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Für Nokia wird Zeit knapp

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Firmenchef Stephen Elop trat im September seinen Job bei Nokia an, doch die Zeit drängt, der Konzern schwächelt.   Foto: dpa
Firmenchef Stephen Elop trat im September seinen Job bei Nokia an, doch die Zeit drängt, der Konzern schwächelt. Foto: dpa

Helsinki. Nichts scheint Nokia derzeit zu gelingen. Jahrelang dominierten die Finnen den Handy-Markt, bis Apple und Google kamen. Nun schockte der einstige finnische Gummistiefelproduzent, der sich zum Technologiekonzern von Weltrang hochgearbeitet hat, in dieser Woche mehrfach die Anleger: Der Gewinn sank um 22 Prozent auf 745 Millionen Euro. Firmenchef Stephen Elop (47), einst Microsoft-Manager, weckte kaum Hoffnung auf eine Wende. Dabei war er im September angetreten, um den Umbau des Konzerns voranzutreiben.

Die schlechten Zahlen waren der dritte Tiefschlag binnen einer Woche für die Nokia-Fans: Zu Beginn der Woche wurde die Musik-Flatrate für gescheitert erklärt, wenig später das Modell X7 abgesagt.

„Es ist Zeit, dass sich Nokia schneller umstellt.“

Nokia-Chef Stephen Elop

In den 1990er-Jahren glückte den Finnen fast alles, die Handys – unverwüstlich und technisch ausgereift – entsprachen dem Zeitgeist. Zur Jahrtausendwende war Nokia 300 Milliarden Euro wert. Doch nun hat der Konzern Speck angesetzt, manövriert träge. Der Kanadier Elop, der Informatik studiert hat, hört die Alarmglocken schrillen: „Es ist Zeit, dass sich Nokia schneller umstellt“, sagte der Hobbypilot.

Zwar ist heute weltweit noch jedes dritte Handy ein Nokia, aber bei den internetfähigen Smartphones schwindet der Marktanteil – zugunsten von Apple und Google. „Bei Nokia sieht es wirklich düster aus“, kommentierte ein Analyst die Zahlen von 2010.

Der Marktanteil schmolz von 34 auf 32 Prozent. Der Umsatz stieg um vier Prozent auf 42,5 Milliarden Euro. Der Aktienkurs stieg am Freitag in Frankfurt an der Börse bis 17.30 Uhr um 1,28 Prozent auf 7,84 Euro. Zu Nokias Spitzenzeiten wurde der Vorsprung an der Hardware gemessen, heute gibt die Software den Takt an.

Mit dem iPhone von Apple kam 2007 nicht nur ein leicht zu bedienendes Handy auf den Markt, sondern auch ein neues Betriebssystem. Dessen Herzstück ist der App-Store mit 300 000 Programmen, mit denen sich jeder sein persönliches Angebot stricken kann – vom Kochrezept bis zu Spielen. Google punktet mit dem Betriebssystem Android. Das Google-Handy Nexus war zwar kein Erfolg, aber Android setzt sich durch – zu Lasten von Nokias Betriebssystem Symbian, das bis dahin auch andere Handy-Größen nutzten.

Der Hardware-Wettbewerb wurde zum Software-Wettbewerb. So überzeugt das Nokia Flaggschiff N 8 zwar mit leistungsstarker Hardware, doch in punkto Benutzerfreundlichkeit sei Apple weit voraus, wird in Internet-Blogs kritisiert. Verkaufszahlen, die dieses Argument entkräften könnten, nennt Nokia nicht.

Der Druck steigt. In zwei Wochen auf dem Mobile World Congress in Barcelona – der Handy-Messe schlechthin – werden Motorola, LG Samsung und die anderen ihre Neuerungen präsentieren. Nokia-Chef Elop, Vater von fünf Kindern, will am 11. Februar erklären, wie Nokia künftig der Konkurrenz Paroli bieten will.

Von einem Schnitt bei Symbian ist die Rede. Es soll ersetzt werden. Durch Microsoft Windows Phone 7 oder Android? Doch welche Bedeutung haben die Finnen noch, wenn sie zwar Smartphones fertigen, Software aber zukaufen? Sie wären nichts anderes als ein reiner PC-Hersteller.

Von Martina Wewetzer

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