Krebs: 5 hartnäckige Mythen – Was Sie wissen sollten

Um das Thema Krebs ranken sich viele Mythen und Theorien. Doch nur wenige davon sind auch wahr. Die geläufigsten Gerüchte im Fakten-Check.
Kassel – In Sachen Krankheit ziehen viele Menschen das Internet dem Arztbesuch vor. Suchmaschinen liefern tausende Treffer, von denen nur wenige auch valide Informationen liefern und keiner eine fachärztliche Meinung ersetzen kann. Dabei verschwimmt häufig die Grenze zwischen Unsinn und Realität, es werden wahnwitzige Gerüchte und Theorien in die Welt gesetzt. So auch beim Thema Krebs.
Die Symptome einer Krebs-Erkrankung sind nicht immer eindeutig. Betroffene sind nach ihrer Internet-Recherche meist noch verunsicherter als vorher. Damit Sie in Zukunft Irrsinn von Information unterscheiden können, hat der Informationsdienst des Deutschen Krebsforschungszentrums die geläufigsten Krebs-Mythen unter die Lupe genommen und hinterfragt. Alles, was Sie zur Krankheit wissen sollten, im Überblick.
Krebs-Mythos Abtreibung: Erhöhen Schwangerschaftsabbrüche das Brustkrebsrisiko?
Brustkrebs gehört zu den häufigsten Krebserkrankungen bei Frauen. Im Internet hält sich wacker das Gerücht, eine Abtreibung würde das Risiko für ein Mammakarzinom steigern. Grundlage für diese Annahme waren angeblich wissenschaftlich fundierte Studien aus den USA. Die These, dass Schwangerschaftsabbrüche zu einem hohen Brustkrebsrisiko führen, wurden durch die vorgelegten Daten jedoch nie gestützt. Es ist sogar fraglich, ob Brustkrebs und Abtreibung überhaupt in irgendeiner Weise miteinander in Verbindung stehen.
Doch wie konnte dieser Mythos überhaupt entstehen? In den USA kocht die Debatte um Schwangerschaftsabbrüche immer wieder über. Das deutsche Krebsforschungszentrum hält es für möglich, dass Abtreibungsgegner die Studie für ihre eigenen Zwecke nutzen wollte und das Gerücht ins Leben rief, um die Abtreibungs-Proteste zu untermauern.
Krebs-Mythos Büstenhalter: Sollten Frauen auf BHs verzichten?
Neben einem Schwangerschaftsabbruch wird häufig behauptet, dass auch das Tragen zu enger BHs eine Brustkrebserkrankung begünstigt. Grund dafür soll das Abklemmen von Lymphbahnen sein, wodurch das Abschwemmen von Stoffwechselschlacken gehemmt würde. Eine wissenschaftliche Quelle oder Studie gibt es zu dem Mythos jedoch nicht.
Brustkrebs vermeiden
Um Brustkrebs vorzubeugen, empfiehlt die Arbeitsgemeinschaft Gynäkologische Onkologie ausreichend Bewegung, etwa 3 bis 5 Stunden schnelles Spazierengehen pro Woche. Außerdem hilft der Verzicht auf Alkohol und Rauchen. Eine Hormonersatztherapie sollte vermieden werden. Daneben sind eine ausgewogene Ernährung mit viel Obst, Gemüse und Ballaststoffen, sowie wenig Fett und Fleisch essenziell.
Fachleute gehen davon aus, dass wahrscheinlich auch Frauen mit erblichem Risiko für Brustkrebs ihr persönliches Gesamtrisiko durch einen gesunden Lebensstil senken können.
Experten sind sich deshalb einig: Das Tragen von Büstenhaltern beeinflusst das Brustkrebsrisiko nicht, egal ob zu eng oder gut passend, mit Bügel oder ohne. Eine Studie der amerikanischen Krebsfachzeitschrift Cancer Epidemiology, Biomarkes & Prevention bestätigte, dass es keinen Zusammenhang gibt.
