1. Startseite
  2. Waldeckische Landeszeitung
  3. Lokalsport

Wenn gewinnen zur Gewohnheit wird: Wildunger Alexander Hoyer in der Liga noch ohne Niederlage

Erstellt:

Kommentare

In der Liga noch unbesiegt: Alexander Hoyer steigt mit seinem Wildunger Team in die Bezirksliga auf.
Einen Schritt weiter im Projekt: Alexander Hoyer steigt mit seiner Bad Wildunger Mannschaft in die Bezirksliga auf. © pr

Wenn das Verlieren nicht wäre, würde Sport noch mehr Spaß machen. Und es gibt immer wieder Sportlerinnen und Sportler die es schaffen, die Niederlage zumindest für einen längeren Zeitraum zu meiden. Dazu zählt auch Alexander Hoyer.

Bad Wildungen – Der 36-Jährige führt mit seiner Tischtennismannschaft des VfL Bad Wildungen nicht nur ungeschlagen die Tabelle der Bezirksklasse mit 30:0 Punkten an, sondern auch er selbst hat in der laufenden Saison bisher alle Einzel und Doppel in der Liga gewonnen. Das Team ist vorzeitig Meister und steigt in die Bezirksliga auf.

In dieser Klasse wollte die Mannschaft der Badestädter eigentlich schon in dieser Saison spielen, aber Corona hielt sie ein Jahr länger als geplant in der Kreisliga fest. Der Durchmarsch ist nämlich kein Zufall, sondern ein Projekt, das erst abgeschlossen sein wird, wenn das VfL-Team in der Bezirksoberliga angekommen ist.

Dieses Ziel hatten sich die „Wildunger Jungs“ um die Brüder Alexander und Waldemar Hoyer sowie Alexander Abdo gesetzt als sie 2020 vom Verbandsligisten Eintracht Felsberg in die Niederungen des Tischtennissports hinabstiegen, um den VfL wieder in höhere sportliche Gefilde zu führen. „Wir haben in Bad Wildungen mit dem Tischtennis angefangen und wollen hier wieder etwas aufbauen“, sagte Alexander Hoyer damals.

Zweimal Kreisliga wegen Pandemie 

Als die Pandemie den Sport ausbremste sprang Alexander Abdo aber wieder ab und kehrte nach Felsberg zurück. Er wurde aber gut durch Bernd Nagel ersetzt, der vom TTC Kellerwald kam. Auch wenn Hoyer & Co derzeit fast alles mit links machen, neigen sie weder zum Leichtsinn noch zum Ausruhen auf den Meisterlorbeeren. „Wie trainieren regelmäßig zwei bis dreimal pro Woche“, erzählt Alexander Hoyer.

Vermutlich ist allein schon das Training ein Wettbewerbsvorteil für sie, denn das ist im Tischtennissport nicht immer selbstverständlich. Aber auch die Wildunger haben keinen Trainer, das wiederum ist selbstverständlich in dieser Sportart, außer im Nachwuchsbereich und in höheren Ligen. Und Hoyer weiß auch nicht, warum sich im Tischtennis eine Tradition der Trainerlosigkeit breitgemacht hat. „Vielleicht liegt es am Geld“, mutmaßt der 36-Jährige, der es in seiner Karriere bis in die Hessenliga geschafft hat.

Angriff liegt ihm mehr als Abwehr

Allerdings weiß er, was im Training zu tun ist, um voranzukommen. „Auch wer dreimal die Woche trainiert, aber immer nur dasselbe macht, also keine speziellen Übungen, um sich zu verbessern, oder nur gegen seine Mannschaftskollegen spielt, der wird auch nicht besser“, betont Hoyer, der sich mit seinen 36 Jahren noch ins mittlere Tischtennisalter einstuft. „Ich denke, mit 40 Jahren kann man immer noch so gut spielen wie mit 20, aber mit 50 nicht mehr, dann lassen Reaktionsfähigkeit, Beweglichkeit und Schnelligkeit schon merklich nach.“

Auch im Tischtennis gibt es den Spielertyp Angreifer und Verteidiger. Hoyer stuft sich in die Kategorie Angriffsspieler ein. „Diesen typischen Defensivspieler wie es ihn früher gab, der weit hinter der Platte stand, gibt es heute eigentlich nicht mehr“, erzählt Hoyer. Er könne die Bälle ganz gut blocken, aber mehr habe seine Verteidigungskunst nicht zu bieten.

Auf die Frage, bei welcher Aktion einem Tischtennisspieler das Herz aufgeht, fällt ihm keine Antwort ein. Diese inneren Freuden, die ein Fußballer bei einem Schuss ins Dreieck empfindet, scheinen Tischtennisspieler nicht zu kennen. „Ein bestimmter Schlag löst solch einen Gefühl bei uns nicht aus, dann schon eher ein Sieg, wenn man 2:8 hinten liegt und noch 11:9 gewinnt.“

Allerdings hat Hoyer durchaus eine Schlagkombination, die er so oft wie möglich einsetzt, vielleicht nicht, weil er sie so sehr mag, sondern weil er sie kann. „Mit der Vorhand Topspin vorbereiten und dann mit dem Rückhandschuss den Punkt holen.“

Im Jugendbereich kommt zu wenig nach

Hoyer hat kein Problem damit, eigene Schwächen zu offenbaren, die er einfach nicht los wird: Bei einigen Gegnern fällt es ihm schwer die Angabe anzunehmen. „Wenn der Rückschlag nicht klappt, ärgert mich das bis heute.“

Angaben seien zwar kein Geheimnis mehr, seit sie nicht mehr verdeckt gespielt werden dürften, dennoch gebe es noch Gegner, die wegen ihres Aufschlags gefürchtet seien, die spielten aber nicht in unteren Ligen.

Nervenkostüm ist jetzt engmaschiger

Eine andere Schwäche ist Hoyer allerdings losgeworden. „Wenn es eng wurde im Spiel war ich nur auf Blocken eingestellt, war immer ein Ticken zu passiv, heute spiele ich trotzdem mein Angriffsspiel weiter. Das ist alles nur Kopfsache.“

Seine mentale Stärke ist gefragt, wenn Hoyer im Spiel bemerkt, es läuft nicht. Es ist sehr schwer da wieder rauszukommen. Selbstgespräche helfen dabei: „ Ich sage mir jetzt vor jedem Ballwechsel, hey jetzt konzentrieren, sobald man gedanklich abschweift ist der Punkt schon verloren“, erzählt Hoyer, der sich um die Zukunft des Tischtennissport in Waldeck-Frankenberg große Sorgen macht. „Im Jugendbereich kommt einfach zu wenig nach.“

Er weiß mittlerweile auch wieder wie sich eine Niederlage anfühlt. Denn im Finale des Bezirkspokals hat es Hoyer im Einzel auch mal erwischt. Nicht schlimm. Er ist auch ein guter Verlierer. rsm

Auch interessant

Kommentare