Mondfinsternis: Der Erdschatten „knabbert“ den Vollmond an

Der Vollmond wandert bei einer Mondfinsternis durch den Schatten der Erde – er verwandelt sich erst zur Sichel, dann zum Blutmond und wieder zurück.
Kassel – So wandelbar wie der Mond erscheint kein zweites Himmelsobjekt. Mal ist er nur als dünne Sichel zu sehen, mal strahlt er als Vollmond vom Himmel, mal verschwindet er als Neumond komplett. Bei einer Mondfinsternis kann man das alles innerhalb kürzester Zeit erleben. Da ist es gut, dass eine Mondfinsternis auf einen festen Ort bezogen deutlich häufiger zu sehen ist als eine Sonnenfinsternis.
Sonne | Mond |
Entfernung zur Erde: 150.000.000 km\t | Entfernung zur Erde: 384.400 km |
Durchmesser: 1.392.700 km\t | Durchmesser: 3.474,8 km |
Betrachtet man den Durchschnitt über die vergangenen Jahrhunderte, so gibt es innerhalb von 100 Jahren 154 Kernschattenfinsternisse – 70 totale Mondfinsternisse und 84 partielle Finsternisse. Dazu kommen außerdem noch etwa 88 Halbschattenfinsternisse, die deutlich weniger auffällig sind als Kernschattenfinsternisse. Im 21. Jahrhundert kann man häufiger eine Mondfinsternis sehen als im Durchschnitt: Erwartet werden 85 totale und 57 partielle Finsternisse.
Mondfinsternis: Der Vollmond wandert durch den Erdschatten
Bei einer Mondfinsternis wandert der Vollmond durch den Schatten, den die Erde ins Weltall wirft – eine Mondfinsternis kann also nur bei Vollmond stattfinden und nur dann, wenn Sonne, Erde und Mond in einer Reihe stehen. Die Sonne strahlt die Erde an, durch den Erdschatten wird der Vollmond teilweise „angeknabbert“ oder komplett verdeckt – überall dort, wo der Vollmond am Himmel steht, ist eine Mondfinsternis zu bewundern.
Doch nicht jedes Mal, wenn ein Vollmond am Himmel steht, wird er durch den Erdschatten verdunkelt. Das liegt in der Himmelsmechanik begründet: Die Bahn des Mondes ist zur Erdbahn um fünf Grad geneigt. Nur wenn der Vollmond in der Nähe eines der Schnittpunkte der beiden Bahnen steht, kann eine Mondfinsternis entstehen. Steht er nicht bei einem dieser Knotenpunkte, wandert er nicht durch den Erdschatten, sondern darüber hinweg oder darunter hindurch – eine Mondfinsternis kommt nicht zustande. Zweimal im Jahr befindet sich der Vollmond an der richtigen Stelle, irgendwo auf der Erde ist eine Mondfinsternis zu sehen. Zwei Wochen vor oder nach einer Mondfinsternis findet außerdem immer eine Sonnenfinsternis statt.
Mondfinsternis ist besonders eindrucksvoll, wenn der Mond durch den Kernschatten wandert
Es gibt verschiedene Arten von Mondfinsternissen, die unter anderem danach unterschieden werden, wie tief der Mond in den Erdschatten eintaucht und ob der Mond komplett oder nur teilweise verdunkelt wird:
- Totale Kernschattenfinsternis: Der Vollmond tritt komplett in den Kernschatten der Erde ein. Dieses Phänomen kennt man unter dem Namen totale Mondfinsternis, dabei entsteht auch der berühmte „Blutmond“ (s. weiter unten).
- Partielle Kernschattenfinsternis: Diese entsteht, wenn der Mond nur teilweise (partiell) in den Kernschatten, den die Erde wirft, eintritt. Ein Teil des Mondes wird bei dieser partiellen Mondfinsternis gar nicht vom Schatten der Erde verfinstert oder nur vom Halbschatten, was kaum sichtbar ist.
- Totale Halbschattenfinsternis: Bei dieser seltenen Art der Mondfinsternis tritt der Vollmond vollständig in den Halbschatten der Erde ein, berührt jedoch den Kernschatten nicht. Die nächste totale Halbschattenfinsternis wird erst am 29. August 2053 stattfinden.
- Partielle Halbschattenfinsternis: Hierbei taucht der Vollmond nur zum Teil in den Halbschatten der Erde ein. Die Verdunklung ist kaum mit bloßem Auge zu erkennen. Partielle Halbschattenfinsternisse kommen recht häufig vor.
Totale Mondfinsternis – wie der „Blutmond“ oder „Rostmond“ entsteht
Bei einer totalen Mondfinsternis taucht der Vollmond mit vollem Umfang in den Kernschatten der Erde ein – und erscheint plötzlich rötlich verfärbt. Dieses Phänomen wird umgangssprachlich „Blutmond“ oder „Rostmond“ genannt und hat seinen Hintergrund in der Physik. Das Sonnenlicht, das den Mond noch erreicht, muss vorher durch die Erdatmosphäre und wird von dieser gestreut. Langwelliges rotes Licht wird jedoch weniger gestreut als kurzwelliges blaues Licht. Aus diesem Grund erreicht fast nur noch rötliches Licht den Mond – und der leuchtet für die Dauer der Totalität rot auf.
Der Verlauf einer Kernschatten-Mondfinsternis wird in verschiedene Phasen eingeteilt:
- Mond tritt in den Halbschatten ein
- Mond tritt in den Kernschatten ein
- Totalität und „Blutmond“ (nur bei totaler Mondfinsternis)
- Mond verlässt den Kernschatten
- Mond verlässt den Halbschatten
Eine Mondfinsternis kann man überall dort beobachten, wo Nacht ist und der Vollmond am Himmel steht. Ganz im Gegensatz dazu kann man eine Sonnenfinsternis nur in der Region sehen, in der der Mondschatten über die Erde rast. (tab)