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„Starlink“-System stört Wettervorhersage – Meteorologe warnt: „Es werden immer mehr“

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Von: Tanja Banner

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Tausende „Starlink“-Satelliten umkreisen die Erde – auf der Erdorberfläche empfangen immer mehr Satellitenschüsseln das schnelle Internet aus dem Weltall. (Künstlerische Darstellung)
Tausende „Starlink“-Satelliten umkreisen die Erde – auf der Erdorberfläche empfangen immer mehr Satellitenschüsseln das schnelle Internet aus dem Weltall. (Künstlerische Darstellung) © imago/Science Photo Library

Kritik an „Starlink“, dem satellitengestützten Internet von SpaceX, gibt es schon lange. Nun meldet sich auch die Meteorologie zu Wort und klagt.

Frankfurt – Die „Starlink“-Satelliten des privaten Raumfahrtunternehmens SpaceX stehen schon seit dem ersten Start im Jahr 2019 in der Kritik. Mittlerweile umkreisen knapp 3500 funktionierende Satelliten die Erde und sorgen für schnelles Internet in vielen Ecken der Erde. Doch nun wird Kritik aus der Meteorologie laut. Wetterforschende stören sich an den zahlreichen „Starlink“-Terminals, die den Empfang des schnellen Satelliten-Internets auf der Erde erst möglich machen, wie fr.de berichtet.

„Wettersatelliten sind weniger in der Lage, das Wetter an Orten zu messen, an denen Menschen eine Starlink-Schüssel verwenden“, erklärt der Satellitenforscher Ad Stoffelen vom Königlich-Niederländischen Meteorologischen Institut (KNMI) gegenüber dem niederländischen Portal NU.nl. „Und es werden immer mehr.“

„Starlink“-Schüsseln sorgen für Probleme bei Wettervorhersage

Stoffelen schildert das Problem der Meteorologie wie folgt: „Das Signal einer Starlink-Schüssel ist auf unseren Wetterkarten oft als heller Punkt zu sehen, als wäre viel Wasserdampf in der Luft.“ Der Hintergrund: Wettersatelliten messen die natürliche Strahlung von Wasserdampf. „Diese Strahlung entspricht fast dem Funksignal einer Starlink-Schüssel“, so der Forscher.

Vor allem die Luft über den Meeren und dem Nordpol interessiert die Meteorologen. Doch gerade an diesen abgelegenen Orten kommt das „Starlink“-Internet immer häufiger zum Einsatz – es wird beispielsweise auf Kreuzfahrtschiffen genutzt oder von Forschenden in der Antarktis. Dort gibt es keine gewöhnlichen Internetverbindungen, weshalb das Internet aus der Erdumlaufbahn wie gerufen kommt.

Die Schüsseln, die man zum Empfang des „Starlink“-Internets benötigt, stören meteorologische Satelliten. (Archivbild)
Die Schüsseln, die man zum Empfang des „Starlink“-Internets benötigt, stören meteorologische Satelliten. (Archivfoto) © IMAGO/Reginald Mathalone

„Starlink“-Terminals stören – Fachmann denkt über drastische Maßnahme nach

Die Meteorologie wird von den „Starlink“-Terminals empfindlich gestört und Stoffelen denkt bereits über drastische Maßnahmen nach: „Möglicherweise müssen wir Orte mit einer Starlink-Schüssel von unseren Messungen ausschließen“, sinniert er. Dabei gibt es jedoch ein Problem, weiß der Fachmann: „Je mehr Gebiete ausgeschlossen werden, desto ungenauer wird die Wettervorhersage.“ Auch internationale Fachleute sind besorgt. Beim jährlichen Treffen der American Meteorological Society in Denver war die Entwicklung ebenfalls ein Thema.

Bisher waren die „Starlink“-Satelliten vor allem der Astronomie ein Dorn im Auge: Neu gestartete „Starlink“-Satelliten sind für einige Zeit hell am Himmel zu sehen und sorgen immer wieder für vermeintliche Ufo-Meldungen. Forscherinnen und Forscher haben bereits Alarm geschlagen, dass die hellen Satelliten ihre Arbeit stören – unter anderem die wichtige Suche nach möglicherweise gefährlichen Asteroiden in der Dämmerung wird von den „Starlinks“ beeinträchtigt.

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Ein anderer Kritikpunkt ist die Situation in der Erdumlaufbahn: Im Orbit wird es dank der zahlreichen Satelliten voll – und SpaceX will weitere Zehntausende Satelliten in die Erdumlaufbahn schicken. Fachleute befürchten, dass die aktuelle Entwicklung zu mehr Weltraumschrott und Kollisionen im Orbit führen könnte. Die ausrangierten Satelliten könnten zu einem weiteren Problem führen: Sie könnten viel Aluminium in die Erdatmosphäre einbringen und so unter anderem auch die Ozonschicht beschädigen. (tab)

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