1. Startseite
  2. Wirtschaft

Trotz Dauerkrise: Bahn-Chefs sollen mehr Geld bekommen - Detail lässt Scheuer schlecht dastehen

Erstellt: Aktualisiert:

Kommentare

Andreas Scheuer und Bahnchef Richard Lutz
Andreas Scheuer und Bahnchef Richard Lutz vor einem neuen ICE 4. © dpa / Wolfgang Kumm

Die Deutsche Bahn steht unter Dauerbeschuss. Ausgerechnet jetzt könnten die Gehälter im Vorstand steigen. Minister Scheuer kritisiert die Idee - und kassiert doch Kritik.

Berlin - Mehr Geld für Teile des Bahn-Vorstands - eine brisante Idee, angesichts der jüngsten Misere des Unternehmens. Trotzdem steht genau dieser Vorschlag nun zur Debatte. Eine zwiespältige Rolle spielt dabei ausgerechnet Verkehrsminister Andreas Scheuer (CSU).  

Denn die Idee kam offenbar von der Arbeitgeberseite des Aufsichtsrates, die zu einem Großteil vom Bund besetzt wird. Das berichtet die dpa unter Berufung auf Informationen aus dem Gremium. Es sei daher kurios, dass nun Mitglieder der Bundesregierung das Vorhaben kritisierten, hieß es aus dem Aufsichtsrat mit Blick auf Aussagen Scheuers.

Am Wochenende hatte die Bild am Sonntag berichtet, dass für einen Teil des bisher sechsköpfigen Bahnvorstands eine Gehaltserhöhung von 400.000 bis 585.000 Euro im Jahr vorgeschlagen worden sei. Den Kreisen im Aufsichtsrat zufolge gelte dieser Vorschlag für neue Vorstandsmitglieder und nicht für langjährige wie Bahn-Chef Richard Lutz. 

Deutsche Bahn: Pläne sorgen für Empörung - Linke-Chef spottet

Der Vorschlag für die Gehaltserhöhung für einen Teil des Vorstandes gehe auf ein internes Gutachten der Unternehmensberatung Kienbaum zurück, die die Vorstandsgehälter bei der Bahn untersucht habe, hieß es in der Zeitung. Danach seien die Einstiegs-Gehälter für Bahn-Vorstände im Vergleich zu anderen großen Unternehmen zu niedrig.

Kritik an den Plänen kam am Sonntag unter anderem von Linke-Chef Bernd Riexinger. „Viele Bahnmitarbeiter hätten sicher auch gern so eine ‚Beratung‘...“, spottete er auf Twitter. „Aber im Ernst: Das ist obszön und niemandem zu vermitteln angesichts des Zustands der Bahn.“ Verständnis kam hingegen aus der FDP. „Bei der Höhe der Grundgehälter kann man durchaus über eine Erhöhung sprechen“, sagte der Verkehrspolitiker Christian Jung der Deutschen Presse-Agentur.

Video: Deutsche Bahn will doppelt so viele Passagiere bis 2030

Deutsche Bahn: Scheuer (CSU) kritisiert Gehalts-Pläne für Bahn-Bosse

Auch Minister Scheuer hatte die Pläne schließlich scharf kritisiert. Er sprach von einem „falschen Signal“. „Deshalb habe ich bereits letzte Woche meinem Vertreter im Aufsichtsrat deutlich gemacht, die Überlegungen zu stoppen. Ich bin überzeugt, dem werden sich die weiteren Vertreter des Bundes im Aufsichtsrat anschließen. Das Grundprinzip erst bessere Ergebnisse, dann bessere Vergütung, steht für mich ganz oben.“ 

Das Ministerium äußerte sich nicht zu den Vorgängen im Aufsichtsrat, bekräftigte aber erneut die Aussagen des CSU-Politikers. Scheuer steht zum wiederholten Male in Zusammenhang mit der Bahn in der Kritik.

Deutsche Bahn: Umstrittener Umschlag könnte wieder eingemottet werden

Es sei nicht unwahrscheinlich, dass der Vorschlag vor der nächsten Aufsichtsratssitzung zurückgezogen werde und somit keine Rolle mehr spiele, hieß es aus den Kreisen. Die nächste Aufsichtsratssitzung ist für diesen Donnerstag geplant. 

Die Deutsche Bahn äußerte sich nicht zu dem Thema. Das Unternehmen war zuletzt immer wieder in den Negativschlagzeilen - unter anderem wegen eines Milliarden-Lochs im Budget. Scheuer selbst war vor ein paar Wochen Opfer eines ICE-Fiasko geworden.

Anlass zum Schmunzeln gab unterdessen die - nicht zur DB gehörende - Münchner U-Bahn den Fahrgästen. Turbulent geht aus bei der Konkurrenz auf den Straßen zu: Aus Planungen des Bus-Giganten Flixbus kursiert eine mehr oder minder geheime „Streichliste“.

dpa/fn

Auch interessant

Kommentare

Liebe Leserinnen und Leser,
wir bitten um Verständnis, dass es im Unterschied zu vielen anderen Artikeln auf unserem Portal unter diesem Artikel keine Kommentarfunktion gibt. Bei einzelnen Themen behält sich die Redaktion vor, die Kommentarmöglichkeiten einzuschränken.
Die Redaktion