Das sind die gefährlichsten Asteroiden im Sonnensystem
Im Sonnensystem existieren unzählige Asteroiden – einige von ihnen könnten eines Tages die Erde treffen, auch wenn die Wahrscheinlichkeiten gering sind.
Kassel – Immer wieder kommen Asteroiden der Erde nah, kleine Asteroiden treffen sie sogar gelegentlich – und immer wieder gibt es Berichte über vermeintliche „Killer-Asteroiden“, die die Erde treffen und dem Erdboden gleich machen. Was ist dran an den gefährlichen Asteroiden, die angeblich die Erde bedrohen? Welche Asteroiden sind besonders gefährlich und was tut die Wissenschaft, um für einen möglichen Einschlag gewappnet zu sein?
Die Gefährlichkeit von Asteroiden wird von Fachleuten mithilfe von zwei Skalen bewertet: Die Turiner Skala kombiniert die Wahrscheinlichkeit eines Einschlags und die in diesem Fall freigesetzte Energie zu einem Wert, der die Gefährlichkeit eines Asteroiden aufzeigt. Die Skala ist in Stufen von 0 bis 10 unterteilt, wobei zehn für eine „sicher eintretende Kollision, die bei einem Einschlag (...) die Zivilisation, wie wir sie kennen, bedroht“ steht. Null steht für „Die Kollisionswahrscheinlichkeit ist effektiv null oder das Objekt ist so klein, dass nicht mit Schäden zu rechnen ist.“
Nasa und Esa führen Risikolisten mit gefährlichen Asteroiden
Derzeit (Stand: 27. Januar 2023) gibt es genau einen Asteroiden, der in der Turiner Skala nicht mit „0“ für „ungefährlich“ eingestuft wird: Der erst am 14. Januar entdeckte Asteroid 2023 AJ1. Er hat nach Angaben des Center for Near Earth Object Studies (CNEOS) der US-Raumfahrtorganisation Nasa einen Durchmesser von etwa 280 bis 290 Metern und die Wahrscheinlichkeit, dass er die Erde am 10. Januar 2096 trifft, liegt Berechnungen zufolge bei 1:43.000.

Asteroiden, die als potenziell gefährlich gelten, werden von den Raumfahrtorganisationen Nasa und Esa auf speziellen Risikolisten geführt und regelmäßig beobachtet. Im Fall von Asteroid 2023 AJ1 könnten weitere Beobachtungen dazu führen, dass der Asteroid möglicherweise bald von der Risikoliste gestrichen wird – so ist es im Fall von neu entdeckten Asteroiden häufig, wenn zu Beginn nur wenige Beobachtungsdaten vorliegen und im Laufe der Zeit weitere Daten in die Berechnungen mit einfließen können.
Zwei Skalen geben die Gefährlichkeit von Asteroiden an
Die zweite Skala, die die Gefährlichkeit von Asteroiden angibt, ist die Palermo-Skala. Sie ist deutlich komplexer, gibt am Ende jedoch auch einen Wert aus, der die Gefährlichkeit eines Asteroiden angibt. Ein Wert von +2 bedeutet, dass die Gefahr 100 Mal größer als ein Hintergrundereignis ist, Werte zwischen -2 und 0 deuten auf eine weitere nötige Beobachtung hin, während Werte unter -2 darauf hindeuten, dass der Asteroid keinerlei Konsequenzen nach sich zieht.
Auf der Risikoliste der US-Raumfahrtorganisation Nasa stehen mit Stand vom 27. Januar 2023 27 Objekte, die beobachtet werden. Nur ein kleiner Teil von ihnen hat auf der Palermo-Skala eine Bewertung von -2 oder gar -1.
Das sind die gefährlichsten Asteroiden laut Palermo-Skala
- 101955 Bennu (1999 RQ36): Der Asteroid mit dem Namen Bennu hat den höchsten Wert der Palermo-Skala: -1,41. Entdeckt wurde der Asteroid im September 1999, er hat einen mittleren Durchmesser von 492 Metern. Die Nasa-Raumsonde „Osiris-Rex“ hat den Asteroiden Bennu besucht und hat Bodenproben eingesammelt, die im Jahr 2023 auf der Erde ankommen sollen. Die Wahrscheinlichkeit, dass Bennu die Erde bis zum Jahr 2300 trifft, liegt derzeit bei 0,057 Prozent oder 1:1750.
