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Defekte Bankkarten mit Klebestreifen reparieren

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Vorsicht: Der Zentrale Kreditausschuss und Verbraucherschützer warnen vor der dem Klebe-Trick. © dpa

Frankfurt/Main - Genervte Bankkunden und Einzelhändler haben eine Notlösung entwickelt, um fehlerhafte Bankkarten doch benutzen zu können. Es genügt ein Handgriff, sie birgt allerdings auch Risiken.

Bankkunden und Einzelhändler decken den Sicherheits-Chip auf defekten Karten einfach mit Klebeband ab. Viele Lesegeräte reagieren dann, als ob gar kein Chip auf der Karte sei und lesen stattdessen den Magnetstreifen, der von dem derzeitigen Problem nicht betroffen ist.

Doch der Zentrale Kreditausschuss und Verbraucherschützer warnen vor der dem Klebe-Trick. “Ich kann davon nur abraten, weil es sich um einen Missbrauch der Karte handelt“, sagte Niels Nauhauser von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg der Nachrichtenagentur DAPD.

Wenn es später zu einer Manipulation der Karte durch Kriminelle komme, könne die Bank theoretisch den Standpunkt vertreten, dass sie dem Kunden nichts mehr glaube, weil er die Sicherheitssysteme der Karte ja schon einmal ausgetrickst habe. Außerdem besteht laut Nauhauser die Gefahr, dass der Klebestreifen die Automaten, die Händlerterminals und die Karten selbst beschädigt.

So kann der Karteninhaber beim Entfernen des Klebestreifens den Chip versehentlich herunterreißen - für den Ersatz der Karte müsste er dann selbst aufkommen. Auch wenn Klebstoff in dem Gerät hängenbleibt, könne das teuer werden. Kunden sollten sich deshalb zurückhalten. Letzlich komme es darauf an, wer den Klebestreifen auf der Karte anbringe: “Wenn der Händler das selber macht, ist das nicht das Problem des Verbrauchers“, betont der Experte.

Bundesbank wirft Kreditwirtschaft Versäumnisse vor

Die Bundesbank hat die Kreditwirtschaft wegen der Panne bei Millionen von Bankkarten attackiert. Die Branche müsse ihre Informationspolitik verbessern, sagte Vorstandsmitglied Hans Georg Fabritius dem “Handelsblatt“. Der Zentrale Kreditausschuss (ZKA) warnte unterdessen davor, den Fehler durch Überkleben des fehlerhaften Chips beheben zu wollen. Ob das Problem mit einem Software-Update behoben werden könne, sei noch nicht sicher.

Ein Austausch der rund 30 Millionen betroffenen Karten bleibt somit weiter möglich. Nach Ansicht von Fabritius ist eine sorgfältige Fehleranalyse nötig, um die vollständige Funktionstüchtigkeit der Karten wieder herzustellen. “Zudem sind Maßnahmen zu ergreifen, die sicherstellen, dass ein Problem dieser Größenordnung künftig nicht mehr auftreten kann“, forderte er. Der Bundesbank-Vorstand betonte, die Zentralbank verfolge die Probleme im Giro- und Kreditkartenbereich mit großer Aufmerksamkeit.

Probleme vor allem noch im Ausland

Der ZKA räumte ein, dass es insbesondere an ausländischen Annahmestellen weiter Probleme gebe. Es werde versucht, mit verschiedenen Partnern in den Hauptreiseländern Lösungen zu finden, damit Deutsche mit fehlerhaften Bankkarten auch dort wieder bezahlen und Geld abheben könnten.

An deutschen Händlerterminals sollen demnach alle Karten voraussichtlich am Montag wieder funktionieren. Die Verbraucherzentralen forderten unterdessen Banken und Sparkassen auf, ihre Kunden für die Pannen zu entschädigen. “Die Institute müssen den Kunden zusätzliche Aufwendungen schnell, unbürokratisch und kulant erstatten“, sagte Bankenexperte Manfred Westphal vom Bundesverband der Verbraucherzentralen, der “Frankfurter Rundschau“.

Für viele Konsumenten gehe es um mehr als ein Ärgernis. Ihnen sei ein Schaden entstanden - etwa, wenn sie beim Abheben an EC-Automaten fremder Institute Gebühren zahlen oder sich Geld ins Ausland schicken lassen mussten. Auf diesen Kosten dürften die Institute ihre Kunden nicht sitzenlassen.

Kompletter Kartentausch würde 300 Millionen kosten

Von der Panne sind rund 30 Millionen Kredit- und Girokarten betroffen. Die falsch programmierten Chips sollen mit einem Software-Update repariert werden. Auch ein Austausch der Karten wird geprüft. Laut “Handelsblatt“ ist es wahrscheinlich, dass zumindest 3,5 Millionen Kreditkarten ausgetauscht werden müssen. Sollten alle Karten ausgewechselt werden, ist demnach mit einem Schaden von bis zu 300 Millionen Euro zu rechnen.

Der niederländisch-französische Chip-Hersteller Gemalto mit Sitz in Amsterdam übernahm die Verantwortung für die Panne. Vorstandschef Olivier Piou sagte dem Blatt, es sei zu früh, etwas über den finanziellen Schaden und mögliche Regressforderungen zu sagen.

AP

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