Krebs-Mythos Ernährung: Bestimmte Lebensmittel verursachen Krebs
Ernährung wird auf der Welt so großgeschrieben, wie noch nie. Neben Empfehlungen für den Gewichtsverlust oder den Muskelaufbau gibt es auch eine lange schwarze Liste an Lebensmitteln, welche das Risiko einer Krebserkrankung erhöhen soll. Dabei sollte eines klar sein: Eine Krebsdiät gibt es nicht. Vielmehr gibt es allgemeine Fehlernährung. Dazu gehören unter anderem:
- hoher Alkoholkonsum
- viel rotes Fleisch
- viel verarbeitetes Fleisch
- wenig Gemüse
- wenig Obst
Laut der dem Krebsinformationsdienst der Helmholtz-Gemeinschaft geht es dabei allerdings meistens nicht um die Inhaltsstoffe der Lebensmittel. Im Vordergrund stünde vielmehr das „zu viel, zu fett, zu süß“. Die Diskussion um Schadstoffe, die durch industrielle Prozesse in die Nahrung gelangen können bleibt dennoch wichtig. Völlig sicher können sich Verbraucher zwar nie sein, allerdings ist die Lebensmittelqualität in Deutschland sehr hoch und wird durch das bundesweite Lebensmittelmonitoring überwacht.
Grundsätzlich empfiehlt das Deutsche Krebsforschungszentrum, sich niemals von einer gut gemeinten, aber nicht begründbare Diätwarnungen unter Druck setzen lassen. Eine Erkrankung kann als Anlass zum Überdenken der eigenen Ernährungsweise dienen, es wird jedoch davon abgeraten, sich zu überfordern – besonders, wenn der Appetit sowieso schon unter der Krankheit oder auch der Therapie leidet. Die Krebsinitiative „Dekade gegen Krebs“ hat einen Neun-Punkte-Plan für gesunde Ernährung entwickelt, der gegen eine Krebserkrankung helfen soll.
Krebs-Mythos Verhütung: Begünstigen die Pille und Sterilisation Krebs?
Die Pille hat starke Auswirkungen auf den Hormonhaushalt der Frau. Mit einher geht eine lange Liste von Nebenwirkungen. Doch gehört ein erhöhtes Krebsrisiko auch dazu? Die Antwort ist zweischneidig. Laut der Deutschen Krebsgesellschaft erhöht die Einnahme der Antibabypille zwar leicht das Risiko, an Brustkrebs zu erkranken, aber nicht das Risiko, an Brustkrebs zu versterben. Andrerseits würde die Pille das Risiko, an Eierstockkrebs oder Endometriumkrebs zu erkranken, deutlich senken. Stiftung Warentest hat verschiedene Verhütungsmittel geprüft und getestet – darunter auch die Anti-Baby-Pille: Nur die Hälfte aller Produkte ist empfehlenswert.
Auch Sterilisation stand lange Zeit unter Verdacht, das Krebsrisiko zu erhöhen. Bei Frauen ist die Sache klar: Ein Zusammenhang zwischen der Durchtrennung der Eileiter und einer Krebserkrankung konnte bislang nicht belegt werden. Bei Männern ist es hingegen komplizierter. Eine Kappung der Eileiter erhöht zwar nicht das Potenzial für Hodenkrebs, allerdings gibt es Studien, welche ein mögliches Risiko für Prostatakrebs andeuten. Laut dem Deutschen Krebsforschungszentrum beurteilt jedoch die Mehrheit der Mediziner und Experten eine Vasektomie als sicher.
Krebs-Mythos Kosmetika: Sind Schminke und Deos krebserregend?
Beauty-Produkte stehen seit geraumer Zeit in der Kritik. Verbraucherzentralen wie Öko-Test finden immer wieder krebserregende Stoffe in den Pflegeprodukten. Doch sind die enthaltenen Schadstoffe in ausreichender Menge enthalten, um als Risikofaktor zu gelten? Häufig handelt es sich bei den vermeintlich gefährlichen Inhaltsstoffen um sogenannte Parabene, welche als Konservierungsstoffe genutzt werden. Es kursiert das Gerücht, dass sich die Stoffe im Fettgewebe ablagern könnten. Bei Frauen soll dadurch Brustkrebs entstehen.
Klar ist, dass die chemische Gruppe eine hormonähnliche Wirkung haben kann. Dies wurde bisher allerdings nur durch Tierversuchen belegt und nur bei sehr hoher Dosierung der Parabene. Ob die Konservierungsstoffe beim Menschen das Brustkrebsrisiko steigern, ist bislang völlig unklar. Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) geht davon aus, dass Parabene nicht in allen Beauty-Produkten problemlos ersetzt werden können. Ersatzprodukte würden das Allergierisiko für Verbraucherinnen und Verbraucher stark ansteigen. Ohne Konservierungsstoffe sei der Schutz vor gefährlichen Keimen und Krankheitserregern in vielen Pflegeprodukten nicht mehr gewährt. (aa)