Adressiert an Außerirdische: Wissenschaftler wollen Nachricht ins Universum schicken

Ein Forschungsteam hat eine Botschaft für mögliche außerirdische Intelligenz erstellt und will diese Nachricht ins Universum hinausschicken.
Pasadena – Sind wir alleine im Universum? Diese uralte Frage zu beantworten, ist das Ziel zahlreicher Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die in unterschiedlichsten Disziplinen forschen. In der Astronomie wird beispielsweise nach Exoplaneten gesucht, auf denen Leben möglich sein könnte.
Außerdem wird auf dem Mars nach Hinweisen auf früheres oder gegenwärtiges mikrobielles Leben geforscht, auch andere Himmelskörper in unserem Sonnensystem sind für die Suche nach Leben interessant. Doch es gibt auch Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen, die sich mit einem ganz anderen Aspekt der Frage beschäftigen: mit der Kontaktaufnahme.
Wie kommuniziert man eigentlich mit Lebewesen von einem fremden Planeten, sollte man eines Tages Kontakt zu ihnen aufnehmen können? Mehrere Male schon haben Forschende versucht, mit anderen Lebensformen im Weltall zu kommunizieren – am bekanntesten ist das Signal, das im Jahr 1974 über das Arecibo-Radioteleskop in Puerto Rico ins Universum geschickt wurde. Das Audiosignal enthielt binär codierte Informationen über den Absender – unter anderem ging es darin um die menschliche Biologie und Population sowie um die Herkunft des Signals.
Kontakt mit Außerirdischen: Forschende wollen Botschaft ins Universum schicken
Da sich der fünfzigste Jahrestag der Arecibo-Botschaft nähert, machen sich Forschende derzeit Gedanken über eine neue Nachricht an außerirdische Wesen. Ein internationales Forschungsteam um Jonathan H. Jiang vom Jet Propulsion Laboratory der Nasa hat gemeinsam ein neues Signal entwickelt, dem die Forschenden den Namen „The Beacon in the Galaxy“ (BITG) gegeben haben. Das Signal kombiniert Aspekte der ursprünglichen Arecibo-Botschaft mit allen weiteren Versuchen, mit Außerirdischen in Kontakt zu kommen – unter anderem die Plaketten auf den interstellaren Raumsonden „Pioneer 10“ und „Pioneer 11“ und die „Golden Records“, die sich an Bord der „Voyager“-Raumsonden befinden, die beide längst den Einflussbereich der Sonne verlassen haben.
In einem Paper, das im Fachjournal Galaxies veröffentlicht wurde, beschreiben die Forschenden ihre Ideen und Vorgehensweise beim Erstellen des neuen Signals. „Der Hauptteil der BITG-Botschaft enthält eine neue Kombination von grafischen Informationen in der Form von Bildern und speziellen ‚Alphabeten‘, die Zahlen, Elemente, DNA, Land, Ozean, Mensch etc. repräsentieren“, erklärt Hauptautor Jiang gegenüber dem Fachportal Universe Today. Sein Mitautor Hanjie Li ergänzt: „Die BITG-Botschaft beginnt und endet mit einem Set von Primzahlen, sodass sie aus den elektromagnetischen Wellen heraussticht, die von außerirdischen intelligenten Zivilisationen leicht aufgeschnappt werden können.“

Botschaft an intelligentes Leben im Weltall: Informationen über menschliche Spezies
Die „Beacon in the Galaxy“-Botschaft ist quasi eine Art Einführung in die Mathematik, Chemie und Biologie auf der Erde, basierend auf der alten Arecibo-Botschaft. „Die Motivation für das Design war, ein Maximum an Informationen über unsere Gesellschaft und die menschliche Spezies in einer minimalen Menge an Nachrichten zu übermitteln“, betont Jiang gegenüber dem Scientific American. „Mit den Verbesserungen in der Digitaltechnik können wir viel mehr erreichen als die Arecibo-Botschaft von 1974“.

Doch warum geht es in der Nachricht um Mathematik und andere Wissenschaften? Die Forschung geht davon aus, dass eine Zivilisation jenseits der Erde, die in der Lage ist, das Signal zu empfangen, auch etwas von Mathematik und Wissenschaft verstehen muss. Das Signal wurde als Bitmap gestaltet – aus binärem Code wurde ein Pixel-Bild erstellt. Der Code könnte über das Allen Telescope Array in Kalifornien oder über das FAST-Radioteleskop in China ins Universum geschickt werden – das Arecibo-Teleskop ist im Jahr 2020 kollabiert und steht nicht mehr zur Verfügung.
Der beste Zeitpunkt für die Nachricht an fremde Lebensformen im Weltraum
Als besten Zeitpunkt für die Übertragung der Nachricht an außerirdische Lebensformen hat das Forschungsteam den März oder Oktober ermittelt. Dann steht die Erde in einem 90-Grad-Winkel zwischen der Sonne und dem Zielort der Botschaft, einem konzentrischen Kreis, der sich fast direkt im Zentrum der Milchstraße befindet. In einer früheren Studie hatten Jiang und weitere Forschende festgestellt, dass das Zentrum der Galaxie der wahrscheinlichste Ort für intelligentes Leben ist.
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Eine große Frage, die die SETI-Community (SETI steht für „search for extraterrestrial intelligence“, also „Suche nach außerirdischer Intelligenz) schon lange umtreibt, ist die, ob man überhaupt Nachrichten ins Weltall hinausschicken sollte (sogenanntes „aktives SETI). Die Bandbreite der Gegenargumente ist groß und schwankt von „Zeitverschwendung“ bis „gefährliches Spiel“ – schließlich habe man keine Ahnung, wer zuhört. Jiang und sein Team wollen nun in einen Dialog starten: „Dies ist eine Einladung an alle Menschen auf der Erde, an dieser Diskussion über das Senden der Nachricht teilzunehmen“, zitiert Scientific American den Forscher. „Wir hoffen, dass wir durch die Veröffentlichung des Papers Menschen dazu ermutigen können, darüber nachzudenken.“ (Tanja Banner)