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Könnten außerirdische Zivilisationen die Menschheit entdecken? Studie zeigt: Erde ist „gut versteckt“

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Von: Tanja Banner

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Blick an den Nachthimmel – die Erde ist im Weltall für außerirdische Zivilisationen gar nicht so einfach zu entdecken, zeigt eine neue Studie.
Blick an den Nachthimmel – die Erde ist im Weltall für außerirdische Zivilisationen gar nicht so einfach zu entdecken, zeigt eine neue Studie. © imago images/imagebroker

Wie wahrscheinlich ist es, dass die Erde von fremden Zivilisationen entdeckt wird? Mit der Methode Mikrolensing ist es eher unwahrscheinlich, zeigt eine Studie.

Manchester – Sind wir alleine im Universum? Angesichts der unglaublichen Anzahl an Himmelskörpern im Weltall ist das fast nicht vorstellbar – weshalb die Fachrichtung „SETI“ (Search for Extraterrestrial Intelligence, also „Suche nach außerirdischer Intelligenz“) bereits seit vielen Jahren nach Leben im Universum sucht. Doch könnte es nicht auch umgekehrt sein? Dass intelligente, außerirdische Zivilisationen ebenfalls nach Leben im Weltall suchen? Forschende um Eamonn Kerins von der Universität Manchester haben versucht, herauszufinden, wie wahrscheinlich es wäre, dass eine fremde Zivilisation die Erde mittels einer bestimmten Technik aufspürt. Ihr Ergebnis: Die Erde ist „gut versteckt“ und für außerirdische Zivilisationen nur schwer zu finden.

Doch von vorne: Wenn Astronominnen und Astronomen nach fremden Planeten suchen, dann nutzen sie meist die „Transit“-Methode. Mit ihr spürt man bisher unbekannte Planeten auf, wenn sie vor ihrem Stern vorbeiziehen und dessen Licht dadurch für kurze Zeit etwas gedämpft wird. Etwa 75 Prozent der mehr als 5000 bekannten Exoplaneten wurde so entdeckt. Weil die Methode nur für Planeten funktioniert, deren Bahnebenen fast genau auf der Kante zur Erde stehen, wird beispielsweise auch das sogenannte Mikrolensing genutzt, um Exoplaneten zu finden.

Könnten außerirdische Zivilisationen die Erde per Mikrolensing-Technik finden?

Dabei wird der Gravitationslinseneffekt (ein Objekt mit großer Masse verstärkt das Licht eines Objekts, das hinter ihm vorbeizieht) ausgenutzt. Bei der Suche nach Exoplaneten sähe das so aus: Das Licht eines weit entfernten Sterns wird von der Masse eines näheren Sterns „verstärkt“. Wird der nähere Stern von einem Planeten umkreist, können Fachleute das im Helligkeitsverlauf erkennen.

Das Mikrolensing hat den Vorteil, dass es auch für sehr weit entfernte Sterne und Planeten funktioniert. Die Methode „erweist sich als eine der besten Techniken, um weit entfernte, massearme Planeten um die häufigsten Sterne in der Galaxie zu entdecken“, schreibt das Forschungsteam um Kerins in einer Studie, die im Fachjournal Monthly Notices of the Royal Astronomical Society veröffentlicht wurde. So kamen die Forschenden auf eine Idee: Wie würde das Mikrolensing-Signal der Erde für außerirdische Zivilisationen aussehen? Könnten sie die Erde mit dieser Technik überhaupt finden?

Im Fachbereich SETI denkt man darüber nach, dass die Orte, die von der Erde aus per Transit-Methode entdeckt werden können, gute Kandidaten für gezielte Suchen nach intelligentem Leben sind – ein Ansatz, den sich die Forschung aus der Spieltheorie geborgt hat (Schellingpunkt). Diesen Ansatz wählt das Forschungsteam um Kerins ebenfalls: Regionen, in denen man von der Erde aus per Mikrolensing Planeten entdecken kann, könnten gute Regionen sein, um dort nach Leben Ausschau zu halten. Mithilfe von Daten der europäischen Weltraumorganisation Esa, die Informationen über mehr als 1,1 Milliarden Sterne im Gaia-Katalog veröffentlicht hat, ermittelten die Forschenden, wo im Weltall das Mikrolensing-Signal der Erde sichtbar wäre.

Suche von außerirdischen Zivilisationen: „Die Erde wäre ein herausforderndes Ziel“

Das Ergebnis: Selbst wenn um jeden Stern, den die Forschenden untersucht haben, ein Planet mit einer technologisch fortgeschrittenen Zivilisation kreisen würde, gäbe es nur wenige mögliche Erd-Beobachter: Durchschnittlich 14,7 Beobachter pro Jahr über den ganzen Himmel verteilt könnten die Erde sehen. Geht man dann noch davon aus, dass technologisch fortgeschrittenes Leben im Weltall selten ist, ist die Wahrscheinlichkeit, dass die Erde mit dieser Methode entdeckt wird, relativ gering.

„Insgesamt scheint die Erde für die Entdeckung durch Mikrolensing durch andere Beobachter sehr dunkel – es sei denn, sie haben eine Empfindlichkeit, die weit über unsere derzeitigen Möglichkeiten hinausgeht“, schreiben die Autoren in ihrer Studie. „Die Erde wäre ein herausforderndes Ziel“, erklärt Kerins gegenüber dem Fachportal Physics World. Sie sei zu nah an der Sonne, um ein starkes Signal für die meisten potenziellen Beobachter abzugeben. „Unser Standort 27.000 Lichtjahre vom Zentrum der Milchstraße entfernt ist etwas wie ein blinder Fleck für Beobachter, die Mikrolensing nutzen“, fügt Kerins hinzu.

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Nahe dem Zentrum der Milchstraße ist die Wahrscheinlichkeit am größten

Um die Technik nutzen zu können, müssten sich zahlreiche Sterne hinter der Erde befinden. „Die beste Position für einen Beobachter befindet sich am Rand unserer Galaxie, mit uns auf einer Sichtlinie in Richtung Zentrum der Galaxie“, erläutert Kerins. Es gebe jedoch nur sehr wenige Sterne am Rand der Galaxie und dementsprechend wenige mögliche Beobachter.

Am höchsten sei die Wahrscheinlichkeit einer Entdeckung in Richtung des Orion-Cygnus-Arms der Milchstraße, schreiben die Forschenden. In der Nähe des Milchstraßenzentrums würden sich außerdem zwei Regionen überlappen: Die Gegend, in der die Erde mithilfe der Transit-Methode wahrgenommen werden kann und die Region, in der die Erde durch die Mikrolensing-Technik entdeckt werden kann. Daher empfehlen die Forschenden diese Region für künftige SETI-Suchen. (tab)

In einer weiteren Studie haben Forschende ermittelt, dass es in der Milchstraße 36 Zivilisationen geben könnte. Wann die Menschheit mit außerirdischen Zivilisationen kommunizieren kann, war ebenfalls schon Thema einer Studie. Eine andere Studie besagt, dass fremde Zivilisationen die Erde seit Jahrtausenden hätten entdecken können. Außerdem arbeiten Wissenschaftler an einer Botschaft, die sie ins Weltall schicken wollen.

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