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Griechen schwächen Euro

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Kassel. Der seit Monaten anhaltende Aufwärtstrend des Euro gegenüber dem Dollar wurde vor drei Wochen nicht nur gebrochen, sondern ins Gegenteil verkehrt. Notierte die europäische Gemeinschaftswährung Ende November auf dem Jahreshoch von 1,5144 Dollar, verlor sie bis gestern etwa 5,3 Prozent auf 1,4338 Dollar.

Aber die meisten Devisenexperten sind sich darin einig, dass diese Entwicklung nicht von Dauer sein wird. Sie sehen den Euro mittelfristig wieder steigen, auf bis zu 1,60 Euro. Auf diesem Rekordstand notierte er zuletzt im Frühjahr 2008. Als Gründe führen Devisenhändler vor allem Sorgen um die darbende US-Konjunktur sowie die gigantische Staatsverschuldung der Vereinigten Staaten an.

Hinzu kommen historisch niedrige Leitzinsen zwischen null und einem Viertel Prozent, was mickrige Marktzinsen in den USA zur Folge hat. Anleger bringen ihr Geld aber lieber in Länder, die höhere Zinsen zahlen. Dazu gehört auch die Eurozone. Sollten die US-Zinsen aber wieder anziehen, wird nach Ansicht von Devisenanalysten auch der Dollar an Wert gewinnen. Mit steigenden Zinsen in Nordamerika wird allgemein frühestens im zweiten Halbjahr 2010 gerechnet.

Spekulationen, eine Zinsanhebung der US-Zentralbank stehe bevor, haben die aktuelle Schwäche des Euro mit ausgelöst. Ein weiterer, wahrscheinlich gewichtigerer Grund für die Euro-Kurs-Delle ist aber die ausufernde Staatsverschuldung Griechenlands. Anfang Dezember stufte die Rating-Agentur Fitch die Bonität des südeuropäischen Landes herunter - gestern folgte Bewertungsspezialist Standard & Poor´s. Beide trauen den Griechen nicht zu, ihre Staatsfinanzen absehbar in den Griff zu bekommen. Die Angst vor einem Staatsbankrott in Griechenland schwächt den Euro erheblich.

Für die von der Wirtschaftskrise besonders betroffene deutsche Exportwirtschaft kommt der schwächelnde Euro gerade recht. Steht der Euro gegenüber Dollar und anderen wichtigen Währungen in der Welt hoch, verteuern sich wechselkursbedingt deutsche Waren in Ländern ohne Euro. Steht er dagegen niedrig, werden deutsche Produkte preiswerter. Beispiel: Beim aktuellen Wechselkurs von etwa 1,43 Dollar je Euro, muss ein US-Kunde für eine 100 000 Euro teure Maschine aus Deutschland 143 000 Dollar zahlen.

Stünde der Euro bei 1,60 Dollar, müsste er für dieselbe Maschine 160 000 Dollar zahlen - fast zwölf Prozent mehr. Oder aber, der deutsche Lieferant geht mit dem Preis herunter, was natürlich Rendite kostet. Und weil nach wie vor zahlreiche Länder in Dollar abrechnen, wirkt sich die Kursentwicklung des Euro auf viele Geschäfte aus.

Auf der anderen Seite werden Einfuhren - etwa von Rohstoffen wie Eisenerz und Rohöl und Gas - bei einem starken Euro billiger, weil die Waren ganz überwiegend in Dollar abgerechnet werden. Beispiel: Ein Barrel (159 Liter) Rohöl kostet derzeit 73 Dollar. Das sind 51 Euro. Bei einem Kurs von 1,60 Dollar je Euro würde dieselbe Menge des „Schwarzen Goldes“ aktuell nur 45,60 Euro kosten.

Von José Pinto

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