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Einzelhandel: Kein Preisdiktat für Milchbauern

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Europäische Milchviehhalter klagen weiter über zu niedrige Preise. © dpa

Berlin - Der Einzelhandel hat im Streit mit den Milchbauern den Vorwurf eines Preisdiktats durch seine Marktmacht zurückgewiesen.

Der Wettbewerb auf dem Milchmarkt funktioniere, sagte der Hauptgeschäftsführer des Handelsverbands Deutschland (HDE), Stefan Genth. Dies habe das Bundeskartellamt am Montag in einem Bericht zur Untersuchung des Milchmarktes bestätigt. Milchbauern und Molkereien selbst hätten Defizite bei der Vermarktung ihrer Produkte.

Europäische Milchviehhalter klagen weiter über zu niedrige Preise. Die Erzeugungskosten könnten trotz des leichten Anstiegs der Milchpreise nicht gedeckt werden, teilte der Vorsitzende des Europäischen Dachverbands European Milk Board, Romuald Schaber, in Hamm mit. Er ist zugleich Chef des Bundesverbands Deutscher Milchviehhalter. “Für März sind bereits wieder sinkende Milchpreise zu erwarten.“ Viele Betriebe sieht er “in existenzieller Gefahr“. Erneut forderte Schaber eine Steuerung der Produktion, obwohl das Bundeskartellamt dies für unrealistisch hält.

Die Milcherzeugerpreise hatten sich im Oktober im Bundesdurchschnitt auf 24,7 Cent pro Kilogramm verbessert, das waren seit Juli knapp 3 Cent mehr. Weltweit zieht die Nachfrage nach Milch und Milchprodukten wieder an.

Der Handelsverband erklärte, Milchbauern und Molkereien hätten es versäumt, regionale Erzeugergemeinschaften zu gründen. Außerdem setzten viele genossenschaftliche Molkereien noch immer hauptsächlich auf den Verkauf von Frischmilch. Mehr Geld verdienen lasse sich aber mit veredelten Produkten wie etwa Quark mit Fruchtzusätzen.

Das Kartellamt hatte festgestellt, dass der Einzelhandel seine Position gegenüber Molkereien vergleichsweise leicht durchsetzen könne. Es fehlten aber klare Anhaltspunkte für ein wettbewerbswidriges Verhalten des Handels. Bundesweite Preis- oder Mengenabsprachen wie von Milchbauern gewünscht seien mit dem Kartellrecht unvereinbar.

Nach Angaben von HDE-Manager Genth gelangen nur 40 Prozent der erzeugten Milch als Molkereiprodukte in den Einzelhandel. Der Rest werde exportiert oder industriell verarbeitet. Dies zeige, dass der Einzelhandel zwar ein großer Abnehmer von Milch sei, aber bei weitem nicht der einzige. Gesunkene Einstandspreise seien vom Handel stets an den Endkunden weitergegeben worden.

Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner (CSU) attackierte die Discounter. Einige Herren in den Chefetagen der Handelskonzerne erwarteten, dass die Landwirte Top-Qualität zu Dumpingpreisen lieferten, sagte sie der “Saarbrücker Zeitung“ (Dienstag). “Das funktioniert nicht.“

Bauernpräsident Gerd Sonnleitner hatte sich für eine Lockerung der Wettbewerbsregeln ausgesprochen. Angesichts der Marktmacht großer Einzelhandelskonzerne müssten die Bauern das Recht bekommen, sich über ihre Preise auszutauschen. Sonst komme es zu Preisdumping. HDE-Hauptgeschäftsführer Genth bestritt, dass Lebensmittel unter Einstandspreis verkauft würden.

dpa

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