Jetzt ist Winterzeit: Wann soll die Zeitumstellung endlich abgeschafft werden?
Die Zeitumstellung ist immer noch nicht abgeschafft – und wird es wohl in absehbarer Zeit auch nicht. Woran es derzeit scheitert.
Kassel – Seit 1980 wird in Deutschland zweimal im Jahr die Zeit umgestellt: Im März von Winterzeit auf Sommerzeit, im Oktober von der Sommerzeit zurück auf die Winterzeit. Doch beliebt ist sie nicht, die Zeitumstellung – schließlich sorgt sie jedes Mal für einen Mini-Jetlag für den Körper. Bei einer Online-Abstimmung der EU-Kommission im Jahr 2018 stimmten 4,6 Millionen Europäerinnen und Europäer über die Zukunft der Zeitumstellung ab und sprachen sich mit großer Mehrheit dafür aus, sie abzuschaffen.
In der Folge sprach sich das EU-Parlament dafür aus, die Zeitumstellung ab 2021 abzuschaffen: Im März 2021 sollten zum letzten Mal die Uhren umgestellt werden. Doch dieser Termin ist längst verstrichen und die nächste Zeitumstellung auf Winterzeit steht in der Nacht auf den 30. Oktober bevor. Was ist mit dem Plan, die Zeitumstellung abzuschaffen, passiert? Und wann wird die Zeitumstellung abgeschafft? Ein Überblick über den aktuellen Stand.
Wann wird die Zeitumstellung abgeschafft? Der aktuelle Stand
Nachdem das EU-Parlament 2019 den Vorschlag der EU-Kommission, die Zeitumstellung abzuschaffen, unterstützt hat, sind als Nächstes die Mitgliedsstaaten im Europäischen Rat am Zug. „Der Ball liegt nun bei den Mitgliedstaaten, da es an ihnen liegt, einen gemeinsamen Standpunkt im Rat zu finden“, erklärt Nikola John, Pressereferentin der EU-Kommission, gegenüber regionalHeute.de. Seitdem ist nicht mehr viel geschehen: „Der Rat hat noch keine Position zum Vorschlag der Kommission gebildet“, zitiert das Regionalportal einen Sprecher. Zuletzt habe man im Europäischen Rat im Dezember 2019 über das Thema diskutiert.
Ein Grund, weshalb es nicht vorangeht: Eine Abschaffung der Zeitumstellung hätte viele Auswirkungen – beispielsweise soll verhindert werden, dass in der EU ein Flickenteppich von verschiedenen Zeitzonen entsteht. Doch je nach geografischer Lage ist es für manche Länder förderlicher, dauerhaft die Sommerzeit zu behalten, während in anderen Ländern die Winterzeit vorteilhafter wäre. Bei einer dauerhaften Sommerzeit würde für Länder im Westen die Sonne im Winter erst sehr spät aufgehen, im Osten wäre es bei dauerhafter Winterzeit dagegen sehr früh dunkel. Der befürchtete Zeitzonen-“Flickenteppich“ wäre jedoch vor allem im Tourismus und der Wirtschaft ein Problem. Derzeit gibt es in der EU eine große einheitliche Zeitzone von Spanien im Westen bis Polen im Osten.

Abschaffung der Zeitumstellung: Länder müssen über Zeitzonen entscheiden
Das Land, das die EU-Präsidentschaft innehat, entscheidet, welche Vorschläge auf die Agenda des Europäischen Rats kommen. Die aktuelle tschechische Präsidentschaft hat die Abschaffung der Zeitumstellung nicht in ihrem Programm. Ob Schweden, das ab 1. Januar die Präsidentschaft übernimmt, das Thema auf die Tagesordnung bringen wird, ist noch nicht klar, da die Agenda für das erste Halbjahr 2023 noch nicht veröffentlicht wurde. Doch auch wenn das Thema im Rat landet, dürfte es keineswegs schnell gehen – zu komplex ist die Thematik.
Zeitzone bisher | Länder |
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UTC/GMT (Sommerzeit: UTC+1) | Kanarische Inseln, Faröer, Island, Irland, Portugal, Großbritannien |
Mitteleuropäische Zeit (Sommerzeit: UTC+2) | Albanien, Österreich, Belgien, Kroatien, Dänemark (Festland), Frankreich (Festland), Deutschland, Ungarn, Italien, Niederlande, Norwegen, Polen, Slowakei, Spanien (Festland), Schweden, Schweiz, Tschechien |
Osteuropäische Zeit (Sommerzeit: UTC+3) | Bulgarien, Estland, Finnland, Griechenland, Lettland, Litauen, Moldawien, Rumänien, Türkei, Ukraine, Kaliningrad, Russland |
Moskauer Zeit (keine Sommerzeit) | Weißrussland, Europäischer Teil Russlands, Ukraine: Nur Krim, Luhansk und Donezk |
Quelle: timeanddate.de |
Es scheint, als dürfte die Zeitumstellung noch einige Zeit lang erhalten bleiben. Tatsächlich spielt das Thema auch in kaum einem Land eine so große Rolle wie in Deutschland: Von den etwa 4,6 Millionen Teilnehmenden an der Online-Umfrage im Jahr 2018 stammten rund zwei Drittel aus Deutschland. Allerdings bedeutet das nicht, dass hierzulande eine breite Masse an der Abstimmung zur Abschaffung der Zeitumstellung teilnahm: Nur knapp 3,8 Prozent der Bevölkerung nahmen an der Umfrage teil – europaweit die höchste Beteiligung. (tab)