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Hopfen kostet Dividende

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Hart umkämpftes Geschäft: In Deutschland gibt es rund 1300 Brauereien. Gleichzeitig trinken die Deutschen immer weniger Bier. Die Einbecker Brauhaus AG behauptet sich. Hier überprüft Biersieder Heiko Hoffmann einen der Sudkessel. Foto: Schlegel/Archiv
Hart umkämpftes Geschäft: In Deutschland gibt es rund 1300 Brauereien. Gleichzeitig trinken die Deutschen immer weniger Bier. Die Einbecker Brauhaus AG behauptet sich. Hier überprüft Biersieder Heiko Hoffmann einen der Sudkessel. Foto: Schlegel/Archiv

Einbeck. Die Einbecker Brauhaus AG ist mit einem Absatzeinbruch ins neue Jahr gestartet, holt aber kräftig auf. Hatten die Niedersachsen, zu denen auch die Kasseler Martini-Brauerei gehört, bis Ende Mai noch vier Prozent weniger Bier hergestellt als vor Jahresfrist, war der Juni ein heißer Monat: Der Ausstoß schnellte um 12,7 Prozent in die Höhe, sagte Einbecker-Vorstand Bernhard A. Gödde am Dienstag auf der Hauptversammlung des Unternehmens vor rund 300 Aktionären.

Die Einbecker schnitten dabei besser ab als der Gesamtmarkt. Auf diesem ging die Nachfrage bis Ende Mai um 4,5 Prozent, im Juni um weitere 1,9 Prozent zurück.

Ob Martini, Göttinger, Einbecker oder Nörten-Hardenberger: Die Niedersachsen müssen mit ihren Marken um Verbraucher buhlen, die immer weniger Bierdurst haben. Im vergangenen Jahr verkauften die Brauereien bundesweit mit 100 Millionen Hektolitern 2,8 Prozent weniger als im Vorjahr und damit so wenig Gerstensaft wie nie zuvor. Die Einbecker hielten ihren Absatz hingegen fast konstant.

Dass die Einbecker Brauhaus AG 2009 mit 192 000 Euro in die Verlustzone rutschte, lag an der Rallye auf dem Rohstoffmarkt: Die Brauer hatten, wie in der Branche üblich, längerfristige Lieferverträge für Hopfen und Malz abgeschlossen, als die Preise hoch waren. Inzwischen sind sie gesunken. Für die deshalb drohenden Verluste muss Geld in Rückstellungen „reserviert“ werden, was den Gewinn schmälert. Die Dividende fällt für 2009 aus.

Der Verzicht sei in Ordnung, kommentierte Heiko Barkemeyer, der für die Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) sprach. „aber das darf sich nicht wiederholen.“ Zumal die Aktionäre auch an der Kursentwicklung ihres Wertpapiers keine Freude hatten: In zwölf Monaten fiel der Kurs von 12,15 auf 10,40 Euro

„Ist die Einbecker Brauhaus AG vielleicht auf Dauer zu klein, um allein am Markt zu bestehen?“, fragte Barkemeyer. Gespräche mit der Gilde-Brauerei in Hannover, die als Fusionskandidat für die Einbecker gilt, gibt es jedoch nicht. Falls aber die Gilde-Mutter Anheuser-Busch InBev Kontakt aufnehme, „haben wir ein Konzept in der Schublade“, sagt Gödde.

Die traditionellen Flaschen aus Einbeck bekommen inzwischen ein neues Outfit. Denn bei einer Marktstudie waren sie schlecht wegkommen: Langweilig, veraltet, unattraktiv, lautete das Urteil. Seit dem vergangenen Sommer erhielten die knuffigen Einbecker-Flaschen ein pfiffigeres Etikett, die Kästen ein anderes Design. Zwei Millionen Euro werden nach Worten von Vorstand Lothar Gauß die neuen Kästen kosten, 1,2 Mio. Euro davon in diesem Jahr. Die Kasseler Biere werden unter der Marke „Martini“ zusammengeführt.

Mit einem Ausblick für 2010 hielt sich Gauß und Gödde zurück. Der Bierausstoß dürfte jedoch steigen: Die Einbecker produzieren seit diesem Jahr für die deutsche Tochter des türkischen Braukonzern Anadolou Efes ein Pils.

Von Barbara Will

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