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Kurz vor der Armutsgrenze: Jeder fünfte Vollzeitbeschäftigte verdient weniger als 2.500 Euro

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Von: Amy Walker

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Trotz Vollzeitbeschäftigung verdient jeder Fünfte nach Angaben des Arbeitsministeriums weniger als 2.500 Euro brutto im Monat. Damit stehen 20 Prozent der Arbeitenden kurz vor der Armutsschwelle.

Berlin – Während die Inflationsrate weiter hoch bleibt, müssen 20 Prozent der arbeitenden Bevölkerung mit einem Einkommen von weniger als 2.500 Euro brutto im Monat klarkommen. Das ergab eine Frage an das Bundesarbeitsministerium aus der Linksfraktion, über die die Neue Osnabrücker Zeitung zuerst berichtete. Demnach haben im Jahr 2021 insgesamt 4,7 Millionen Menschen, die 40 Stunden pro Woche arbeiteten, weniger als 30.000 Euro brutto im Jahr zur Verfügung. In Ostdeutschland betraf das sogar 30 Prozent der Bevölkerung.

Jeder Dritte hat weniger als 3000 Euro brutto im Monat

Bei einem Bruttogehalt von 2500 Euro monatlich bleiben je nach Steuerklasse zwischen 1400 und 1900 Euro nach Steuern und Abgaben übrig. 2021 galt in der EU eine alleinstehende Person mit weniger als 1251 Euro netto im Monat als armutsgefährdet. Damit liegen die 4,7 Millionen Menschen, die weniger als 2500 Euro brutto im Monat zur Verfügung haben, nur knapp über diesem Schwellenwert. Wichtig zu beachten ist hier, dass das der Schwellenwert aus 2021 ist – bevor die hohe Inflation die Löhne aufgefressen hat. Millionen Menschen, die vor zwei Jahren gerade so an der Armutsgrenze vorbeischrammten, dürften jetzt mit der Inflation in die Armut gerutscht sein.

Wie die Neue Osnabrücker Zeitung weiter berichtet, verdient mehr als jeder Dritte weniger als 3000 Euro brutto im Monat. Das sind zwischen 1600 und 2100 Euro netto. 2021 betraf das 7,1 Millionen Menschen.

Reichen 2500 Euro im Monat zum Leben?

Natürlich hängt es zum großen Teil auch an den Ausgaben, ob das Gehalt zum Leben ausreicht. Alleinstehende mit einem kleinen Gehalt rutschen schneller in die Armut als ein Ehepaar, bei dem der eine deutlich mehr verdient als der andere. Auch die Wohnsituation kann das Bild drastisch verändern: In einer Wohngemeinschaft werden die Ausgaben auf mehreren Schultern verteilt, wer alleine wohnt, muss alleine alles bezahlen können. Dieser Kontext ist in den Angaben des Arbeitsministeriums nicht aufgeführt.

Bei den Berufen ohne akademische Ausbildung verdienen Finanzexpert/innen am besten: Ihnen winkt ein Jahresgehalt von 43.175 Euro brutto im Median, gefolgt von IT-Expert/innen (42.758 Euro) und Personaler/innen (42.011 Euro).
Nur 2500 Euro brutto im Monat verdienen Millionen Menschen in Deutschland. © Arno Burgi/dpa

Dennoch liegt ein Gehalt von 30000 Euro im Jahr deutlich unter dem Mittel. 2022 lag das Medianbruttogehalt in Deutschland bei rund 45000 Euro im Jahr. Jeder Fünfte in Deutschland verdient also gerade mal zwei Drittel des mittleren Gehalts.

Armut: In Ostdeutschland sind größere Teile der Bevölkerung betroffen

Schaut man sich nur Ostdeutschland an, dann verdienen dort 31,9 Prozent, also fast ein Drittel der Vollzeitbeschäftigten, weniger als 2500 Euro brutto.

Insgesamt waren im Jahr 2021 laut Statistischem Bundesamt 16 Prozent der Bevölkerung offiziell armutsgefährdet. Das betraf aber alle Bevölkerungsteile, also sowohl Vollzeit- und Teilzeitbeschäftigte sowie Arbeitslose.

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