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Macht der Kauf eines Elektroautos schon heute Sinn? Was dafür spricht und was dagegen

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Von: Patrick Freiwah

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Für die Wahl des Dienstwagens kommen auch Elektroautos in Frage - Lohnt sich eine derartige Anschaffung?
Für die Wahl des Dienstwagens kommen auch Elektroautos in Frage - Lohnt sich eine derartige Anschaffung? © K-H Spremberg/Imago

E-Mobilität wird bei der Verkehrswende eine zentrale Rolle spielen. Doch lohnt sich der Kauf eines Elektroautos schon heute? Die Vorteile und die Nachteile.

München - Wann bestimmen Elektroautos flächendeckend das Straßenbild? Weltweit sind weit über eine Milliarde Autos unterwegs, die allermeisten davon mit einem Verbrennungsmotor. Dazu kommen Hunderte Millionen von Motorrädern oder Rollern. Auch Opel-Chef Uwe Hochgeschurtz rät Kunden zum Elektroauto zu wechseln, berichtet 24auto.de*. Europa, China und die USA nehmen bei der Verkehrswende eine Vorreiterrolle ein und treiben den Umbruch hin zur E-Mobilität merklich voran. Die Frage, die sich auch in Deutschland immer mehr Autokäufer stellen: Lohnt sich die Anschaffung eines elektrifizierten Fahrzeuges schon oder sollte man lieber noch abwarten? Ein Überblick:

Elektroauto: E-Prämien, Steuervergünstigungen und steigende Reichweiten

Anschaffungskosten: Vergleichsweise sind Autos mit Elektromotor teurer als vergleichbare Modelle mit Verbrennermotor. Doch sorgen staatliche Subventionen dafür, dass der Kaufpreis eines Elektroautos um Tausende Euro sinkt: Das liegt einerseits an der E-Auto-Förderprämie, die 9000 Euro (Basispreis bis 40.000 Euro) bzw. 7500 Euro (Basispreis bis 65.000 Euro) beträgt. Auch Hybridautos werden übrigens mit einer Innovationsprämie* (6750 Euro) unterstützt. Darüber hinaus gibt es für Stromer eine Kfz-Steuerbefreiung bis zum Jahr 2030. Bei elektrischen Dienstwagen kommen sogar weitere steuerliche Vergünstigungen hinzu.

Auswahl: Das Angebot von Elektroautos - besonders erschwinglicher - ist noch weitaus geringer als bei Fahrzeugen mit Benzin- oder Dieselmotor. Doch nehmen immer mehr Hersteller auch bezahlbare Modelle ins Portfolio auf, sodass kleine E-Autos zuweilen bereits für Preise ab 10.000 Euro erhältlich sind. Mit VW treibt auch der größte Autokonzern Europas sein Modellangebot mit Nachdruck voran, in wenigen Jahren wird auch im Kleinwagensegment ein elektrisches Pendant an den Start gehen. Den Ausblick auf ein angeblich günstiges Elektroauto zeigte Volkswagen auf der IAA 2021. Auch andere Konzerne aus Asien und Europa treiben mit Hochdruck die Markteinführung erschwinglicher E-Autos voran.

Reichweite: Die Zeiten, in denen Elektroautos mit vollem Akku lediglich wenige Hundert Kilometer weit fahren können, neigen sich langsam aber offenkundig dem Ende entgegen. Wie eine Auswertung von Efahrer.com kürzlich ergab, gibt es immer mehr Stromer auf dem Markt, für die auch Reichweiten zwischen 400 und 500 Kilometer nicht mehr utopisch sind. Angesichts akribischer Entwicklungsarbeit - bei der auch staatliche Fördergelder eine große Rolle spielen - gelingen immer bessere Reichweiten und so dürften auch Langstrecken mit E-Autos mittelfristig immer attraktiver werden. Das führt unweigerlich zum nächsten Punkt...

