern rettend einspringen.
Nach der Lösung des aktuellen Falls stehen noch sieben Klagen aus. Erst in der vergangenen Woche hatte die Credit Suisse einer Zahlung von 885 Millionen Dollar zugestimmt. Die Deutsche Bank hatte sich Ende vergangenen Jahres auf die Zahlung von 1,9 Milliarden Dollar geeinigt. US-Branchenprimus JPMorgan Chase zahlte für die Beilegung des juristischen Streits 4 Milliarden Dollar und kauften für weitere 1,1 Milliarden Dollar Hypothekenpapiere zurück.
Die großen Banken haben für Rechtsstreitigkeiten hohe Beträge auf die Seite gelegt. Wegen des teuren Vergleichs muss die Bank of America aber noch einmal nachschießen und rechnet für das erste Quartal mit einer Schmälerung des Gewinns vor Steuern von 3,7 Milliarden Dollar.
dpa
Auch interessant
Kommentare
Liebe Leserinnen und Leser,
wir bitten um Verständnis, dass es im Unterschied zu vielen anderen Artikeln auf unserem Portal unter diesem Artikel keine Kommentarfunktion gibt. Bei einzelnen Themen behält sich die Redaktion vor, die Kommentarmöglichkeiten einzuschränken.
Die Redaktion