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Obama will die Banken stutzen

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Um mehr Transparenz in die Bankenwelt zu bringen, plant US-Präsident Barack Obama harte Einschnitte. Foto: dpa

Der US-Präsident Barack Obama will künftig die Größe von Banken begrenzen und den Eigenhandel der Häuser beschränken, um eine Wiederholung der Finanzkrise zu verhindern (siehe auch Hintergrund). Denn nur ein enormer Aufwand seitens der Regierungen hat seinerzeit den Kollaps der Weltwirtschaft verhindert.

Die Börsen reagierten am Freitag heftig auf die US-Pläne, die Obamas Beraterstab unter Vorsitz von Paul Volcker präsentierte. Weltweit gaben Bankenaktien um bis zu sechs Prozent nach. Denn Analysten befürchten, dass die Pläne die Gewinne der Geldindustrie schmälern könnten – wie die Einschnitte im Eigenhandel. Die Mitstreiter: Frankreich und Großbritannien begrüßten die Pläne Obamas. Die Bundesregierung lobte zwar die Initiative zur Zähmung der Banken als „hilfreichen Impuls für die Reform der Finanzmärkte“, will aber ein eigenes Modell auf dem G20-Gipfeltreffen im Juni in Kanada zur Diskussion stellen. Details sind bislang nicht bekannt. Da die einzelnen Volkswirtschaften global vernetzt sind, muss eine globale Lösung gefunden werden. Die Erfahrung: Ob die US-Pläne zielführend sind, ist fraglich, denn Banken werden Wege suchen, diese Gesetze zu umgehen. Beispiel: das Glass-Steagall-Gesetz aus den 30er Jahren. Mit ihm wurde die Trennung von Geschäftsbanken und Investmentbanken angeordnet – ohne Erfolg.

Die Experten: Besser sei es „die Banken zu zwingen, die eigene Risikovorsorge zu erhöhen, selbst Rücklagen zu bilden“, meint Bankenexperte Wolfgang Gerke. Das Risiko läge dann bei der Bank. Einfache Eingriffe in die Finanzarchitektur schmälern nicht das Systemrisiko, sagt der Bankenprofessor Jan Pieter Krahnen. Das weltweite Geflecht der Verbindlichkeiten und Forderungen bleibe. Wichtig sei es, Vernetzungen und Marktentwicklungen zu erkennen und einzugreifen, fordert Manfred Weber, Vorstand des Privatbankenverbandes.

Die Wirtschaftsweisen plädieren dafür, die Regulierung großer Institute direkter anzugehen. Dazu sollte auf europäischer Ebene ein Stabilitätsfonds eingerichtet werden, in den grenzüberschreitend tätige Institute einzahlen.

Als Vorbild für Europa eigne sich das US-Modell nicht, da die hiesigen Banken keine eigenen Hedgefonds betreiben. Aber der Boden für eine mögliche schärfere Regulierung wird durch den Vorstoß bereitet, urteilt LBBW-Analyst Alexander Groschke.

Von Martina Wewetzer

Hintergrund: So sollen die US-Banken an die Kandarre genommen werden

1. US-Präsident Barak Obama will die Banken klein halten. Kein Institut soll so groß werden, dass der Staat in der Krise mit Milliarden eingreifen muss, um die Volkswirtschaft zu retten.

2. Die großen Banken sollen darin beschränkt werden, riskante Geschäfte zu betreiben – also keine Investitionen von normalen Banken in riskante Hedge-Fonds oder Private-Equity-Fonds.

3. Künftig soll keine Bank, die Kundeneinlagen hat, mehr Eigenhandel betreiben. Also: Keine Börsentransaktion ohne entsprechenden Kundenauftrag.

4. Banken, Versicherungen und Börsenhändler sollen für die Kosten der Finanzkrise zur Kasse gebeten werden. Zahlen müssen die Großen mit mehr als 50 Milliarden Dollar Bilanzsumme. (mwe)

Porträt: Paul Volcker

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