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Kein Planet hat so viele Monde wie Saturn - 62 neue Monde entdeckt

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Von: Tanja Banner

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Das „Hubble“-Weltraumteleskop zeigt den Gasriesen Saturn und seine Ringe in voller Pracht. Die Farbe der Ringe verändert sich im Laufe der Beobachtungen immer wieder.
Das „Hubble“-Weltraumteleskop zeigt den Gasriesen Saturn und seine Ringe in voller Pracht. Die Farbe der Ringe verändert sich im Laufe der Beobachtungen immer wieder. © SCIENCE: NASA, ESA, Amy Simon (NASA-GSFC), Michael H. Wong (UC Berkeley), IMAGE PROCESSING: Alyssa Pagan (STScI)

Ein Forschungsteam findet 62 neue Monde um den Planeten Saturn. Er ist damit der erste Planet im Sonnensystem, bei dem mehr als 100 Monde bekannt sind.

Taipeh – Seit vielen Jahren ist es eine Art Wettkampf im Sonnensystem: Welcher Planet hat mehr Monde – Saturn oder Jupiter? Zuletzt konnte Jupiter mit 92 bekannten Monden den Saturn überholen, der zuvor mit 83 bestätigten Monden den Rekord im Sonnensystem innehatte. Nun könnte das Rennen jedoch für längere Zeit entschieden sein: Ein Forschungsteam hat 62 neue Monde in Umlaufbahnen um Saturn entdeckt – was den „Herrn der Ringe“ auf insgesamt 145 bekannte Monde bringt und ihn im Wettkampf mit Jupiter davonziehen lässt.

Dank einer erstmals beim Saturn eingesetzten Bildverarbeitungsmethode hat ein Forschungsteam um den Astronomen Edward Ashton (Academia Sinica Institute of Astronomy and Astrophysics in Taiwan) die 62 neuen Monde entdeckt. Dazu wurden Aufnahmen der Saturn-Umgebung mit dem Canada-France-Hawaii-Telescope (CFHT) in Hawaii gemacht, die anschließend mittels der „Shift and Stack“-Methode verarbeitet wurden. Durch das Verschieben und Stapeln vieler aufeinanderfolgender Bilder, die in einem Zeitraum von drei Stunden aufgenommen wurden, konnte die Forschungsgruppe Saturn-Monde mit einem Durchmesser von bis zu 2,5 Kilometern ausfindig machen.

Monde im Sonnensystem
Merkur0
Venus0
Erde1
Mars2
Neptun14
Uranus27
Jupiter92
Saturn145

Suche nach neuen Saturn-Monden: Wie beim Kinderspiel „Punkt-zu-Punkt“

Um einen Mond zu entdecken, genügt es jedoch nicht, ihn in der Nähe eines Planeten zu finden – schließlich könnte es sich auch um einen Asteroiden handeln, der gerade in der Nähe vorbeizieht. In der Regel werden Mond-Kandidaten für mehrere Jahre immer wieder beobachtet, um ihre Umlaufbahnen zu ermitteln. „Die Verfolgung dieser Monde erinnert mich an das Kinderspiel ‚Punkt-zu-Punkt‘, denn wir müssen die verschiedenen Erscheinungsformen dieser Monde in unseren Daten mit einer brauchbaren Umlaufbahn verbinden“, erklärt Edward Ashton in einer Mitteilung. Die Suche nach den Monden sei vergleichbar „mit etwa 100 verschiedenen Spielen auf derselben Seite und man weiß nicht, welcher Punkt zu welchem Puzzle gehört.“

Alle der neu entdeckten Saturn-Monde sind nach Angaben des Forschungsteams irreguläre Monde. Gemeint sind damit Monde, deren Umlaufbahnen extremer und deren Abstände größer sind als bei regulären Monden. Die Forschung geht davon aus, dass sie vor langer Zeit von der Schwerkraft des Saturn „eingefangen“ wurden. Derzeit hat der Ringplanet 121 irreguläre Monde und 24 reguläre Monde, die von der Internationalen Astronomischen Union (IAU) anerkannt sind. Saturn ist damit der erste Planet, der mehr als 100 bekannte Monde hat.

Saturn hat die meisten Monde – mittlerweile deutlich mehr als Jupiter

Die neu entdeckten Saturn-Monde lassen sich von dem Forschungsteam in drei Gruppen einsortieren: die gallische Gruppe, die nordische Gruppe und die Inuit-Gruppe. Alle Monde einer Gruppe bewegen sich auf einer ähnlichen Umlaufbahn. Die Forschung geht davon aus, dass die drei Gruppen das Ergebnis von Kollisionen sind. Ein besseres Verständnis der Verteilung der Monde in der Saturn-Umlaufbahn kann Aufschluss darüber geben, was in der Vergangenheit passiert ist. Die nordische Gruppe, eine Gruppe von Monden, die den Saturn entgegengesetzt zu den anderen Monden umkreist, soll etwa entstanden sein, als ein größerer Mond in den letzten 100 Millionen Jahren zerbrach.

Der Forscher Brett Gladman (University of British Columbia), der an der Entdeckung der 62 neuen Saturn-Monde beteiligt war, erklärt: „Je weiter man an die Grenzen moderner Teleskope vordringt, desto mehr Beweise finden wir, dass ein mittelgroßer Mond, der den Saturn rückwärts umkreiste, vor etwa 100 Millionen Jahren gesprengt wurde.“

Saturn und Jupiter könnten „potenziell Tausende“ Monde haben

Die Entdeckung der Saturn-Monde könnte erst der Anfang gewesen sein: Der Forscher Ashton schätzt, dass es „potenziell Tausende“ irregulärer Monde um die Planeten Saturn und Jupiter gibt. Und auch Uranus und Neptun könnten solche Monde haben - allerdings macht es ihr Abstand zur Sonne schwierig, sie zu entdecken. Saturn könnte dreimal mehr Monde haben als Jupiter, vermutet Ashton gegenüber der New York Times. Warum das so ist, ist für die Forschung noch unklar. (tab)

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