Nach BASF-Beben: Gewerkschaft präsentiert 4-Punkte-Plan zur Erhaltung des Standorts
Der Chemiekonzern BASF hat am Freitag bekannt gegeben, dass 2.600 Stellen gestrichen und mehrere Anlagen geschlossen werden. Betriebsrat und die Gewerkschaft IGBCE kritisieren das Vorgehen.
Ludwigshafen – Mit einem Vier-Punkte-Plan soll der Standort des Chemieriesen BASF in Ludwigshafen gerettet werden. Nachdem am Morgen der Konzern ein Sparprogramm von jährlich 500 Millionen Euro vorgestellt hat, erwidern nun Gewerkschaft und Betriebsrat. „Anlagen abbauen und Stellen streichen ist noch kein Konzept für eine erfolgreiche Zukunft des größten Chemieareals der Welt“, kritisiert der IGBCE-Vorsitzende und BASF-Aufsichtsrat Michael Vassiliadis. Die Gewerkschaft will dafür kämpfen, dass die Einsparungen nicht auf den Schultern der Beschäftigten landen.
BASF-Einsparungen: Vier-Punkte-Plan der Gewerkschaft
Konkret habe der Betriebsrat (BR) von BASF bereits erreicht, dass keiner der betroffenen Kollegen arbeitslos werde. Man habe dazu Vereinbarungen zum „Schutz und zur Qualifizierung“ getroffen.
Der Vier-Punkte-Plan der Gewerkschaft IGBCE bündelt die Leitsätze, unter denen Gewerkschaft und BR für die Rechte der Arbeitnehmer kämpfen wollen. Insbesondere wird von der Führung gefordert, dass BASF sich auf die Zukunft einstellt, mehr in nachhaltige Produkte und grüne Technologien investiert, um auch weiterhin wettbewerbsfähig zu bleiben. Das sind die Forderungen im Einzelnen:
1. „Mit Klugheit vorgehen, nicht mit der Brechstange“
IGBCE und BR fordern, dass das Unternehmen beim Sparprogramm die Arbeitnehmer mit einbezieht. Es solle kein „Sparprogramm nach Schema F“ geben, bei dem nur Dienstleistungen eingestellt oder outgesourct werden. Stattdessen soll die „geballte Erfahrung der Praxis“ genutzt werden, um kluge Entscheidungen zu treffen.
BASF hatte am Morgen bekannt gegeben, dass genau das passieren soll: Es werden Service-Standorte außerhalb Ludwigshafens aufgebaut, etwa in Berlin und in Madrid.
2. „Investitionen in Innovationen und Qualifizierung hier am Standort“
Gewerkschaft und BR wollen Kosteneinsparungen am Standort Ludwigshafen verhindern. Stattdessen soll es ein „Sondervermögen“ geben, mit dem der Standort zukunftsfest gemacht wird. Das Geld solle dann auch genutzt werden, um die Energiekosten zu bewältigen. Konkret werden außerdem Investitionen in neue Technologien gefordert.
BASF ist der größte Gasverbraucher in Deutschland. Entsprechend hart haben die gestiegenen Preise für Gas im vergangenen Jahr das Unternehmen getroffen.
3. „Kluge Personalentwicklung hier am Standort“
„Die Zeiten, in denen man einfach nur mit dem Namen BASF punktet, sind vorbei“, so der Gewerkschaftsplan. Negative Schlagzeilen über das Unternehmen würden potenzielle Bewerber abschrecken, sodass das Unternehmen immer weniger konkurrenzfähig werde. Um den Fachkräftemangel zu bekämpfen wird gefordert, dass am Standort Ludwigshafen neue, moderne Ausbildungs- und Arbeitsplätze geschaffen werden.
4. „Über den Tellerrand schauen und sich einmischen“
Die Verlagerung von Produktionsstätten außerhalb Europas haben laut IGBCE dazu geführt, dass hier Lieferkettenprobleme auftauchen. BASF dürfe diesem Vorbild nicht folgen – sondern müsse seinen Beitrag zur Versorgungssicherheit in Europa leisten. Würde das Unternehmen seine Produktion nach China oder die USA verlagern, würde es zum Lieferkettenproblem beitragen. „Standortsicherung geht über Gewinnmaximierung“, so die Gewerkschaft.
BASF möchte sein Geschäft in China ausweiten – trotz Warnungen aus dem Vorstand. So fürchten einige Beobachter einen Angriff Chinas auf Taiwan. Eine Eskalation in Fernost käme einem „Totalverlust des Engagements“ in China gleich, sagte Brudermüller bei der Vorstellung der Ergebnisse am Morgen.

BASF streicht Stellen: Ludwigshafen soll Stammwerk bleiben
Am Morgen hatte BASF einen Ergebnisrückgang von 30 Prozent verkündet. In Ludwigshafen, dem Stammwerk von BASF, sollen 700 Stellen gestrichen werden. Sorgen um das Stammwerk versuchte Vorstandschef Martin Brudermüller dennoch auszuräumen: „Wir bleiben dem Standort treu, allem Abwanderungsgerede zum Trotz“, sagte er bei der Vorlage der Jahreszahlen. Der Hauptsitz, wo BASF zuletzt rund 39.000 seiner mehr als 111.000 Mitarbeiter beschäftigte, bleibe der größte integrierte Standort im Konzern.
Der Chemiekonzern hatte schon im Herbst wegen der hohen Energiekosten und der schwachen Konjunktur ein Sparprogramm angekündigt. Damit will BASF ab 2024 jährlich 500 Millionen Euro außerhalb der Produktion sparen, davon die Hälfte in Ludwigshafen. Schwerpunkte sind Service-, Unternehmens- und Forschungsbereiche sowie die Konzernzentrale.
Mit Material der dpa
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