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Tschüss Herr Kaiser? Hamburg-Mannheimer heißt bald Ergo

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Der Schauspieler Nick Wilder als "Herr Kaiser" präsentiert anlässlich des 35-jährigen Jubiläums der Werbefigur der Hamburg-Mannheimer-Versicherungsgruppe ein T-Shirt. Die Werbefigur muss um ihren Job bangen. © dpa

Düsseldorf - Herr Kaiser, die Werbefigur der Hamburg-Mannheimer muss um ihren Job bangen. Ihr Arbeitgeber, der Versicherungskonzern Ergo, beerdigt sowohl Hamburg-Mannheimer, Victoria als auch KarstadtQuelle Versicherungen.

Auslöser des großen Schilderwechsels war vor allem die Pleite des Handelsunternehmens Arcandor und dessen Töchter Karstadt und Quelle. Die Turbulenzen hatten auch Kunden der KarstadtQuelle Versicherungen verunsichert, obwohl diese schon seit 2002 zu Ergo gehören. Aber dass neben KarstadtQuelle Versicherungen auch die Namen Hamburg-Mannheimer und Victoria gestrichen werden, kam überraschend. Die Marken stehen für mehr als 100 Jahre Tradition.

Der bekannteste Versicherungsvertreter Deutschlands

Herr Kaiser ist dank millionenschwerer Werbung der wohl bekannteste Versicherungsvertreter in Deutschland. Seit 37 Jahren gibt die Werbefigur der Hamburg-Mannheimer ein Gesicht. Keine andere Werbefigur in Deutschland kann nach Angaben des Unternehmens so viele Dienstjahre vorweisen.

Doch ob Herr Kaiser nun auch zum Gesicht von Ergo wird oder in Rente gehen muss, ist offen. Der Vorstand hat noch nicht über die neuen Werbekampagnen entschieden. Anders sieht es mit den Fußball- Zweitligisten von Greuther Fürth aus. Der Vertrag mit dem Pokal- Schreck wird beibehalten. Statt “KarstadtQuelle Versicherungen“ werden die Kicker ab dem Rückrundenstart ein Trikot mit “Ergo Direkt Versicherungen“ auf der Brust tragen. Und das Wetter im Ersten wird kurz vor der Tagesschau vermutlich ab Februar von Ergo präsentiert.

Ergo wird auch Produkt- und Vertriebsname

Vorstandschef Torsten Oletzky verkündete die neue Markenstrategie am Freitag unter anderem auf einem Wirtschaftskongress in Berlin. Das ist kein kleiner Schritt, sondern eine große Sache, machte er vor Top-Managern deutlich. Ergo ist künftig nicht nur Unternehmensname, sondern auch ein Produkt- und Vertriebsname.

Ergo? Kaum einem der 20 Millionen Kunden des Versicherungskonzerns in Deutschland dürfte der Name bisher ein Begriff sein. Es ist ein Name, nach dem lange gesucht und der eher aus der Not heraus geboren wurde, wie Manager einmal in lockerer Runde erzählten. Als der Mutterkonzern Münchener Rück seine Erstversicherungen ausbaute, wurde vor gut zehn Jahren ein schöner Holdingname gesucht. Bei einer dieser anstrengenden Sitzungen lautete das - aus dem Rückblick voreilige - Fazit: Ergo, wir haben wieder keinen Namen! Doch genau das war die Idee, die dann umgesetzt wurde.

Konzern spart auch Personalkosten

Ergo innen, außen Hamburg-Mannheimer, Victoria, DKV, D.A.S., Europäische Reiseversicherung (ERV), KarstadtQuelle Versicherungen. Aus Kostengründen wurden schon viele Arbeitsprozesse zusammengelegt, Mitarbeiter sind für mehrere Marken tätig. Als Beispiele werden die Schadensregulierung und die Produktentwicklung genannt. Der Konzern spart auch Personalkosten. Bis Ende 2010 werden 1800 Arbeitsplätze abgebaut, wie bereits feststeht. Mit den Markenstreichungen sei kein neues Sparprogramm verbunden, betont Ergo.

Bei den Marken gab es ohnehin Handlungsbedarf. Warum Lebensversicherungen unter verschiedenen Namen anbieten? Der Handelskonzern Rewe machte es vor: Er flaggte Supermarktketten wie Minimal und Otto Mess auf den Konzernnamen Rewe um und erreichte danach mit Werbung mehr Kunden. Ähnlich sind die Überlegungen von Oletzky. Der Kunde weiß künftig, was Ergo alles bietet. Langfristig soll die Kundenzahl steigen.

DKV, D.A.S. und ERV bleiben erhalten

Für die Traditionsnamen Hamburg-Mannheimer und Victoria bedeutet das neue Kapitel aber das Ende, während DKV, D.A.S. und ERV erhalten bleiben. Möglicherweise wird in Düsseldorf auch der Victoriaplatz umbenannt, an dem die Ergo-Zentrale steht.

Die Victoria Versicherung geht auf eine Eisenbahn-Versicherung zurück, die 1853 gegründet worden war. Die Wurzeln der Hamburg-Mannheimer reichen bis ins Jahr 1899 zurück, als sie unter dem Namen Vita Versicherungs-Aktiengesellschaft in Mannheim gegründet wurde. Mit der Verlegung des Geschäftssitzes nach Hamburg gab sie sich im Jahr 1912 ihren heutigen Namen. Gerade erst hat Jury von “Superbrands“ Hamburg-Mannheimer zu einer der 100 Top-Marken Deutschlands gekürt. Die Verleihung erfolgt am Dienstag ausgerechnet in Düsseldorf. Eine späte Ehre, fast schon zu spät.

Steffen Weyer und Volker Danisch

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