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Streit um Frauenquote

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kassel. Kommt sie oder kommt sie nicht? Geht es nach Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU) soll es schon bald eine Frauenquote für die Führungsetagen deutscher Unternehmen geben. Für sie ist die vor zehn Jahren eingegangene Selbstverpflichtung der deutschen Wirtschaft, mehr Frauen in Vorstände und Aufsichtsräte zu berufen, „krachend gescheitert“.

Auf eine Quotenhöhe mag sich die streitbare Ministerin derzeit noch nicht öffentlich festlegen. Aus ihrem Haus war allerdings wiederholt die Rede von 30 Prozent.

Davon sind deutsche Unternehmen - zumal die 30 ganz großen im Leitindex Dax - ganz weit entfernt. Von den rund 160 Dax-Vorständen sind nur drei Frauen. Zwei von ihnen, Barbara Kux und Brigitte Ederer, arbeiten für Siemens und verantworten dort die Bereiche Personal beziehungsweise Logistik. Damit ist der Münchner Elektrokonzern das einzige deutsche Großunternehmen, das die 30 Prozent-Quote fast erfüllt. Die anderen sechs Vorstände sind Männer.

Die dritte Frau in einem Dax-Vorstand ist Angelika Dammann. Die Juristin ist Personalleiterin beim Software-Konzern SAP und damit Chefin der weltweit 48 000 Mitarbeitern.

Auch im MDax der 50 mittelgroßen Börsenwerte sowie im Technologie-Index TecDax (30 Titel) machen sich Frauen in Führungspositionen äußerst rar. Nach Berechnungen des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) waren 2010 nur 29 der insgesamt 906 Führungspositionen der 200 größten deutschen Unternehmen mit Frauen besetzt. Das sind 3,2 Prozent. Zum Vergleich: In Schweden sind es 17, in den USA 14 und in Frankreich sieben Prozent.

Die gesetzliche Quote ist umstritten. Bundesfamilienministerin Kristina Schröder, wie von der Leyen CDU-Mitglied, hat zwar einen Stufenplan für die Frauenquote vorgeschlagen, setzt dabei aber weiter auf Freiwilligkeit. So sollen sich Unternehmen selbst Ziele setzen und sie dann binnen zwei Jahren verbindlich umsetzen. Für die stellvertretende SPD-Vorsitzende Manuela Schwesig ist dieser Vorschlag „naiv“. Sie fordert wie von der Leyen die gesetzliche Quote und wie die Grünen sogar 40 Prozent.

Die Unternehmen indes tun sich schwer mit Frauen in Spitzenpositionen. Auch beim Kasseler K+S-Konzern gibt es keine einzige Frau im fünfköpfigen Vorstand. Unternehmenssprecher Ulrich Göbel erklärte auf Anfrage, dass die Frauenquote „kein Thema“ sei. „Wir besetzen die Stellen grundsätzlich nach Qualifikation, das Geschlecht spielt dabei keine Rolle“, so Göbel.

Auch bei Volkswagen sind keine Frauen im Vorstand. Dennoch bemüht sich der Autobauer, mehr Frauen in Führungspositionen zu bekommen. So gibt es eine konzerninterne Quote, wonach der Frauenanteil der Quote der Hochschulabsolventen in dem jeweiligen Bereich entsprechen muss.

Und die Deutsche Telekom hat unlängst angekündigt, in den nächsten fünf Jahren 30 Prozent aller Führungspositionen mit Frauen besetzen zu wollen.

Von José Pinto

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