- 2023 AJ1: Der einzige Asteroid, der derzeit auf der Turiner Skala einen Wert von 1 hat, befindet sich mit einem Wert von -1,81 auf der Palermo-Skala direkt hinter Bennu. Es ist möglich, dass der Gefährlichkeitswert des Asteroiden sinkt, wenn er über längere Zeit beobachtet wird (s.o.).
- 1950 DA: Der 1,3 Kilometer große Asteroid, der bereits 1950 entdeckt wurde, kommt der Erde am 16. März 2880 sehr nahe. Es besteht zwar die Möglichkeit einer Kollision, doch diese liegt bei maximal 0,33 Prozent (etwa 1 zu 300). Sein Wert auf der Palermo-Skala beträgt -2,05.
- 2000 SG344: Er ist etwa 37 Meter groß und wird mit einem Palermo-Wert von -2,79 bewertet: Der Asteroid 2000 SG344 könnte die Erde am 16. September 2071 mit einer Wahrscheinlichkeit von 0,10 Prozent (1:1000) treffen. Im Mai 2028 kommt der Asteroid der Erde bis auf etwa 3 Millionen Kilometern nahe und wird dann von Fachleuten beobachtet werden.
- 2010 RF12: Dieser Asteroid ist sehr klein, er hat einen Durchmesser von etwa sieben Metern. Trotzdem wird er auf der Palermo-Skala mit einem Wert von -2,98 geführt. Laut Nasa besteht eine Chance von etwa 10 Prozent, dass der Asteroid am 5. September 2095 die Erde trifft. Da der Asteroid klein ist, ist die Gefahr jedoch eher gering – Fachleute gehen davon aus, dass er ein prächtiger Feuerball am Himmel werden dürfte, der Stein dürfte in der Erdatmosphäre zerbrechen.
Größte Asteroiden sind keine Gefahr für die Erde
Die größten bekannten Asteroiden sind Pallas (545 Kilometer Durchmesser), Vesta (525 Kilometer Durchmesser) und Ceres (946 Kilometer Durchmesser) – letzterer gilt mit seinen knapp 1000 Kilometern Durchmesser bereits als Zwergplanet. Die drei riesigen Asteroiden stellen für die Erde jedoch keine Gefahr dar.
Im Vergleich dazu ist ein berüchtigter Asteroid nahezu klein: (99942) Apophis kommt der Erde am 13. April 2029 und auch in späteren Jahren noch einige Male sehr nahe. Apophis galt nach seiner Entdeckung im Jahr 2004 als Asteroid mit hoher Kollisionswahrscheinlichkeit – sie lag damals bei 2,7 Prozent und auf der Turiner Skala wurde er mit dem Wert 4 eingestuft („Eine engere Annäherung, welche die Aufmerksamkeit der Astronomen erfordert“). Doch diese Gefahr ist mittlerweile gebannt und Apophis wurde von den Risikolisten entfernt.
Weltraum-Newsletter
Abonnieren Sie den kostenlosen Weltraum-Newsletter und bleiben Sie auf dem Laufenden.
Nasa probt Asteroiden-Abwehr für den Ernstfall
Auch wenn es derzeit keine bekannten Asteroiden gibt, die der Erde in den kommenden Jahren gefährlich werden können, sind Asteroiden doch nicht auf die leichte Schulter zu nehmen. Deshalb arbeitet die Forschung an Plänen für den Fall, dass doch einmal ein Asteroid unerwartet die Erde bedroht. Im vergangenen Herbst hat die Nasa beispielsweise die Raumsonde „Dart“ in einen Asteroiden krachen lassen, um zu testen, ob dieser sich aus seiner Umlaufbahn „schubsen“ lässt.
Die Erkenntnisse sollen nun in die planetare Verteidigung mit einfließen – genau wie die neuesten Erkenntnisse über sogenannte „rubble pile“-Asteroiden, die der Forschung zufolge „wie ein riesiges Weltraumkissen“ und beinahe unzerstörbar sind. (tab)