Astronom entdeckt Asteroiden – Stunden später meldet die Nasa seinen Einschlag auf der Erde

Ein Astronom entdeckt einen Asteroiden knapp zwei Stunden vor dessen Einschlag auf der Erde. Warum diese Nachricht trotzdem beruhigend ist.
Jan Mayen – Am Freitagabend (11.03.2022) wurde es plötzlich hektisch auf Twitter: Ein ungarischer Astronom hatte einen Asteroiden entdeckt, der nur zwei Stunden später die Erde treffen sollte. Die Kunde verbreitete sich rasend schnell in der Astronomie-Community, denn es handelte sich um ein seltenes Ereignis: Erst zum fünften Mal wurde ein Asteroid vor seinem Einschlag auf der Erde entdeckt.
Seit dem Asteroiden-Einschlag sind mittlerweile mehrere Tage vergangen, große Schlagzeilen hat er bisher nicht gemacht. Das liegt vor allem daran, dass es sich um einen kleinen, ungefährlichen Asteroiden handelte: 2022 EB5, so der Name, den der Himmelskörper erhalten hat, hatte einen Durchmesser von etwa zwei Metern. Entdeckt wurde er am 11. März 2022 um 20.24 Uhr von Krisztián Sárneczky. Knapp zwei Stunden später – um 22.22 Uhr – trat er über dem Nordpolarmeer, südwestlich der norwegischen Insel Jan Mayen, in die Erdatmosphäre ein.
Asteroid 2022 EB5 zwei Stunden vor seinem Einschlag auf der Erde entdeckt
Der Asteroid war eher klein und daher ungefährlich, doch auch er verursachte eine Explosion mit einer Wucht von etwa 2000 Tonnen TNT, wie Infraschall-Instrumente in Grönland und Norwegen zeigten. Allem Anschein nach ist der Asteroid in der Erdatmosphäre explodiert, wie es Asteroiden in dieser Größenordnung meist tun. Dabei entsteht ein Bolide – eine besonders helle „Sternschnuppe“. Sollten Bruchstücke des Asteroiden auf die Erde gefallen sein, dürften sie in den Tiefen des Meeres gelandet sein.
„Kleine Asteroiden wie 2022 EB5 sind zahlreich und sie schlagen regelmäßig in der Atmosphäre ein – etwa alle zehn Monate“, erklärt Paul Chodas, der Direktor des Zentrums für die Beobachtung erdnaher Objekte (CNEOS) der Nasa. „Aber sehr wenige dieser Asteroiden wurden tatsächlich im Weltraum entdeckt und vor ihrem Einschlag ausführlich beobachtet, weil sie bis auf die letzten Stunden sehr dunkel sind. Ein Teleskop muss genau die richtige Stelle zur richtigen Zeit beobachten, um einen Asteroiden zu entdecken“, so Chodas weiter.
Kleiner Asteroid schlug nach seiner Entdeckung auf der Erde ein
Der Einschlag des Asteroiden 2022 EB5 war also vollkommen normal und ungefährlich – weshalb ist er trotzdem berichtenswert? Die Antwort liegt nicht direkt auf der Hand, aber die frühzeitige Entdeckung des Asteroiden ist ein gutes Zeichen. Die fünf Asteroiden, die bisher rechtzeitig entdeckt wurden, waren alle sehr klein, sie hatten Durchmesser zwischen drei und sechs Metern. Dass sie trotzdem vor ihrem Einschlag auf der Erde entdeckt wurden, bedeutet, dass die Fähigkeiten der Fachleute, Asteroiden zu entdecken, immer besser werden. Und das ist eine sehr gute Nachricht, denn Asteroiden können durchaus gefährlich sein.
Name des Asteroiden | Durchmesser |
---|---|
2008 TC3 | 4 Meter |
2014 AA | 3 Meter |
2018 LA | 3 Meter |
2019 MO | 6 Meter |
2022 EB5 | 2 Meter |
Quelle: Sciencealert.com |
Erdnahe Asteroiden im Fokus – Nasa hat einen Plan
Mehr als 28.000 erdnahe Asteroiden sind bisher bekannt. Der Fokus bei der Suche liegt derzeit auf Asteroiden, die größer als 140 Meter sind, da sie große Schäden auf der Erde anrichten können. Doch für die Nasa, das CNEOS und Fachleute, die sich mit der sogenannten planetaren Verteidigung beschäftigen, kam der kleine Asteroid genau recht: Das „echte Ereignis“ habe es ermöglicht, den Ernstfall zu üben, heißt es in einer Nasa-Mitteilung. Es gab „eine gewisse Zuversicht, dass die Einschlagsprognosemodelle des CNEOS in hohem Maße in der Lage sind, den möglichen Einschlag eines größeren Objekts zu bestimmen“, so die Nasa weiter.

Doch auch kleinere Asteroiden können gefährlich sein, wie der Meteor von Tscheljabinsk zeigt, der im Februar 2013 über dem russischen Ural in der Erdatmosphäre explodierte. Durch die Druckwelle wurden zahlreiche Menschen verletzt, Fensterscheiben barsten. Im Nachhinein stellte sich heraus, dass es sich um einen Asteroiden mit einem Durchmesser von 19 Metern handelte, der von Himmelsüberwachungsprogrammen nicht entdeckt wurde, weil er aus der Richtung der Sonne kam.
Die beruhigende Nachricht ist: Wäre der Meteor von Tscheljabinsk nicht aus Richtung der Sonne gekommen, wäre er sicherlich vor seinem Einschlag entdeckt worden. Die US-Raumfahrtorganisation Nasa testet im Herbst erstmals einen Plan, wie man solche Asteroiden in Zukunft abwehren könnte. Für Asteroiden, die aus Richtung der Sonne kommen, hat sich die Nasa auch eine Lösung überlegt: Das künftige Weltraumteleskop „NEO Surveyor“ soll nach solchen Himmelskörpern Ausschau halten. (tab)
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