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Ukraine-Krieg: Russland vor Staatsbankrott – Diese Folgen drohen

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Von: Isabel Wetzel

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Eine Frau steht an einem Geldautomaten der Genbank. Eine Staatspleite Russlands durch die Sanktionen des Westens im Ukraine-Krieg könnte weitreichende Folgen haben.
Eine Staatspleite Russlands durch die Sanktionen des Westens im Ukraine-Krieg könnte weitreichende Folgen haben. © Sergei Malgavko/Imago

Die harten Sanktionen im Ukraine-Krieg wirken sich jetzt auf die russische Zahlungsfähigkeit aus. Wenn Russland bankrott geht, trifft das auch deutsche Banken. 

Moskau – Auf den internationalen Finanzmärkten ist Russland durch die westlichen Sanktionen im Zuge des Ukraine-Konflikts so gut wie abgemeldet. Doch was den Druck auf Präsident Wladimir Putin erhöhen und den Kreml durch die Isolierung der russischen Wirtschaft zum Einlenken bringen soll, birgt auch unangenehme Nebenwirkungen. Trotz voller Staatskasse droht Russland jetzt die Zahlungsunfähigkeit.

Der Präsident des Berliner DIW-Instituts, Marcel Fratzscher, hält eine Staatsschuldenpleite Russlands in den kommenden Monaten für sehr wahrscheinlich. Aufgrund der westlichen Sanktionen bestehe ein hohes Risiko, dass Russland seine Schulden bei internationalen Gläubigern nicht bediene, sagte Fratzscher der Deutschen Presse-Agentur. Unter einem Zahlungsausfall würden auch einige deutsche Investoren leiden, darunter einige Banken. „Deutsche Finanzinstitutionen sind diese Risiken in den vergangenen Jahren aber bewusst eingegangen und haben daran kräftig verdient. Daher sollte der deutsche Staat ihnen diese Verluste nicht ersetzen“, erklärte Fratzscher.

Ukraine-Krieg: Sanktionen für Russland – Zahlungen in Milliardenhöhe könnten ausbleiben

Dem Finanznachrichtendienst Bloomberg zufolge hat Russland 49 Milliarden Dollar an Staatsanleihen in Dollar und Euro offen. Am 16. März stehen Zinszahlungen über mehr als 100 Millionen Dollar an. Am 4. April läuft eine Anleihe über 2 Milliarden Dollar aus. „Wir sehen einen Zahlungsausfall als wahrscheinlichstes Szenario“, schrieb die US-Investmentbank Morgan Stanley am Montag (07.03.2022) an Klienten.

Auch die großen Ratingagenturen machen Anlegern wenig Hoffnung. Fitch, Moody‘s und S&P sehen Russlands Kreditwürdigkeit inzwischen im sogenannten Ramschbereich, der hochriskante Anlagen kennzeichnen soll. Fitch warnte am Dienstag (08.03.2022) bereits vor einem unmittelbar drohenden Zahlungsausfall. S&P senkte die Bonitätsnote des Landes um acht Stufen, bis knapp über die Kategorie für Zahlungsunfähigkeit. Bei Moody‘s fiel das Rating aufgrund „ernsthafter Bedenken hinsichtlich Russlands Bereitschaft und Fähigkeit, seine Schulden zu bezahlen“ auf noch tieferes Ramschniveau.

Erstmals seit 1998: Russlands Kreditwürdigkeit durch Ukraine-Krieg auf Ramschniveau

Rückblick: Der 17. August 1998 markiert den bisher schwärzesten Tag in der Wirtschaftsgeschichte des neuen Russlands. Damals stellte die Regierung wegen knapper Kassen die Bedienung der Binnenschulden ein und gab den Rubel zur Abwertung frei. Die Finanzmärkte kamen ins Taumeln. Das Vertrauen in Russland war dahin. Der Rubel büßte nach Jahren der Stabilität in wenigen Wochen 75 Prozent ein. Russische Banken konnten ihre Verpflichtungen nicht mehr erfüllen. Internationale Finanzorganisationen stellten die Unterstützung ein.

Diesmal unterscheidet sich die Situation allerdings in wesentlichen Punkten. Die Ausgangslage ist völlig anders. Damals hatte Russland hohe Staatsschulden und geringe Devisenreserven. Zudem war der Rubel noch an den Dollar gekoppelt, sodass die Zentralbank den Wechselkurs verteidigen musste. Im Zuge der Asienkrise und fallender Ölpreise entpuppte sich dies als hoffnungslos. Heute ist Russlands Staatskasse, auch aufgrund extrem hoher Öl- und Gaspreise, prall gefüllt. Doch durch die Sanktionen wurde ein Großteil von Russlands Zentralbankreserven über rund 640 Milliarden Dollar eingefroren.

Zahlungsunfähig trotz voller Kassen: Russland treffen Sanktionen im Ukraine-Krieg

Das Problem ist also nicht das fehlende Geld: Selbst wenn Russland zahlen würde, wäre ungewiss, ob Gläubiger im Ausland an ihr Geld kommen. Und auch Kreditausfallversicherungen greifen bei manchen Anleihen womöglich nicht, weil Russland die Schulden in Rubel begleichen könnte. Das Geld dürfe lediglich nicht ins Ausland transferiert werden.

Auch wenn die Anleihezahlungen in der kommenden Woche ausblieben, würde dies nicht bedeuten, dass Russland von heute auf morgen in die Staatspleite gerät. Nach dem ersten Zahlungsversäumnis beginnt gewöhnlich eine 30-tägige Gnadenfrist, sodass der eigentliche Ausfall erst im April erfolgen würde. Außerdem könnte es sich wegen der außergewöhnlichen Situation durch die Sanktionen zunächst nur um einen technischen oder teilweisen Zahlungsausfall handeln, also noch nicht um eine staatliche Insolvenz im eigentlichen Sinne. (iwe/dpa)

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