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Galaxie statt „Sternenspur“? Forscher „sind erleichtert, die Lösung für dieses Problem gefunden zu haben“

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Von: Tanja Banner

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Vergleich: Die mysteriöse Sternenspur im Weltall und der Blick auf die Galaxie IC5249.
Vergleich: Die mysteriöse Sternenspur im Weltall und der Blick auf die Galaxie IC5249. © HST

Ein schwarzes Loch, das aus seiner Galaxie geschleudert wurde und eine Sternenspur hinter sich herzieht - diese Interpretation eines Phänomens im Weltall ist offenbar nicht richtig.

Teneriffa - Anfang April berichtete ein Forschungsteam um den Astronomie- und Physikprofessor Pieter van Dokkum von der Universität Yale von einem Phänomen im Weltall: Ein schmaler, gerader Streifen neu entstandener Sterne, weit von jeder Galaxie entfernt, wurde vom „Hubble“-Weltraumteleskop abgelichtet. Eine Forschungsgruppe um van Dokkum nahm sich der Sache an und stellte eine Theorie auf, die auch im Fachjournal Astrophysical Journal Letters veröffentlicht wurde.

Die Theorie: Ein supermassereiches schwarzes Loch wurde aus seiner Heimatgalaxie geschleudert und zieht auf seinem Weg durch das Weltall eine Spur von neuen Sternen hinter sich her. „So etwas wurde noch nie irgendwo im Universum gesehen“, erklärte van Dokkum nach der Veröffentlichung der Studie. Für die Theorie der Forschungsgruppe müssen jedoch zahlreiche Ausnahmen eintreten - weshalb andere Forschungsteams den Sachverhalt weiter untersuchten. Eine neue Studie, publiziert im Fachjournal Astronomy and Astrophysics, kommt nun zu einem gänzlich anderen Ergebnis. „Trotz des unbestreitbaren Interesses an dieser Idee, ist die tatsächliche physikalische Interpretation nicht frei von Schwierigkeiten“, schreibt die Forschungsgruppe darin.

Neue Studie: Aus einem „fliehenden“ schwarzen Loch wird eine Galaxie

„Die Bewegungen, die Größe und die Anzahl der Sterne passt zu einer Galaxie im lokalen Universum“, erklärt Jorge Sanchez Almeida vom Instituto de Astrofísica de Canarias (IAC) in einer Mitteilung. Almeida ist der Hauptautor der Studie, die eine einfachere Erklärung für das von „Hubble“ beobachtete Phänomen gefunden hat. „Wir bieten eine konventionellere Erklärung an: Der Sternenschweif ist eine von der Seite gesehene Galaxie ohne Ausbuchtung“, heißt es in der Studie. Studienleiter Almeida freut sich über die Erklärung: „Es ist eine Erleichterung, die Lösung für dieses Problem gefunden zu haben. Das neue, vorgeschlagene Szenario ist viel einfacher.“

Auf einer „Hubble“-Aufnahme entdeckt ein Forschungsteam eine seltsame Spur. Sie stellt sich als 200.000 Lichtjahre lange Kette junger blauer Sterne heraus. Ein schwarzes Loch wurde aus seiner Galaxie geschleudert und hat auf seinem Weg Sternentstehung angeregt.
Auf einer „Hubble“-Aufnahme entdeckt ein Forschungsteam eine seltsame Spur. Sie stellt sich als 200.000 Lichtjahre lange Kette junger blauer Sterne heraus. Ein schwarzes Loch wurde aus seiner Galaxie geschleudert und hat auf seinem Weg Sternentstehung angeregt. © NASA, ESA, Pieter van Dokkum (Yale); Image Processing: Joseph DePasquale (STScI)

Zuvor verglich Almeidas Team die mysteriöse Struktur im Universum mit IC5249, einer gut erforschten Galaxie ohne Ausbuchtung, die eine ähnliche Masse von Sternen hat wie die mysteriöse Sternenspur im Weltall. Zur Überraschung aller stellte die Forschungsgruppe eine Überstimmung fest. „Als wir die Geschwindigkeiten dieser weit entfernten Sternstruktur analysierten, stellten wir fest, dass sie denen aus der Rotation von Galaxien sehr ähnlich waren“, erklärt Co-Autorin Mireia Montes. Also habe man beschlossen, eine viel näher gelegene Galaxie zu vergleichen und stellte fest, dass sie sich „außerordentlich ähnlich“ sind.

Universum: „Eine Galaxie, die sich wie eine Galaxie verhält“

Auch das Verhältnis zwischen der Masse und der maximalen Rotationsgeschwindigkeit deute darauf hin, dass es sich bei der ungewöhnlichen Struktur „um eine Galaxie handelt, die sich wie eine Galaxie verhält“, so Ignacio Trujillo, der ebenfalls an der Studie beteiligt war. „Es ist ein interessantes Objekt, weil es eine relativ große Galaxie, sehr weit von der Erde entfernt ist“, erklärte Trujillo. In der Nähe der Erde sei die Mehrheit der Galaxien kleiner. (tab)

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