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Mega-Komet zufällig entdeckt – 150-Kilometer-Koloss fliegt ins Sonnensystem hinein

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Von: Tanja Banner

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Der Komet Bernardinelli-Bernstein wird zufällig entdeckt. Er ist riesig, aber nicht nur seine Ausmaße beeindrucken die Wissenschaft.

Frankfurt – Lange Zeit galten Kometen als Unheilsbringer, doch diese Zeiten sind vorbei. Heute werden die Himmelskörper von Amateur- und Profiastronom:innen vermessen und auf ihren Bahnen durchs Weltall genau beobachtet. Wird ein Komet mit bloßem Auge am Himmel sichtbar, ist die Freude besonders groß – wie im Sommer 2020, als der Komet Neowise (C2020/F3) wochenlang am Abendhimmel zu sehen* war. Nun haben Forschende ein besonders spektakuläres Exemplar eines Kometen in den Tiefen des Universums entdeckt.

Der Komet Bernardinelli-Bernstein (C/2014 UN271) wurde von den Forschern Pedro Bernardinelli und Gary Berstein gesichtet. „Wir haben vielleicht den größten Kometen, der jemals gesehen wurde, entdeckt“, freut sich Bernstein. „Zumindest ist er größer als jeder Komet, der bisher genauer untersucht wurde.“ Komet Bernardinelli-Bernstein befindet sich auf dem Weg von der Oortschen Wolke am Rande des Sonnensystems, in Richtung des Zentrums. Für Astronom:innen ist das eine gute Nachricht: Noch nie wurde ein Komet, der auf dem Weg hinein ins Sonnensystem ist, in so großer Entfernung entdeckt. Die Forschenden haben so viele Jahre Zeit, den Kometen auf seiner Reise zu beobachten.

Der Komet Bernardinelli-Bernstein (C/2014 UN271) ist auf dem Weg vom Rand des Sonnensystems in dessen Zentrum. (Künstlerische Darstellung)
Der Komet Bernardinelli-Bernstein (C/2014 UN271) ist auf dem Weg vom Rand des Sonnensystems in dessen Zentrum. (Künstlerische Darstellung) © NOIRLab/NSF/AURA/J. da Silva

Riesiger Komet entdeckt – Er fliegt immer weiter ins Sonnensystem hinein

Wie wird der Komet sich verhalten, wenn er sich der Sonne nähert? Generell beginnen Kometen damit, auszugasen, wenn sie in wärmere Regionen kommen, und ihr Eis beginnt, zu schmelzen. Dann entsteht der typische Kometenschweif. All das werden Astronom:innen bei Komet Bernardinelli-Bernstein nun genau verfolgen können. Bisher wird der Himmelskörper auf eine Größe von 100 bis 200 Kilometer geschätzt – das ist etwa zehnmal mehr als bei den meisten bekannten Kometen. Genauere Analysen legen die Größe des Kometen mittlerweile auf etwa 150 Kilometer fest. Die Himmelskörper gelten als Relikte aus der Vergangenheit, für die Forschung sind sie vor allem interessant, weil man durch sie quasi in die „Vergangenheit“ des Sonnensystems schauen kann. Besonders interessant dürfte es sein, Material des Kometen zu analysieren. „Der Komet hat das Sonnensystem die letzten drei Millionen Jahre nicht besucht“, ist sich Bernstein sicher.

Gigantischer Komet Bernardinelli-Bernstein hat einen Kometenschweif

Die Entdeckung des riesigen Kometen scheint kurios, doch tatsächlich ist die Geschichte nicht selten: Die Forscher Bernardinelli und Bernstein entdeckten den Kometen in Aufnahmen des Dark Energy Survey, einer systematischen Himmelsdurchmusterung. Für dieses Projekt sammelt eine 570-Megapixel-Kamera an einem Teleskop in Chile Daten; unter anderem wurden 300 Millionen Galaxien in einem bestimmten Himmelsausschnitt kartiert. Aber auch Kometen oder transneptunische Objekte, die sich durch das Gesichtsfeld der Kamera bewegten, wurden mit aufgezeichnet.