Video: Sind E-Autos wirklich das Nonplusultra? Ein Vergleichsbericht zu den neuen Technologien auf der IAA

E-Autos und die Infrastruktur: Öffentliche und private Ladenetz

Stromtankstellen: Die noch lückenhafte Infrastruktur an Ladepunkten ist zweifellos einer der größten Hemmschuhe für den Durchbruch von Elektromobilität. Es gibt in Deutschland zwar Zehntausende von Ladestationen, die befinden sich zumeist jedoch in Ballungsräumen. Außerhalb der Ballungsräume muss man Ladestopps planen, etwa über Apps. Welche Tücken hier lauern, darüber haben zwei Rentner kürzlich Verkehrsminister Andreas Scheuer in einem Beschwerdebrief* unterrichtet.

Dazu kommt die Frage, ob Infrastruktur mit der wachsenden Nachfrage zurechtkommt. Was auf Elektroauto-Fahrer in Deutschland warten könnte, zeigt eine Entwicklung aus Großbritannien: Neun Stunden pro Tag sollen E-Autos ab Mai 2022 in ihrer Garage oder am Arbeitsplatz nicht mehr laden dürfen - weil britische Betreiber einen Zusammenbruch der Verteilernetze fürchten!

Als Lösung für die heimische Garage gilt währenddessen eine Wallbox - doch auch hier gibt es Fallstricke, die Nerven kosten können und eine Anschaffung kompliziert macht: Das beginnt bei baurechtlichen Vorschriften, führt über strenge Auflagen bei der staatlichen Unterstützung* bis hin zu beträchtlichen Kosten für die Installation.

Elektroauto laden: Wartezeiten verringern sich - Energiepreise als Brennpunkt

Wartezeiten beim Laden: Ein weiterer Nachteil von Elektroautos ist, dass Ladevorgänge im Vergleich zu Tankstellenstopps mit Benzinern oder Dieseln mehr Zeit benötigen. Wird ein Verbrenner vollgetankt, dauert ein gewöhnlicher Vorgang inklusive Bezahlen in der Regel um die fünf Minuten. Ladevorgänge bei Stromern werden fortlaufend kürzer - schon heute sind zuweilen mehrere Hundert Kilometer Reichweite möglich, nach Ladevorgängen von 20 Minuten. Man muss kein Hellseher sein um zu erkennen, dass der zeitliche Aufwand mit modernen E-Antriebssystemen mittelfristig weiter sinken wird.

Energieverbrauch: Ein großer Nachteil von Elektroautos ist der Winter- bzw. Kälteeinbruch. Moderne Energiefresser in Form diverser Heizungen (Sitze, Lenkrad, Heckscheibe etc.) kosten Reichweite, dazu kommt die herkömmliche Wärmeregulierung der Fahrgastzelle. All diese Komponenten, die übrigens auch den Spritverbrauch bei Verbrenner-Autos in die Höhe treiben, kosten bei E-Autos 10 bis 30 Prozent an Reichweite, ergab eine Auswertung des ADAC.

Energiepreise: Und wie sieht es mit dem Problem der stark gestiegenen Strompreise aus? Der aktuelle Preisanstieg im Energiesektor erschreckt viele Bürger und stellt potenzielle E-Auto-Käufer vor die Frage, ob die Anschaffung eines Stromers überhaupt finanzierbar? Dazu erklärt Energieökonomin Claudia Kemfert gegenüber der Wirtschaftswoche: „Der Strompreis ließe sich leicht senken. Zum einen wird die EEG-Umlage ohnehin sinken*. Denn sie errechnet sich aus der Differenz zum Strombörsenpreis, und der geht im Moment durch die Decke“, lässt die Expertin vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) wissen. Zudem fordert sie die Regierung auf, im Zuge der Erhöhung der CO2-Bepreisung die Stromsteuer zu senken. Ihrer Ansicht nach seien Elektroautos „bauartbedingt viel energieeffizienter als Verbrenner“. Selbst bei hohen Strompreisen würde man mit einem Elektroauto Geld sparen.

Laut einer McKinsey-Studie lassen sich E-Autos übrigens schon jetzt mit Gewinn* verkaufen. Machen die Hersteller alles richtig, winken traumhafte Rendite. (PF) *Merkur.de und 24auto.de sind ein Angebot von IPPEN.MEDIA 

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