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GM-Chef: „Wir brauchen kein Geld aus Berlin“

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Der Chef des mächtigen GM-Verwaltungsrates Ed Whitacre (li.) im exklusiven Gespräch mit unserem Amerika-Korrespondenten Friedemann Diederichs.

Seguin - Ed Whitacre (68) hält als Chef des GM-Verwaltungsrats die Fäden für das weitere Schicksal der Opel-Belegschaft in der Hand. Ein Interview über seine Pläne und das Geld von Angela Merkel.

Von Autos, das räumte er kürzlich ein, verstehe er nicht viel. Dennoch ist er der engste Vertraute von US-Präsident Barack Obama bei General Motors – und der Mann, der als Wortführer und treibende Kraft hinter dem spektakulären Scheitern des Opel-Verkaufs gilt.

Seit Juli dieses Jahres im Amt und von Obama persönlich für diese Aufgabe ausgesucht, hat Whitacre deutschen Medien gegenüber bisher geschwiegen. Doch am Rande einer Vortragsveranstaltung an der „Texas Lutheran University“ in der Stadt Seguin stellte sich der gutgelaunte Deutschland-Fan Whitacre – er verbrachte seinen Sommerurlaub in Warnemünde – dann doch Fragen des Münchner Merkur. Und er überrascht mit der Aussage: GM braucht kein Geld aus Berlin für die Opel-Sanierung.

Mr. Whitacre, Bundeskanzlerin Angela Merkel hat in ihrer Regierungserklärung am Dienstag beklagt, dass sie sich persönlich vom GM-Management getäuscht fühlt. Was ist Ihre Antwort?

Das überrascht mich, diese Aussage kenne ich noch nicht. Aber grundsätzlich: Wir haben niemanden bewußt getäuscht, sondern auf Umstände reagiert, die sich geändert hatten. Die EU-Position zum Opel-Verkauf hat uns zum Umdenken gebracht. Im übrigen muss unser allererstes Interesse immer den Anteilseignern von GM gelten, auch wenn das manchen nicht gefällt.

Aber GM-Vorstandschef Fritz Henderson hat sich doch soeben in Deutschland für die Art und Weise entschuldigt, in der GM den Opel-Entscheidungsprozess gehandhabt hat. War denn diese Entschuldigung nicht angebracht?

Nein, ich stimme da ganz und gar nicht mit Henderson überein. Das Entscheidungsverfahren mag auf manche konfus gewirkt haben, aber wir haben uns da nichts vorzuwerfen.

Wie sicher sitzt Henderson in seinem Stuhl?

Er genießt das Vertrauen des Verwaltungsrates.

Was ist ihre Botschaft für all jene Opel-Beschäftigten, die derzeit um ihren Job und ihre Zukunft fürchten?

Ich mache mir um jeden Angestellten Gedanken, egal wo dieser auf der Welt arbeitet. Wir wollen, dass jeder einen guten Job bei uns hat. Und Opel ist für uns und unsere Europastrategie sehr wichtig. Aber die Profitabilität des Konzerns muss für uns oberste Priorität haben, und diese Überlegung wird die weiteren Entscheidungen und die Details des Sanierungskonzeptes prägen.

In Berlin hat man zuletzt deutliche Zurückhaltung in der Frage erkennen lassen, massive Staatshilfen für eine Opel-Sanierung aufzubringen . . .

Unsere Umsatzzahlen sind zuletzt erfreulich gewesen. Ich spüre jede Menge Enthusiasmus im Konzern. Und ich glaube, dass wir gar keine Gelder der Bundesregierung für Opel brauchen. Wenn Frau Merkel nichts zur Verfügung stellen will, dann bezahlen wir das eben selbst. Vielleicht macht diese Nachricht ja Ihre Bundeskanzlerin glücklich.

Ist eine Opel-Insolvenz noch ein Thema?

Ich rechne nicht damit.

Können Sie bestätigen, dass sich GM unbedingt einen Deutschen als neuen Europa-Chef wünscht?

Diese Aufgabe hat doch jetzt Nick Reilly übernommen.

Aber dieser gilt ja nur als Übergangslösung.

Korrekt. Wir sehen uns deshalb überall um. Für diese Aufgabe ist aber nicht die Nationalität das Kriterium, sondern das Können. Wir wollen den Besten haben, den wir dafür kriegen können.

Barack Obama wollte Sie als Chef-Aufseher haben. Hat die Regierung auf das Platzen des Opel-Verkaufs Einfluss genommen?

(lacht) Kein Kommentar.

Interview: Friedemann Diederichs

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