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Betreiber warnen: Der gelbe Sack steht vor dem Aus

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Die Betreiber der dualen Systeme warnen angesichts dramatisch sinkender Gebühreneinnahmen vor einem Aus für den gelben Sack und gelbe Tonnen. © dpa

Köln - Vor einem Aus für den gelben Sack und gelbe Tonnen warnen Betreiber der dualen Systeme angesichts dramatisch sinkender Gebühreneinnahmen.

Die neun dualen Systeme in Deutschland, die das Recycling von Verpackungsmüll organisieren, sehen eine bedrohliche Unterfinanzierung, die das gesamte System zusammenbrechen lassen könnte. Das sagte Mirko Sickinger, Geschäftsführer der “Gemeinsamen Stelle dualer Systeme“ (GSDS), am Freitag nach entsprechenden Medienberichten. Verbraucherschützer bezweifelt dagegen, dass eine akute Kollaps-Gefahr besteht.

Keine Verträge über Entsorgung abgeschlossen

Grund der Misere aus Sicht der Betreiber: Viele Unternehmen, die Verpackungsmüll in den Handel bringen, hätten noch keine Verträge über dessen Entsorgung abgeschlossen, erklärte Sickinger. Die Unternehmen müssen die erwartete Verpackungsmenge bei den dualen Systemen lizenzieren lassen und dafür bezahlen. Die dualen Systeme leben von diesen Lizenzentgelten (Gebühren) und sorgen dafür, dass die vereinbarten Müllmengen aus dem Verkehr gezogen werden.

Nach vorläufigen Zahlen ist für das erste Quartal 2010 insgesamt fast ein Drittel - etwa 80 000 Tonnen - weniger Verpackungsmüll gemeldet worden als ein Jahr zuvor mit gut 270 000 Tonnen, sagte Sickinger. Tatsächlich hat die Müllmenge aber nach Branchenangaben nicht abgenommen.

Welche Probleme das duale System hat

Monika Büning von der Verbraucherzentrale Bundesverband sagte, die dualen Systeme klagten schon seit langem über Probleme. Mit der fünften Novelle der Verpackungsverordnung Anfang 2009 seien aber zahlreiche Schlupflöcher geschlossen und Probleme behoben worden, sagte die Umweltreferentin. “Im Groben funktioniert das duale System gut, einen Zusammenbruch sehen wir nicht.“

Die dualen Systeme melden pro Quartal an die “Gemeinsame Stelle“ in Köln, welche Mengen sie unter Vertrag haben. Die GSDS errechnet dann den Marktanteil der neun Unternehmen - und danach errechnen sich wiederum deren Kosten für das Sammeln des Verpackungsmülls, das sie in Auftrag geben.

Der Ex-Monopolist Duales System Deutschland GmbH (Grüner Punkt) hatte jüngst eine “augenscheinliche Unterschlagung“ von Müllmengen kritisiert. Es drohe eine unfaire Verteilung der Kosten unter den konkurrierenden dualen Systemen. Mitbewerbern warf das Unternehmen unkorrektes Verhalten und “abenteuerliche Kalkulationen“ vor, die dem gesamten Markt schadeten.

Mit dualem System verschwindet auch gelbe Tonne

Die GSDS regelt das Miteinander der dualen Systeme, die alle dieselben Sammelsysteme gelbe Tonne, gelber Sack, Altpapiersammlung und Altglascontainer nutzen. Sickinger sagte, die Unternehmen seien um Nachmeldung gebeten - möglicherweise seien Verträge für das erste Quartal abgeschlossen, aber noch nicht an die Stelle gemeldet worden.

Sollte das bestehende Duale System zerfallen, sei auch die gelbe Tonne weg. “Dann muss das ganze Thema zurück in die kommunale Hand und da besteht die Besorgnis, dass das für die Verbraucher nicht die preiswerteste Lösung werden wird.“ Büning sagte dagegen, eine Re-Kommunalisierung müsse sich für die Verbraucher keineswegs negativ auswirken.

dpa

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