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Verwirrung um Opel-Hilfen

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Es herrscht Verwirrung um Gms Pläne mit Opel. © ap

Frankfurt/Main - Der Machtkampf an der Spitze des US- Autobauers General Motors (GM) sorgt für Verwirrung um mögliche Staatshilfen für die Opel-Sanierung.

Während das GM-Management bei der rund 3,3 Milliarden Euro teuren Rettung der angeschlagenen Tochter weiter fest auf staatliche Unterstützung in Europa setzt, hält der mächtige Verwaltungsratschef des US-Konzerns, Edward Whitacre, die Staatshilfe für unnötig: “Und ich glaube, dass wir gar keine Gelder der Bundesregierung für Opel brauchen. Wenn Frau Merkel nichts zur Verfügung stellen will, dann bezahlen wir das eben selbst“, hatte er in einem Interview mit der “Kölnischen Rundschau“ erklärt.

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Der Opel-Betriebsrat warf GM am Freitag gravierende Abstimmungsprobleme vor. “Wir erleben Chaos-Tage bei GM. Das ist mehr als ein Bermuda-Dreieck, da weiß der Verwaltungsratschef nicht, was der Vorstandsvorsitzende macht“, sagte Opel-Gesamtbetriebsratschef Klaus Franz der Deutschen Presse-Agentur dpa. Ein GM-Sprecher bestätigte am Freitag, dass GM bei den europäischen Opel-Ländern Unterstützung in Form von Krediten und Bürgschaften ersuchen werde - obwohl Berlin dem um Unterstützung buhlenden GM-Management in dieser Woche die kalte Schulter gezeigt hatte.

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Den angemeldeten Milliarden-Sanierungsbedarf hatte Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle (FDP) nach Gesprächen mit GM-Spitzenmanagern auch zur Wochenmitte bestätigt. Im ZDF erklärte er dann am Donnerstagabend, dass der GM-Verwaltungsrat inzwischen erklärt habe, GM schaffe die Opel-Sanierung aus eigener Kraft. Dies sei eine “freudige Mitteilung“. Das Thema Opel sei damit für ihn “entschärft“. Nach Einschätzung von Franz tobt in Detroit ein Machtkampf zwischen Whitacre und GM-Vorstandschef Fritz Henderson, der das operative Geschäft leitet.

Machtkampf in Detroit

Henderson hatte sich für einen Opel- Verkauf an Magna ausgesprochen, wurde aber vom Verwaltungsrat unter Führung Whitacres überstimmt. Zudem hält Whitacre den von Konzernchef Henderson geplanten Termin für den Börsengang von GM im zweiten Halbjahr 2010 für verfrüht. Franz sagte der dpa: “Henderson wird von Whitacre blamiert. Es gibt keine abgestimmte Kommunikationsstrategie und keine abgestimmte Unternehmenspolitik.“

Auch in dem Interview ging der von US-Präsident Barack Obama entsandte Whitacre deutlich auf Distanz zu Henderson. Dessen Entschuldigung für das Platzen des Magna-Deals in mehreren deutschen Medien sei unangebracht gewesen. Er stimme “da ganz und gar nicht mit Henderson überein“, sagte Whitacre. Und weiter: “Das Entscheidungsverfahren mag auf manche konfus gewirkt haben, aber wir haben uns da nichts vorzuwerfen.“ Betriebsrat verlangt rechtsverbindliche Zusagen von GM Das Chaos sei ein strukturelles Problem von GM, sagte der Betriebsratsvorsitzende. Deshalb glaube er auch den versöhnlichen Worten von Henderson vom Anfang dieser Woche nicht: “Wir haben ein hohes Maß an Übereinstimmung gehabt. Aber es ist ein Unterschied, ob Romeo unter dem Balkon steht und säuselt, oder ob er nachher ins Schlafzimmer hochkommt.“ So lange die Versprechungen nicht in Verträgen und Beschlüssen rechtlich festgelegt seien, werde sich die Arbeitnehmervertretung keinen Millimeter auf GM zubewegen.

Opel-Betriebsrat fordert Plan

Franz rief GM dazu auf, jetzt einen nachhaltigen Unternehmens- und Finanzierungsplan vorzulegen, der sich nicht nur bis ins nächste Quartal erstreckt, sondern bis ins Jahr 2014 reicht. Möglicherweise wisse man in zwei bis drei Wochen mehr über den Plan. “Wir werden ihn genau überprüfen lassen und dabei auf Dinge wie die Höhe der Lizenzgebühren achten, die Opel an GM bezahlen soll, auf mögliche Arbeitnehmerbeiträge und insbesondere darauf, welche Märkte Opel künftig erschließen darf.“ Bisher versperrt GM der Tochter den Zugang zu wichtigen Märkten weltweit.

Zudem müsse in dem Plan klargestellt werden, welche Fahrzeuge, Motoren und Getriebe Opel in Zukunft baut. Vorbedingung des Betriebsrats für die Aufnahme von Verhandlungen mit GM ist weiterhin, dass wichtige strategische Entscheidungen künftig in einer Opel AG in Rüsselsheim getroffen werden und dort auch die Entwicklungsverantwortung liegt, betonte Franz: “Was nützen uns die ganzen schönen GM-Arien, wenn wir nachher per Gesellschafterbeschluss aus Detroit durchregiert werden.“

dpa

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