Mithilfe eines Supercomputers und spezieller Algorithmen konnten Bernardinelli und Bernstein mehr als 800 einzelne transneptunische Objekte – eisige Himmelskörper, die sich im Sonnensystem außerhalb der Umlaufbahn von Neptun bewegen – in den Daten identifizieren. Auf den Aufnahmen aus den Jahren 2014 bis 2018 war auch der Komet Bernardinelli-Bernstein zu sehen – allerdings hatte er zu diesem Zeitpunkt noch keinen typischen Kometenschweif. Der wurde erst später festgestellt. Einen Tag nach der Bekanntgabe der Entdeckung im Juni 2021 machten Astronom:innen neue Aufnahmen des Kometen und fanden heraus: Seit 2018 hat Bernardinelli-Bernstein einen Schweif entwickelt – es handelt sich also tatsächlich um einen Kometen, wie auch die Internationale Astronomische Union (IAU) bestätigt hat.


Auf dieser Aufnahme des Dark Energy Survey wurde der Komet Bernardinelli-Bernstein (C/2014 UN271) entdeckt. Das Bild entstand im Oktober 2017, der Komet war zu diesem Zeitpunkt 25 AU von der Sonne entfernt.
Auf dieser Aufnahme des Dark Energy Survey wurde der Komet Bernardinelli-Bernstein (C/2014 UN271) entdeckt. Das Bild entstand im Oktober 2017, der Komet war zu diesem Zeitpunkt 25 AU von der Sonne entfernt. © Dark Energy Survey/DOE/FNAL/DECam/CTIO/NOIRLab/NSF/AURA/P. Bernardinelli & G. Bernstein (UPenn)/DESI Legacy Imaging Surveys

Komet Bernardinelli-Bernstein (C/2014 UN271) nähert sich schon der Sonne

Den Angaben zufolge begann der riesige Komet seine Reise ins Innere des Sonnensystems in einer Entfernung von mehr als 40.000 astronomischen Einheiten (AU) von der Sonne. Eine astronomische Einheit beschreibt die durchschnittliche Entfernung zwischen Erde und Sonne (etwa 149 Millionen Kilometer), der Komet war also 40.000 Mal weiter von der Sonne entfernt als die Erde, und stammt aus der Oortschen Wolke im äußersten Bereich des Sonnensystems.

Bei seiner ersten Aufnahme im Jahr 2014 war der Komet noch 29 AU von der Sonne entfernt (etwa die Entfernung zwischen Sonne und Neptun), im Juni 2021 waren es noch 20 AU (etwa die Entfernung Sonne-Uranus). Im Jahr 2031 soll der Komet Bernardinelli-Bernstein seinen sonnennächsten Punkt, das sogenannte Perihel erreichen. Dann wird er der Sonne noch einmal deutlich näher gekommen sein, die Entfernung soll dann nur noch 11 AU (Entfernung Sonne-Saturn) betragen. Näher wird er der Sonne nicht kommen, und auch die Vorfreude auf ein Objekt, das mit bloßem Auge zu sehen sein wird, ist verfrüht: Derzeit gehen Forschende davon aus, dass man den Kometen auch an seinem sonnennächsten Punkt nur mithilfe eines großen Teleskops sehen kann.

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Riesiger Komet (C/2014 UN271) wird von der Astronomie-Community beobachtet

In den kommenden Jahren wird Komet Bernardinelli-Bernstein von der Astronomie-Community verfolgt werden, um mehr über seine Zusammensetzung und sein Verhalten zu erfahren. Forschende vermuten, dass es in der Oortschen Wolke weitere Kometen in diesem Größenbereich gibt. Die Theorie besagt, dass diese großen eisigen Himmelskörper nach der Entstehung der Planeten Jupiter, Saturn, Uranus und Neptun in die äußeren Bereiche des Sonnensystems verstreut wurden. „Große Objekte wie Komet Bernardinelli-Bernstein zu finden ist ausschlaggebend für unser Verständnis der frühen Geschichte unseres Sonnensystems“, betont Chris Davis von der National Science Foundation.

Wie aktiv und hell der Komet Bernardinelli-Bernstein wird, wenn er seine sonnennächste Position erreicht, ist noch nicht klar. Fest steht dagegen bereits, dass in Zukunft das Vera C. Rubin-Teleskop den Kometen auf seinem Weg zum Perihel „kontinuierlich vermessen“ wird. (tb)*fr.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA.

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